9 SCIENCE FICTION-STORIES
keinen Streit an. Warum kannst du ihn nicht einfach ignorieren?«
»Nein«, sagte er. »Es gibt Dinge, die man einfach nicht tut. Diesmal kommt er mir nicht davon.«
Er spürte Cherrys spöttische Augen auf sich gerichtet – und Noonans. Carol stand am Ufer des Stroms und versuchte unsicher, ihren Körper mit den Händen vor neugierigen Blicken zu schützen. »Steig ins Wasser!« befahl er barsch. »Ich will nicht, daß er dich so ansieht!«
Schweigend gehorchte sie. Dawes ging dem Höhleneingang zu, wo Noonan wartete, noch immer gegen die Wand gelehnt. Der ältere Mann schien ihn um einen halben Meter oder mehr zu überragen.
Dawes redete ihn scharf an: »Versuchen Sie, das Leben hier drinnen unerträglicher zu machen? Sie hätten sie nicht derart anstarren müssen, als sie sich auszog.«
»Ich schaue dorthin, wohin immer es mich freut, mein Junge. Und Ihre Vornehmheit geht mir auf die Nerven. Das hier ist kein Hotel für wohlhabende Touristen.«
»Machen Sie uns das Leben hier nicht schwer«, fuhr Dawes fort. »Ich will nicht, daß Sie Carol beobachten, wenn wir baden. Ab jetzt, Noonan. Haben Sie mich verstanden? Wir können wenigstens vorgehen, zivilisiert zu sein – auch wenn einige hier es nicht sind.«
Noonan schlug ihn. Dawes hatte den Schlag erwartet und sich dementsprechend vorbereitet. Er drehte sich flink zur Seite und versetzte Noonan gleichzeitig eine schallende Ohrfeige. Der Riese nahm sie wie einen Mückenstich hin, lachte und boxte Dawes in den Magen. Dawes spürte seine Knie weich werden. Er nahm sich zusammen, holte tief Luft.
Er warf sich wütend auf Noonan, verfehlte ihn um einen halben Meter und schlug wieder zu. Diesmal öffnete Noonan seine große Hand, packte Dawes’ schwingenden Arm und verdrehte ihn.
Brüllend versuchte Dawes, sich zu befreien. Es gelang ihm, mit der einen freien Hand Noonans Kehle zu fassen und lenkte diesen dadurch ab. Dawes riß sich los. Keuchend tänzelte er einige Schritte zurück, von Kampfesstimmung erfaßt .
Er schnellte vor und stieß mit der Faust zu. Noonan wehrte die Hand ab, sprang vor und schlug ihm auf die rechte Schulter. Dieser Schlag betäubte Dawes. Er spürte die Wogen des Schmerzes vom Arm bis zu den Fingerspitzen. Verzweifelt versuchte er, einen Schlag anzubringen, und wieder packte Noonan sein Handgelenk.
Diesmal gab es kein Entkommen. Noonan zwang ihn unerbittlich zu Boden.
»Ich werde dorthin schauen, wohin immer es mich freut«, wiederholte Noonan ruhig. Weder Bosheit war in seiner Stimme, noch Zorn. Es war lediglich die Bemerkung eines Siegers. »Hören Sie, Dawes? Sie erteilen keine Befehle hier drinnen. Wenn ich Ihr Mädchen anschauen will, schau ich es an, und Sie werden mir das nicht verbieten. Verstanden, Dawes?« Er ging fort.
Carol war während der ganzen Kampfhandlung beim Fluß geblieben. Jetzt kam sie zu ihm. Sie war naß und noch immer nackt, aber das schien ihr jetzt gleichgültig zu sein. Nach diesem Streit würde jede Vortäuschung züchtigen Verhaltens in der Höhle sinnlos sein.
Sie schaute auf ihn hinunter, ohne zu sprechen, ohne zu lächeln, ohne ein aufmunterndes Wort. Dawes konnte nicht unterscheiden, ob der ernste Blick mitleidig war oder verächtlich. Nach einer Weile ging sie weg, zurück zum Strom und begann sich anzukleiden.
Mit Hilfe der Ellbogen setzte er sich auf und massierte seine Handgelenke. Vorn sah er Noonan, der sich zu einem Schläfchen ausgestreckt hatte. Cherry zeichnete Figuren in den Sand. Es war sehr still in der Höhle.
Langsam ging er zurück zum Strom, kniete sich nieder und schüttete sich Wasser übers Gesicht; der Schock plötzlicher Kälte linderte ihm die brennenden Schmerzen, die von Noonans Schlägen herrührten. Sich schüttelnd ging er dann wieder nach vorn, vorbei an Cherry und Noonan
Weitere Kostenlose Bücher