9 SCIENCE FICTION-STORIES
beinahe jedes Stückchen Stoff, das sie am Leibe hatten. Etwas anderes besaßen sie ja nicht.
»Gut«, sagte Noonan endlich. »Vielleicht reicht das. Testen wir es einmal. Dawes, gehen Sie zum andern Ende und ziehen Sie fest an.«
Dawes nahm das Seil, schlang es sich zweimal um die Hand und zog an, so fest er nur konnte, wobei er seine Füße in den Sand bohrte, um den Halt nicht zu verlieren. Die Leine hielt.
»Wunderbar«, brummte Noonan, »sie ist stark genug.«
Er befestigte das eine Ende der Leine an einem vorspringenden Felsen nahe dem Höhleneingang, schleuderte das freie Erde hinunter und ließ das Seil baumeln. Dann beugte er sich über den Abgrund, blickte abschätzend hinunter und sagte dann: »Einige Meter fehlen noch. Da muß die Unterwäsche her.«
Niemand protestierte. Noonan holte die Leine herauf und knüpfte die Wäsche an. Dawes grinste und kommentierte: »Aus dieser Höhle kommen ist gleichbedeutend mit einer Geburt! Wir kommen nackt heraus.« Er zitterte vor Kälte, aber das neue Kameradschaftsgefühl, das sie nun verband, wärmte ihn.
Noonan sagte: »Ich werde bis zu jenem Saum hinunterklettern. Carol und Cherry werden mir folgen. Und dann Sie, Dawes. Alles klar?«
Noonan packte die Leine, zog daran, um ihre Festigkeit nochmals zu prüfen und schwang sich über den Rand. Bevor er vollends untertauchte, grinste er, und Dawes grinste zurück.
»Viel Glück, Noonan.«
»Danke. Ich werde es brauchen können.«
Dawes schaute gespannt zu, wie Noonan sich hinunterließ, Armlänge um Armlänge, schaukelnd im Wind. Er baumelte schon am äußersten Ende der Leine, und noch immer waren seine Füße einen Meter oder zwei vom Vorsprung entfernt. Er ließ los; mit den Beinen zappelte er nach Halt, mit den Armen balancierte er heftig, und dann stand er sicher da, schaute hinauf und lächelte.
»Alles in Ordnung«, rief er. »Carol, du bist die nächste. Umklammere das Seil mit den Füßen und halte dich fest an.«
Blaß und furchtsam über alle Maßen ergriff Carol das Seil. Sie zögerte.
»Nur weiter«, ermunterte sie Dawes sanft, »es kann nichts passieren. Halte dich nur fest, laß dich hinunter, Hand um Hand.«
Das Mädchen faßte das Seil, umschlang es mit den Beinen und begann hinunterzuklettern. Dawes hielt den Atem an. Das Seil schien unendlich lang zu sein. Würde sie durchhalten? Oder würde sie ermüden und abstürzen, zwanzig Meter über dem Boden?
Sie schaffte es. Sie hing in der Luft über Noonan; er streckte, die Arme nach ihr aus, drängte sie loszulassen, und endlich tat sie es. Er fing sie auf und stellte sie sicher auf den schmalen Sims.
Cherry folgte. Äußerlich sah man ihr keine Furcht an, und sie erledigte den Abstieg schnell und geschickt. Dawes wartete, bis sie neben Carol stand. Dann, einen letzten Blick in die Höhle werfend, nahm er selbst das Seil in die Hand.
In der Schule war er oft an Seilen geklettert, in dem fruchtlosen Versuch, seine schwachen Muskeln auszubilden. Aber jene Seile waren nur fünf oder sechs Meter lang gewesen. Dieses hier hatte die dreifache Länge und keine schützende Matte darunter.
Immer eine Hand unter die andere setzend, kletterte er hinunter, den schneidenden Wind auf seiner bloßen Haut spürend. Er wußte, die andern warteten auf ihn, beobachteten ihn. Einmal schaute er hinunter und sah, daß er etwa in der Mitte war. Seine Muskeln zuckten, und die Arme fühlten sich an, als würden sie bald aus den Gelenkpfannen springen. Aber er schaffte es.
Er schwebte über dem Sims, und Noonan fing ihn auf und brachte ihn in Sicherheit. Das Seil schwang hoch in die Luft und klatschte zurück auf die Felswand.
Dawes atmete auf und schaute dann vom Sims hinunter. »Wir sind noch immer wenigstens zwölf, dreizehn Meter über dem Boden. Was nun?«
»Werde versuchen,
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