9 SCIENCE FICTION-STORIES
Stirn, überlegte sich aber dann, daß Y, Mach, Hs’ach und die anderen eine Menge Geld sparen konnten, wenn sie gemeinsam einen Konsul besoldeten. In diesem Fall handelte es sich nicht einmal um einen Marsianer. Aber auch das war nur vernünftig. Warum sollte man die kostspieligen Anlagen installieren, die zur Erhaltung eines marsähnlichen Klimas in dem Konsulatsgebäude nötig waren, wenn man ebensogut einen Terraner mit den vorkommenden Aufgaben betrauen konnte?
Sevigny drückte auf die Taste LEBENSLAUF und las auf dem Bildschirm, daß der Konsul Oleg N. Volhontseff vor nunmehr achtundfünfzig Jahren in K’nea als zweiter Sohn eines Arztehepaars geboren worden war. Er hatte in Moskau und Brasilien studiert, war einige Jahre als Xenologe auf dem Mars tätig gewesen und hatte sich seitdem als Wissenschaftler einen guten Ruf erworben. Zuletzt folgte eine eindrucksvolle Aufzählung seiner Bücher … halt, Volhontseff war also der Mann, der das T’hu-Rayi übersetzt hatte. Er mußte also tatsächlich bereits ein halber Marsianer sein – kein Wunder, daß er nie geheiratet hatte!
»Besser und besser«, murmelte Sevigny, rief ein Taxi heran und machte sich auf den Weg.
Volhontseffs Büro befand sich in einem der vornehmsten Wohnbezirke von Honolulu. Sevigny fragte sich, wie der Mann diese riesige Villa unterhalten konnte, obwohl er als Konsul sicher kein besonders hohes Gehalt bezog. Und wissenschaftliche Arbeiten allein brachten auch nicht viel ein. Ob er ein beträchtliches Vermögen geerbt hatte?
Sevigny schickte das Taxi wieder fort und blieb im Schatten der Bäume vor der Einfahrt stehen. Eines der Fenster war noch beleuchtet. Er ging auf die Haustür zu, drückte den Klingelknopf und versuchte einen möglichst harmlosen Eindruck zu machen, falls sein Bild durch eine eingebaute Fernsehkamera in das Innere des Hauses übertragen wurde.
Die Tür öffnete sich. Ein kleiner Mann in einem braunen Schlafrock starrte ihn aus unnatürlich hellen Augen an, die tief in den Höhlen seines Nußknackergesichts lagen. »Nun, Sir?« fragte Volhontseff.
»Tut mir leid, daß ich Sie noch so spät belästigen muß …«, begann Sevigny.
»Allerdings! Ein Glück, daß ich meistens nachts schreibe. Wollte schon gar nicht an die Tür kommen. Wer sind Sie? Was wollen Sie?«
»Darf ich hereinkommen?«
»Sagen Sie mir erst, was Sie von mir wollen.«
»Ich bin Donald Sevigny vom Klan Jäger in den Shaws auf der Venus …«
»Ja, ganz richtig, Ihr Akzent verrät Sie sofort. Warum tragen Sie einen Anzug statt Ihrer Tunika?«
»Ich … Ach, alles Unsinn. Ich bitte um Asyl. Durchsuchen Sie mich nach Waffen, wenn es Ihnen Spaß macht.«
Volhontseff zeigte keine Überraschung. »Asyl – vor wem überhaupt?«
»Vor den Gegnern der Luna Corporation«, erklärte Sevigny ihm erregt. »Sie wissen genau, daß auch der Mars großes Interesse daran hat. Die Sache geht nicht nur mich, sondern auch Sie an.«
»Wirklich?« Volhontseff zog die Augenbrauen hoch. Dann zuckte er mit den Schultern. »Schön, wenn Sie meinen … Kommen Sie herein, damit wir uns darüber unterhalten können.«
Er ging in die Bibliothek voraus. »Bitte, nehmen Sie Platz.« Er wies auf einen Klubsessel, setzte sich selbst hinter den mit Papieren übersäten Schreibtisch und zündete sich eine Zigarette an, ohne dem späten Besucher eine anzubieten. Dann lehnte er sich zurück und beobachtete Sevigny durch eine bläuliche Rauchwolke.
»Erzählen Sie mir Ihre Geschichte«, forderte er.
Als der Cythereaner seinen Bericht erstattet hatte, fuhr Volhontseff sich aufgeregt mit beiden Händen durch sein schütteres Haar.
»Sie bringen mich in eine schöne Lage, junger Mann!
Wie Sie
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