9 SCIENCE FICTION-STORIES
Schwierigkeiten. Etwas widerwillig gaben sie ihr Einverständnis, sie dürfe im Wohnzimmer schlafen.
»Heute nacht brauchen Sie jedenfalls keine Angst vor Einbrechern zu haben«, meinte ich.
»Hier in Berkeley gibt es keine«, war die etwas kühle Antwort.
Mitten in der Nacht dann hatte es den Anschein, als irrten sie.
Ein hysterisches, spitzes Bellen Laikas weckte mich, wie ich es zuvor nur ein einziges Mal von ihr gehört hatte – als sie erstmals einer Kuh begegnet war, und sie nicht wußte, was in aller Welt sie davon halten sollte … Fluchend warf ich die Bettdecke zurück und stolperte hinaus in das Dunkel des mir fremden Hauses. Mein erster Gedanke war, Laika zum Schweigen zu bringen, ehe sie meine Gastgeber aus dem Schlaf riß – in der Annahme, daß es dafür nicht längst zu spät sei. Handelte es sich wirklich um einen Eindringling, so hätte er zu diesem Zeitpunkt bestimmt schon die Flucht ergriffen … Um ehrlich zu sein, ich hoffte, er hatte es.
Einen Moment lang stand ich auf dem Treppenabsatz beim Schalter und schwankte, ob ich ihn betätigen sollte oder nicht. Dann knurrte ich: »Still, Laika!« und schaltete die Beleuchtung ein.
Sie scharrte wild an der Tür; hielt nur von Zeit zu Zeit inne, um jenes hysterische Jaulen von sich zu geben. »Wenn du ’raus willst«, sagte ich mißmutig, »brauchst du nicht gleich so ein Theater zu machen.« Ich ging hinunter und schob den Riegel zurück. Sie schoß davon in die Dunkelheit, blitzartig wie eine Rakete.
Ich trat aus der Tür. Über mir sah ich den abnehmenden Mond, der mit dem San Franziskoer Nebel rang. Ich stand da, von schimmerndem Dunst umhüllt, und starrte übers Wasser hinaus auf die Lichter der Stadt in der Erwartung, daß Laika zurückkehre, um die ihr gebührende Rüge zu empfangen. Ich wartete noch immer, als – zum zweitenmal im 20. Jahrhundert – der San Andreas-Graben aufbrach.
Seltsam, ich hatte keine Angst – zu Beginn.
Ich erinnere mich noch, wie zwei Überlegungen mich durchzuckten, in jenem Augenblick, ehe mir die Gefahr bewußt wurde. Aber gewiß doch, sagte ich mir, hätten die Geophysiker uns irgendeine Warnung zukommen lassen können … Und dann, baß erstaunt, fand ich mich bei dem Gedanken: Ich wußte gar nicht, daß Erdbeben soviel Lärm machen!
Dann etwa dürfte mir klar geworden sein, daß es sich nicht um ein gewöhnliches Beben handeln könne.
Was hierauf geschah, möchte ich lieber vergessen. Das Rote Kreuz schaffte mich erst spät am nächsten Morgen weg, zumal ich mich geweigert hatte, Laika zurückzulassen. Als ich auf das Haus blickte, unter dessen Trümmern die Leichen meiner Freunde lagen, wußte ich, daß ich Laika mein Leben verdankte; aber von den Piloten des Hubschraubers durfte man nicht gut erwarten, dafür Verständnis zu zeigen, und ich kann ihnen auch nicht übelnehmen, daß sie mich für durchgedreht hielten, wie so viele andere, die sie zwischen Trümmern und Flammen aufgelesen hatten. Danach, glaube ich, waren wir nie länger als ein paar Stunden voneinander getrennt. Später erzählte man mir – und ich kann es gut verstehen –, ich hätte mehr und mehr Interesse verloren an menschlicher Gesellschaft, ohne deshalb gleich zum Menschenfeind zu werden.
Was die Zeit zwischen jenen kurzen Stunden der Trennung betrifft, so füllten mich die Sterne und Laika zur Gänze aus. Wir pflegten lange Wanderungen über die nahen Berge zu machen; es war die glücklichste Zeit meines Lebens.
Sie wurde getrübt von nur einem Schatten: Ich wußte – Laika hingegen nicht –, wie bald dies alles ein Ende nehmen würde.
Die Übersiedlung war seit über einer Dekade geplant gewesen. Schon damals in den Sechzigern hatte man erkannt, daß die Erde nicht der geeignete Ort war für eine
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