9 SCIENCE FICTION-STORIES
sie sich zusammen. Über ihnen flatterten zwei Seile im Wind.
Cherry sagte: »Und kein Fremder ist in Sicht. Nirgends.«
Dawes schaute sich blitzschnell um, als erwarte er, die plumpen, affenähnlichen Wesen beobachtend hinter Bäumen versteckt zu sehen. Vielleicht stimmte das auch. Aber blicken ließen sie sich jedenfalls nicht.
»Seht ihr?« triumphierte Dawes. »Sie sind nicht mehr an uns interessiert. Wir haben ihnen nichts mehr zu bieten, da wir aufgehört haben, einander zu bekriegen. Jetzt ist es ihnen gleichgültig, was wir tun.«
»Mir ist kalt«, sagte Carol plötzlich. »Uns allen«, bemerkte Cherry. »Marschieren wir lieber los, zurück zur Kolonie, bevor sich die Fremden entschließen, uns vielleicht doch nicht aufzugeben.«
Dawes nickte. Er deutete auf den Wald. »Die Kolonie müßte geradeaus dort liegen. Was meinen Sie, Noonan?«
Noonan runzelte nachdenklich die Stirn und sagte: »Ja, ungefähr. Wir müßten den Weg zurück durch den Wald ohne wesentliche Schwierigkeiten finden, wenn wir jetzt starten.«
Sie zogen los, im Gänsemarsch – Noonan an der Spitze, gefolgt von Carol, dann Cherry und Dawes. Obwohl die Sonne strahlend am Himmel stand, war es kalt; die Temperatur lag kaum über zehn Grad, schätzte Dawes. Keine Temperatur jedenfalls für Leute, die nackt umherwanderten.
Er war dankbar, daß sie ihre Schuhe noch hatten, wenn auch ihre Strümpfe dem Seil zum Opfer gefallen waren. Der Waldboden war bedeckt mit stechenden Nadeln. Der Wind blies, aber die Bäume dienten ihnen als Schild gegen die ärgsten Stöße.
Etwa zwei Stunden hatte es gedauert, als sie den Wald das erstemal in den Händen der Fremden durchquert hatten. Nach Dawes’ Berechnungen würde die Nacht nicht vor drei Stunden hereinbrechen. Mit ein wenig Glück, wenn sie den richtigen Weg einschlügen, würden sie noch vor der Dunkelheit zurück in der Kolonie sein. Andernfalls würden sie sich am Boden ausstrecken und das Morgengrauen abwarten müssen, um dann die Suche nach der Kolonie fortzusetzen.
Aber Noonan führte sie so zuversichtlich, daß Dawes sich nicht länger sorgte. Springenden Schritts drang der Riese voran, vergewisserte sich oft, daß niemand zurückgeblieben war und verspürte sichtlich kein Unbehagen, trotz der Kälte und seiner Nacktheit.
Dawes erkannte, daß er es sich noch vor wenigen Monaten unmöglich hätte vorstellen können, einmal mit nichts als nur einem Paar arg mitgenommener Schuhe lässig durch den Wald zu wandern, noch dazu in der Gesellschaft von zwei Frauen und einem Mann. Jetzt machte es ihm kaum etwas aus. Eine neue Welt, neue Einstellungen, dachte er. Nach diesen Tagen in der Höhle waren Schamgefühle völlig fehl am Platz. Er kannte diese drei Körper vor sich so gut wie seinen eigenen.
Nachdem sie eine Stunde marschiert waren, blieben sie stehen; Carol war erschöpft. Noonan betrachtete den Stand der Sonne, verkniff das Gesicht und kündigte an, daß ihnen wenigstens noch zwei Stunden und eine halbe bis Sonnenuntergang zur Verfügung stünden. »Reichlich Zeit, um hinzukommen«, fügte er hinzu. »Wenn wir keine Umwege machen.«
»Mir ist kalt«, sagte Carol. »Ich bin hungrig. Müde. Ich halte das nicht durch.«
Dawes schaute sie mitleidig an. Sie wirkte abgekämpft und erschöpft. Sie hatte an Gewicht verloren, schien nur noch aus Haut und Knochen zu bestehen. Die Tage in der Höhle hatten Carol mehr als jeden andern mitgenommen. Daß Noonan eine Gefangenschaft hinter sich hatte, sah man ihm beinahe nicht an; Cherry schaute verwahrlost, aber gesund aus und war schlank geworden. Dawes schmerzte der ganze Körper, aber er fühlte sich wunderbar.
»Komm«, sagte er sanft zu Carol, »wir sind bald da. Nur noch eine Stunde müssen wir gehen, das
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