Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
Vom Netzwerk:
mas­si­ven Schlag auf Noo­n­ans Lip­pe. Noo­nan knurr­te är­ger­lich und warf ihn mit zwei ra­schen Hie­ben nie­der. Dawes schlug hart auf, Schmerz durch­zuck­te sei­nen Kör­per. Er rang nach Atem. Noo­nan stand über ihm und trat nach ihm. Je­der Tritt be­rei­te­te Dawes neue Qua­len.
    End­lich hör­te Noo­nan auf. Dawes lag ver­krümmt am Bo­den, die Hän­de schüt­zend vor dem Ge­sicht. Noo­nan stand über ihm. Ein selt­sa­mer Aus­druck von Schuld­be­wußt­sein er­schi­en in sei­nen Zü­gen. Sei­ne Un­ter­lip­pe schwoll an.
    Dawes setz­te sich auf, be­tas­te­te sei­ne Rip­pen. Nichts war ge­bro­chen. Hei­ser sag­te er zu Noo­nan: »Nun gut. Sie hat­ten sich ja da­nach ge­sehnt, mich wie­der zu Bo­den tre­ten zu kön­nen, und nun hab’ ich Ih­nen die­se Freu­de ge­macht. Al­les ver­lief nach Ih­rem Plan. Ich hof­fe es we­nigs­tens.« Noo­nan sah voll­kom­men ab­ge­kämpft aus. Er sprach nicht. Dawes wisch­te einen Bluts­trop­fen vom Mund und fuhr fort.
    »Noo­nan, Sie sind ein star­ker Mann und ein ei­ni­ger­ma­ßen klu­ger Mann. Aber Ih­nen fiel nichts ein, wie wir aus die­ser Höh­le ent­kom­men könn­ten. Und Sie hät­ten sich rich­tig­ge­hend ver­dammt ge­fühlt, hät­ten Sie mich re­den las­sen, oh­ne mich vor­her zu ver­prü­geln. In Ord­nung. Ich ließ mich ver­prü­geln.«
    »Hö­ren Sie …«, be­gann Noo­nan un­si­cher.
    Dawes schnitt ihm das Wort ab. Trotz der Schmer­zen fühl­te er sich ir­gend­wie hei­ter. »Jetzt hö­ren Sie mir zu. Wir kön­nen ent­kom­men, wenn wir nur zu­sam­men­hal­ten. Al­le vier.
    Ich weiß nicht, wel­cher Art die­se Frem­den hier sind – aber sie sind nicht so pri­mi­tiv, wie sie aus­se­hen. Wir ha­ben sie als ge­fähr­li­che, af­fen­ähn­li­che We­sen ab­ge­tan, aber sie sind viel harm­lo­ser und viel klü­ger. Ich glau­be, sie raub­ten und sperr­ten uns hier oben ein, um un­se­re Ge­fühlss­ka­la be­ob­ach­ten zu kön­nen. Sie nah­men vier. Vier Men­schen, die sich kaum kann­ten. Sie war­fen uns hier her­ein und lie­ßen uns al­lein. Sie wuß­ten ver­dammt gut, was pas­sie­ren wür­de. Sie wuß­ten, wir wür­den ein­an­der zu has­sen und zu be­kämp­fen be­gin­nen. Und ge­nau das woll­ten sie. Sie er­war­te­ten sich ei­ne Art Are­na-Vor­stel­lung, ei­ne dra­ma­ti­sche Ak­ti­on. Ei­ne Art Un­ter­hal­tung. Gut. Sie hat­ten recht. Wir lie­fer­ten ih­nen ei­ne tol­le Show. Und ich wet­te, sie ha­ben al­les vollauf ge­nos­sen: je­des biß­chen Streit und Haß und Kampf, das sich hier seit un­se­rer An­kunft ab­ge­spielt hat.«
    Dawes hielt in­ne. Nun, da man ihn ließ, brach­te er sei­ne Mei­nung flie­ßend vor und leg­te nur Pau­sen ein, wenn er sei­ne Ge­dan­ken ein­wir­ken las­sen woll­te.
    »Er­zäh­len Sie wei­ter«, sag­te Noo­nan ru­hig. »Spre­chen Sie aus, was Sie uns zu sa­gen ha­ben.«
    »Wir müs­sen ein­an­der nicht has­sen, das ist es, was ich aus­drücken möch­te. Si­cher­lich, wir ge­hen uns auf die Ner­ven. So­gar vier Hei­li­ge wür­den sich in ei­nem Kä­fig wie die­sem schla­gen. Aber wir kön­nen dem Haß ei­ne an­de­re Rich­tung ge­ben. Wir kön­nen sie has­sen. Und die bes­te Art, ih­nen un­se­ren Haß zu zei­gen, ist, ein­an­der zu lie­ben. Durch Zank und Streit lie­fern wir uns ih­nen aus. Laßt uns zu­sam­men­hal­ten, laßt uns ver­su­chen, ein­an­der zu ver­ste­hen. Ich ge­be zu, ge­nau­so selbst­süch­tig wie je­der von euch ge­we­sen zu sein. Wir al­le sind schuld. Wenn wir uns aber jetzt än­dern – Him­mel, dann kön­nen sie uns ge­nau­so we­nig brau­chen wie Kampf­häh­ne, die nicht kämp­fen wol­len. Und wir kön­nen die­ses Seil knüp­fen, und sie wer­den uns zie­hen las­sen.«
    Nie­mand sprach, als Dawes fer­tig war. Er gab ih­nen Zeit, al­les zu über­den­ken. Schließ­lich sag­te Cher­ry: »Sie sind al­so wie Pa­ra­si­ten. Fin­den Spaß an un­serm Haß?«
    »So ist es.« Dawes schau­te zu Noo­nan. »Was mei­nen Sie? Glau­ben Sie, daß mei­ne Theo­rie ir­gend­ei­nen Sinn hat?«
    Lang­sam be­gann Noo­nan zu lä­cheln, trotz der ge­schwol­le­nen Lip­pe. »Ja. Mag sein, daß Sie auf der rich­ti­gen Spur sind. Ich glau­be, wir könn­ten es ver­su­chen.«
     
16
     
    Das Seil ver­schlang

Weitere Kostenlose Bücher