9 SCIENCE FICTION-STORIES
ist alles.«
Noonan hob sie auf und wies ihr die Richtung. Sie setzten ihren Marsch wieder fort.
Sie folgten einem gut ausgetretenen Pfad durch das Dickicht. Zurückblickend konnte Dawes das schwarze Massiv der Klippen sehen, und so dachte er, auch die zwei Seile, rot und gelb und braun und grün. Je tiefer die Sonne sank, um so kälter wurde es im Wald. Vögel zwitscherten in den Bäumen; kleine Tiere mit durchscheinender Haut, die wie Eidechsen aussahen, sprangen von Felsbrocken auf, piepsten der Gruppe spöttisch zu und eilten dann in das schützende Dickicht.
Sie trotteten weiter. Dawes begann, die Auswirkungen seines Hungers zu spüren – die letzten fünf Tage nur eine Mahlzeit täglich, und die nicht sehr nahrhaft. Am liebsten wäre er stehengeblieben und hätte versucht, eines der komischen kleinen Waldtiere mit einem Stein zu erschlagen. Aber dann sagte er sich, daß sie wahrscheinlich nicht mehr hochkommen würden, ließen sie sich einmal nieder. Er zwang sich, immer einen Fuß vor den andern zu setzen. Seine Beine schmerzten. Dadurch, daß seine Füße nackt in den Schuhen steckten, rieb er sich die Fersen wund. Aber Noonan strebte zügig voran.
Sie befanden sich auf ihrem Weg zurück zur Kolonie. Sonderbares und Mysteriöses war ihnen widerfahren, aber es war überstanden, und sie kehrten nun zurück. Dawes tröstete sich mit solchen Gedanken. In Kürze würden sie wieder andere Menschen sehen. Haas und Dave Matthews und Ed Sanderson und Sid Nolan und all die andern. Eigentlich waren es fremde Menschen für ihn, aber in diesem Augenblick betrachtete Dawes sie als alte Freunde, Freunde, nach denen er sich schon lange gesehnt hatte.
Wenig später blieben sie wieder stehen. Wieder wegen Carol. Sie warf sich auf den Boden, schluchzte und gab sinnlose Laute von sich.
Noonan hob sie auf. Dawes stand zurück, obwohl sie rechtmäßig seine Frau war. Sie würde getragen werden müssen, und er hatte gerade noch Kraft genug, um sich selbst fortzuschleppen. Also würde Noonan sie tragen müssen. Das war ganz klar. Dawes protestierte also nicht, als Noonan sagte: »Wir sind beinahe am Ziel. Ich werde sie das letzte Stück tragen. Wie geht es euch beiden?«
»Ich werde es schaffen«, sagte Cherry. »Vorausgesetzt, daß ich nicht vorher erfriere.«
»Dawes?«
»Auch in Ordnung.«
»Dann also los.«
Schritt um Schritt; und jeder Schritt, so sprach Dawes sich eindringlich vor, brachte ihn näher zur Kolonie, zu Speisen, zur Wärme, zu Kleidern. Außer, natürlich, Noonan hätte sie die ganze Zeit in die falsche Richtung geführt. Das könnte sein. Nein, hielt er dann wieder dagegen, die Klippen lagen noch immer hinter ihnen, und so mußten sie auf dem richtigen Weg sein. Sein müder Verstand erdachte schaurige Phantastereien: Angenommen, die Fremden wären ihnen ständig gefolgt, boshaft all ihre Leiden genießend, und planten nun, sie genau in dem Augenblick niederzumetzeln, da die vertrauten Mauern vor ihnen auftauchen würden? Oder vielleicht war der Platz leer, alle Kolonisten tot oder gefangen, und nur Dawes und Carol, Noonan und Cherry allein würden die Bevölkerung von Osiris bilden!
Er schüttelte diese Gedanken ab und ging und ging. Plötzlich kamen sie auf eine Lichtung.
»Schaut euch das an«, frohlockte Noonan.
Etwa hundert Meter vor ihnen lag die Kolonie.
17
Gewehrmündungen begrüßten sie, als sie vor der Umzäunung auftauchten: mit wunden Füßen, schmutzig, frierend. Aus Beobachtungslöchern in der Mauer fuhren die Läufe heraus; anscheinend wachten die Kolonisten jetzt über jede Bewegung, die vom Wald kam.
»Sachte! Sachte!« schrie Noonan. »Wir sind Freunde. Menschen.«
Eine Stimme hinter der Mauer sagte deutlich: »Himmel! Das sind ja keine
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