9 SCIENCE FICTION-STORIES
dem Buch. Auch Guptas Name fand sich darin; außer seiner Anschrift in Benares war noch eine Hoteladresse mit Bleistift hinzugefügt worden.
Sevigny steckte das Notizbuch ein. »Schön, Volhontseff dann gehören Sie also auch zu den anderen«, begann er in gefährlich freundlichem Tonfall. »Erzählen Sie mir doch ein bißchen darüber.«
Volhontseff wich zurück. Sevigny machte einige lange Schritte, griff nach seinem Handgelenk und zwang den Konsul mit einem kurzen Ruck in die Knie. »Sie brutaler Kerl!« kreischte Volhontseff.
»Nicht so laut«, mahnte Sevigny. »Sie vergessen anscheinend, daß die Polizei hinter mir her ist. Was erwarten Sie eigentlich – daß ich Sie mit Samthandschuhen anfasse?«
Volhontseff versuchte sich loszureißen und wollte beißen. Sevigny hielt ihm die Faust unter die Nase. »Halten Sie still – und reden Sie endlich!«
Der andere stieß einen Fluch aus. Sevigny zögerte auch jetzt noch, aber dann überlegte er laut, um endgültig Klarheit zu gewinnen.
»Die Umrisse sind klar«, begann er. »Offensichtlich haben die verschiedenen mondfeindlichen Gruppen sich zusammengeschlossen. Allerdings können sie nicht allzu stark sein, denn sonst hätten Baccioco und Gupta sich nicht persönlich mit mir befassen müssen. Wahrscheinlich weiß der kleine Mann auf der Straße gar nicht, was hier gespielt wird, sonst wäre er vermutlich entsetzt.
Zu den bisher aufgetretenen Gruppen gehört also auch der marsianische Botschafter – aber bestimmt wird die ganze Verschwörung von einer einflußreichen Persönlichkeit in der amerikanischen Regierung unterstützt. Sonst hätte das FBI mich nicht sofort zu verhaften versucht, obwohl kein rechtmäßiger Grund dafür vorlag. Aber die ›Staatsräson‹ war schon immer die einzige Entschuldigung in solchen Fällen, solange die Menschen davon überzeugt sind, daß der Staat kein Unrecht tun kann. Wer ist es, Volhontseff?«
»Lassen Sie mich endlich los!« wimmerte der Konsul.
»Ich bin nicht auf Ihre Antwort angewiesen, weil ich bereits genug weiß. Aber ich möchte es trotzdem von Ihnen hören. Ist es der Präsident selbst?«
»Njet …«
»Wer denn sonst? Oder ist es vielleicht doch Edwards – und wie stehen dann seine Aussichten bei der nächsten Wahl?«
Volhontseff sank in sich zusammen. Sevigny mußte ihn stützen. »Gildman«, flüsterte der Alte. »Der Wirtschaftsminister. Von Edwards ernannt, aber … ich schwöre Ihnen, daß er auf eigene Verantwortung gehandelt hat!«
»Warum? Denkt er wie Gupta? In den Vereinigten Staaten sind doch solche Probleme noch längst nicht aktuell … Ah! Wenn die Arbeiten auf dem Mond eingestellt werden, kann er mehr Geld im eigenen Land ausgeben, sein Ministerium vergrößern und noch etwas mehr Macht an sich reißen, als er bereits jetzt besitzt. Habe ich recht?«
»Ich verstehe zu wenig davon«, schluchzte Volhontseff. »Ich habe das Geld nur angenommen, um meine wissenschaftlichen Arbeiten fortsetzen zu können. Und die Marsianer wollen nichts Böses.«
»Was haben sie sonst vor?« Sevigny machte eine abwehrende Bewegung mit der freien Hand. »Sie brauchen es mir nicht zu sagen. Ich ahne es bereits. Sie wollen vermutlich zum richtigen Zeitpunkt als Käufer für den Mond auftreten. Oder ihn wenigstens pachten, um ihn in einen zweiten Mars zu verwandeln.«
»Sie wollten damit nur ihre eigenen Probleme lösen«, meinte Volhontseff entschuldigend.
Sevigny zuckte mit den Schultern und ließ das Handgelenk des anderen los. Der Alte sank auf dem Fußboden zusammen. Der Cythereaner ging unruhig auf und ab.
Was war jetzt zu tun? Er mußte auf jeden Fall verschwinden, bevor das Flugzeug landete – am besten mit Volhontseffs Wagen. Aber vorher blieb
Weitere Kostenlose Bücher