9 SCIENCE FICTION-STORIES
nie sonderlich leiden konnte, ja, überhaupt Tiere im allgemeinen, sah ich mich außerstande, dieses hilflose kleine Geschöpf den vorbeikommenden Wagen auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert zu lassen. So hob ich das Hündchen auf und verfrachtete es im Gepäckraum. Ich wollte die Polsterbezüge meines neuen 92er Modells nicht riskieren, und ich fand, viel Schaden konnte es dort hinten kaum anrichten. In diesem Punkt allerdings sollte ich nicht so ganz recht behalten …
Als ich den Wagen beim »Kloster« abgestellt hatte – dem Wohnsitz der Astronomen, wo ich für die kommende Woche mein Quartier aufschlagen würde –, inspizierte ich meinen Fund ohne sonderlichen Enthusiasmus. Ursprünglich hatte ich vorgehabt, das Hündchen dem Gebäudeverwalter zu übergeben; aber da winselte es ganz kläglich und öffnete die Augen. Und in ihnen lag ein solcher Ausdruck von hilflosem Vertrauen, daß … Nun, ich behielt es.
Manchmal bereute ich meinen Entschluß. Aber nie für längere Zeit.
Ich hatte nicht die leiseste Ahnung, wieviel Kummer ein aufwachsender Hund seinem Herrn bereiten kann. Meine Ausgaben für Reinigungen und Reparaturen schnellten spontan in die Höhe. Nie wußte ich mit Sicherheit, ob ich nun ein noch-nicht-zerfetztes Paar Socken oder eine noch-nicht-zerkaute Ausgabe des Astrophysikalischen Journals vorfinden würde. Schließlich aber hatte sich Laika sowohl an das Haus als auch an das Observatorium gewöhnt; sie mußte der einzige Hund gewesen sein, dem je der Aufenthalt in einer 200-Inch-Kuppel gestattet worden war. Stundenlang pflegte sie dort still im Schatten zu liegen, während ich droben Einstellungen vornahm, schon zufrieden und glücklich, wenn sie nur hin und wieder meine Stimme hören konnte. Die anderen Astronomen schlossen sie gleichermaßen ins Herz (der alte Dr. Anderson war es, der ihren Namen vorschlug), doch von allem Anfang an war sie mein Hund. Niemandem anderm würde sie gehorchen. Nicht, daß sie mir immer gehorchte!
Sie war ein wunderschönes Tier, zu rund 90% ein Elsässer, zu 5% ein deutscher Schäferhund. Diesen fünf Prozent, stelle ich mir vor, war es zuzuschreiben, daß man sie auf die Straße gesetzt hatte. Mit Ausnahme zweier dunkler Flecken über den Augen glänzte ihr Körper in einem rauchigen Grau. Ihr Fell war weich wie Seide. Spitzte sie die Ohren, sah sie unglaublich intelligent und wachsam aus. Manchmal, wenn ich mit meinen Kollegen über Spektralklassen oder Entstehungsgeschichte diskutierte, fiel es mir schwer zu glauben, daß sie uns nicht verstand.
Selbst jetzt noch ist es mir unbegreiflich, weshalb sie solche Zuneigung zu mir faßte, denn meine Freunde unter den Menschen waren nur allzu spärlich gesät. Kehrte ich jedoch nach Abwesenheit zurück zum Observatorium, kannte ihre Freude keine Grenzen; da wurde sie ganz ungestüm, hüpfte wie toll auf den Hinterbeinen und legte mir die Pfoten auf die Schulter – was ihr keinerlei Schwierigkeiten bereitete –, und die ganze Zeit über stieß sie spitze kleine Freudenschreie aus, die bei einem so großen Hund höchst fehl am Platze schienen. Nur ungern ließ ich sie länger als ein paar Tage allein. Auf Überseereisen konnte ich sie nicht mitnehmen, sonst aber begleitete sie mich meistens.
Sie war auch bei mir, als ich nach Norden mußte, um an jenem schicksalsschweren Seminar in Berkeley teilzunehmen …
Ihre Gesellschaft erleichterte mir ungemein die lange Fahrt.
Wir wohnten mit Kollegen von der Universität am Telegraph Hill; sie hatten sich sehr taktvoll gezeigt, aber ganz offensichtlich nicht erwartet, ein Monster im Haus zu haben. Indes, ich versicherte ihnen, Laika mache nie auch nur die geringsten
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