9 SCIENCE FICTION-STORIES
Koffer. »Carol ist bei Noonan«, sagte sie.
»Das dachte ich mir«, sagte Dawes, ohne eine Spur von Zittern in der Stimme.« Aber es bekümmert mich nicht. Wirklich nicht.«
Sonderbar, dachte er, daß schreckliche Dinge sich als die größten eines Lebens herausstellen konnten. Von der Lotterie erfaßt zu werden und anschließend von den Fremden entführt; und sein Mädchen an einen Mann wie Noonan verloren zu haben. Und nichts von all dem machte etwas aus – jeder Verlust war ein Fund, jedes Ende ein Anfang.
Ein Tier brüllte im Wald, und Dawes lächelte. Eine ganze Welt lag offen da, außerhalb der Kolonie, wartete nur darauf, daß ihre Geheimnisse gelüftet wurden.
Und er würde es tun.
Er sagte: »Wenn Noonan Carol bei sich hat – wo wirst du hingehen, Cherry?«
»Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
Er lächelte immer noch. Carol hatte ihren Koffer hier zurückgelassen, aber sonst nichts.
Cherry machte einen unsicheren Schritt nach vorn. Dawes wollte ihr sagen, daß er ihr verzieh, und daß er sie liebte, und daß er sie brauchte, und daß er hindurchschauen könne durch ihre Zähigkeit und durch die Narben, die das Leben auf ihr zurückgelassen hatte. Aber er brachte kein Wort über die Lippen, und daran sah er, daß er doch noch nicht ganz erwachsen war. Aber sie würde ihm trotzdem helfen. Und er würde ihr helfen.
Eigenartig. Von der Lotterie erfaßt zu werden, war ihm einst wie ein Weltuntergang vorgekommen. Aber er hätte sich nicht ärger täuschen können.
Er lächelte Cherry an. Das Mädchen vor ihm war wie ein fremder Mensch, sogar nach diesen Tagen in der Höhle. Alles an ihr war vollkommen neu. Er hob ihr Kinn ein wenig hoch, küßte sie und lauschte dem Wind der fremden Welt – seiner Welt.
»Hallo«, sagte sie zärtlich.
»Hallo«, sagte er.
Die erste Laika flog ins All und starb. Die zweite Laika war bereits tot, als sie einem Mann im All das Leben rettete!
Arthur C. Clarke
Mondhund
Als ich Laikas wildes Bellen hörte, war meine erste Reaktion ein dumpfes Gefühl des Ärgers. Ich drehte mich im Bett herum und brummte schläfrig: »Still, du Mistvieh!« Dieses träumerische Zwischenspiel währte jedoch nur den Bruchteil einer Sekunde. Dann kehrte das Bewußtsein zurück – und mit diesem Angst. Angst vor der Einsamkeit, Angst vor dem Wahnsinn.
Einen Moment lang wagte ich nicht, die Augen zu öffnen. Ich fürchtete mich vor dem, was ich zu sehen bekommen mochte. Die Vernunft sagte mir, daß Laika durch eine Viertel Million Meilen räumlich von mir getrennt war – und zeitlich ganze fünf Jahre.
»Du hast geträumt«, sagte ich mir verärgert. »Sei kein Narr – mach’ doch die Augen auf! Was wirst du schon sehen? Deine vier Wände, nichts weiter!«
Das stimmte natürlich. Die winzige Kabine war leer, die Tür fest geschlossen. Ich war allein mit meinen Erinnerungen, übermannt von der transzendenten Schwermut, die sich nur allzu oft einstellt, wenn irgendein schöner Traum zu fahler Wirklichkeit verblaßt. Das Gefühl des Verlustes war so mächtig, daß ich mir nichts sehnlicher wünschte, als wieder einzuschlafen.
Zu meinem Glück wurde ich enttäuscht, denn in diesem Augenblick wäre Schlaf gleichbedeutend mit Tod gewesen. Für weitere fünf Sekunden aber wußte ich dies nicht, und während jener Zeitspanne war ich wieder daheim auf der Erde und suchte Trost in der Vergangenheit …
Nie wurde geklärt, woher Laika eigentlich stammte, obwohl die Belegschaft des Observatoriums einige Nachforschungen anstellte und ich mehrere Anzeigen in den Zeitungen von Pasadena aufgab. Ich fand sie, ein verlorenes und einsames Wollknäuel, zusammengekauert am Straßenrand, als ich an einem schönen Sommerabend nach Palomar hinausfuhr. Obzwar ich Hunde
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