9 SCIENCE FICTION-STORIES
die Leine loszubekommen«, sagte Noonan. »Haltet mich alle fest. Wenn es mir gelingt, binden wir sie dann hier an und klettern hinunter.«
»Und wenn es nicht gelingt?« fragte Dawes.
Einen Augenblick lang machte Noonan ein finsteres Gesicht. »Diese alte Gewohnheit haben Sie noch immer nicht abgelegt. Sie stellen zu viele heikle Fragen. Los – stützt mich!«
Sie hielten ihn, während er an der Leine zerrte. Muskelstränge traten an Noonans Schultern und am Rücken hervor, und Sehnen strafften sich am Arm. Aber die Leine war oben zu fest angebunden worden. Sie wollte nicht abgehen. Noonan zog kräftiger …
Das Seil riß mit einer Wucht, die sie beinahe alle vier vom Sims geworfen hätte. Noonan schaute auf das Stück, das er in der Hand hielt und dann hinauf zum Seil, das noch vom Felsen baumelte. Das Seil war in der Mitte gerissen.
Noonan fluchte entsprechend. »Damit hatte ich nicht gerechnet. Aber es hätte auch schlimmer enden können, glaube ich.«
»Wie lang ist das Seil noch?« fragte Dawes.
»Schauen Sie selbst.«
Noonan ließ das Seil hinunterhängen. Es endete etwa sechs Meter über dem Boden. Und, dachte Dawes, ein Sechs-Meter-Sprung war direkt eine Herausforderung für Beinbrüche oder Ärgeres – und noch lag ein Marsch von etwa zehn Meilen vor ihnen, zurück zur Kolonie.
Er schaute fragend zu Noonan. Dieser meinte: »Es geht trotzdem. Aber nur, wenn wir zusammenhalten. Im wahrsten Sinn des Wortes. Ich werde hinunterklettern. Dawes, Sie folgen mir, klettern an mir hinunter und hängen sich an meine Fußknöchel. Die Mädchen werden dasselbe machen und abspringen, wenn sie Ihre Füße erreicht haben. Von dort weg wird der Sprung nicht mehr als etwa anderthalb Meter betragen.«
Irgendwie gelang es. Noonan kletterte das verkürzte Seil hinunter, so weit er nur konnte, und blieb dort wartend hängen. Dawes war der nächste; ließ sich hinunter, bis er Noonans Schultern berührte, kletterte dann vorsichtig Noonans Körper entlang, bis er an seinen Füßen baumelte.
»Los, los!« schrie Noonan. »Wir können hier nicht ewig so hängen!«
Dawes hielt sich krampfhaft fest. Seine Zehenspitzen befanden sich etwa drei Meter vom Boden entfernt. Carol kam herunter; er konnte jede ihrer Bewegungen spüren. Er schaute hinauf. Sie kletterte gerade über Noonans Schultern, erreichte dann seine eigenen. Ihr Gesicht war blaß vor Anstrengung. Kurze Zeit klammerte sie sich an Dawes’ Hüften fest, glitt seine Beine hinunter und ließ los. Er schaute ihr nach; sie war zu einem Häufchen zusammengesunken, stand aber schon wieder auf.
Als nächste kam Cherry. Dawes’ Arme schmerzten unsagbar. Er festigte seinen Griff an Noonans Knöcheln. Aber es half nichts, er konnte einfach nicht mehr. Als Cherrys Fuß seine Schulter streifte, ließ er los und fiel zu Boden. Beim Aufprall sank er zusammen, konnte sidi aber mühelos wieder aufrichten. Cherry hing noch an Noonan.
»Vorwärts!« rief Dawes ihr zu. »Laß los, ich werde dich fangen!«
Sie löste sich; Dawes festigte seinen Stand und bremste ihren Fall, aber ihr Gewicht drückte ihn wieder nieder. Sekunden später landete Noonan obenauf.
Nachdem sich die anfängliche Verwirrung gelegt hatte, krabbelten sie auf die Beine und begannen zu lachen. Cherry war die erste, dann stimmte Noonan ein, dann Dawes, dann Carol; und sie lachten fast eine ganze Minute lang über den komischen Anblick, den sie geboten haben mußten, wie sie da aneinander hinuntergeklettert und dann in einem verworrenen Knäuel von Armen und Beinen gelandet waren.
»Albernste Art, einen Felsen hinunterzukommen, die ich je sah«, sagte Noonan, noch immer lachend.
»Vielleicht«, sagte Dawes. »Aber es ging, nicht wahr? Es ging!«
Am Fuß der Felswand drängten
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