9 SCIENCE FICTION-STORIES
und schaute aus der Höhle. Die Lichtung unten war vollgestopft mit Fremden.
Er überlegte sich, ob ihnen die Vorstellung gefallen hatte.
15
Nach diesem Vorfall bestanden wieder die früheren gespannten Beziehungen zwischen den vier Gefangenen in der Höhle.
Dawes litt am meisten. Er hatte dumm gehandelt, übereilt. Er hatte Noonan absichtlich herausgefordert, ihn zu verhauen. Und er war in Carols Augen gesunken. Ganz klar. Das einzige, was sie an ihm respektieren konnte, war seine Intelligenz – und er hatte sich nicht gerade intelligent gegenüber Noonan benommen. Carol wollte einen Mann, der für sie sorgen konnte, der sie beschützte vor den Spannungen und Härten des Existenzkampfes auf dieser schreckenerregenden Welt – und Dawes hatte keineswegs bewiesen, diese Art von Mann zu sein.
Aber Mitgefühl kam von unerwarteter Seite – von Cherry, die Noonan mit einem bösen Blick bedachte und besänftigende Worte für Dawes fand. Noonan erwiderte ihren Blick ebenso zornig. Seine Herrschsüchtigkeit begann Cherry offensichtlich zu irritieren. Dawes überlegte, wann es zwischen den beiden wohl zum offenen Bruch kommen würde.
Der Strudel sich widerstreitender Gemütsbewegungen verstärkte sich. Beide Frauen liebten und bemitleideten Dawes zu gleichen Teilen. Cherry fühlte sich körperlich zu Noonan hingezogen, fand aber sein gebieterisches Wesen abstoßend; seine Art, sich Rechte zu erzwingen. Noonan betrachtete Cherry als sein Eigentum, war aber unmißverständlich auch an Carol interessiert. Und so ging es weiter und weiter, während die Fremden sich draußen versammelten und die Stunden dem Sonnenuntergang näherglitten und Osiris’ mondloser Finsternis.
Dawes saß verbittert da und fühlte, daß er vollkommen in Ungnade gefallen war. Cherry sang mit leiser Stimme ihre alten Night-Club-Songs, Carol tat nichts. Noonan badete, schlief eine Weile lang, wachte auf und ging zum Höhleneingang. Dort steckte er den Kopf hinaus und starrte lange hinunter, als messe er irgendeine Entfernung aus.
Dann kam er zurück und sprach kurz mit Cherry. Danach ging er weiter zu Carol, die still an eine Wand gelehnt saß.
Dawes schrak aus seinem dumpfen Brüten auf. Noonan wisperte ihr gerade etwas zu. Er spitzte die Ohren, um ihre Konversation aufzufangen, aber der Ausdruck in Noonans Gesicht verriet ihm ohnehin alles.
Cherry durchquerte die Höhle, ließ sich an Dawes’ Seite nieder und legte ihre Hand auf seine, als er begann, diese zur Faust zu ballen.
»Beachte sie nicht«, murmelte sie. »Es mußte wohl so kommen, früher oder später. Reize ihn nicht, dich noch einmal zu schlagen.«
»Wird sie auf ihn hören?«
Cherry zuckte die Achseln. »Das weiß ich nicht. Man kann das nie im voraus sagen.«
»Ich hasse ihn«, sagte Dawes düster. »Ich hasse beide. Wäre er nicht doppelt so stark wie ich …«
»Aber er ist es«, unterbrach ihn Cherry. »Du brauchst dich also nicht unnütz aufzuregen.«
Sie schüttelte ihr langes, blondes Haar. Der Mangel an Pflege ließ es strähnig werden, und es schien Dawes, als wäre der neue Wuchs dunkler. Es überraschte ihn nicht sehr, daß Cherrys Blond künstlich war.
Er versuchte sich zu entspannen, die Tatsache zu ignorieren, daß ihm Noonan in einem andern Teil der Höhle Carol weglockte.
Nach langem Schweigen sagte Cherry: »Weißt du, Noonan glaubt einen Fluchtweg entdeckt zu haben.«
»Was?«
»Schhh. Er verriet es mir gerade vorhin. Er sagt, ein schmaler Sims befinde sich am Felsen, ein Stück tiefer. Er glaubt, wir könnten ihn mit einem Seil erreichen, das wir aus unseren Kleidern knüpfen müßten. Aber dir wollte er nichts davon sagen, denn er will dir nicht helfen.«
Dawes setzte
Weitere Kostenlose Bücher