9 SCIENCE FICTION-STORIES
mahlender Zementmixer wie eine Lawine auf mich zurollte. Meine Beine flogen hoch. Ich stieß die alte Hexe zur Seite und schloß die Augen, aus Angst, beim kommenden Anblick von Blut und Eingeweiden – der meinen nämlich – könnte mir übel werden.
Und dann – an Stelle eines flach hingestreckten, bebenden Häufchen Elends auf dem Pflaster, das zehn zu eins Chancen dagegen ausschwitzte, daß mich all jene Räder verfehlten – fand ich mich von kabelstarken Armen gepackt und hochgehoben.
Da waren wir also, sicher auf dem Gehsteig. Der Verkehr – Autofahrer, die uns offenen Mundes anglotzten – konnte nur noch als unentwirrbarer Salat bezeichnet werden, in jenem Augenblick, da mich die alte Dame absetzte. Was mich betrifft, ich war nicht besonders groß, nur knapp 183 cm. Und schwer? Möglich, daß ich für Bier und handfeste Nachspeisen ein wenig viel übrig hatte – sagen wir, 205 Pfund. Was also mich betrifft, ich war mir nun doch ein bißchen zu groß vorgekommen, um in Omis Armen spazierengetragen zu werden …
In der Tat, das hatte ich noch nie erlebt! Es eröffnete ganz neue Perspektiven, was alte Damen betrifft.
Ich starrte auf sie herab. Sie atmete noch nicht mal schwer. Ja, ich konnte nicht mit Bestimmtheit sagen, ob sie überhaupt atmete.
»Gnädige Frau«, wandte ich mich an sie, »darf ich Ihnen meinen aufrichtigen Dank und meine ehrliche Bewunderung aussprechen? Ich weiß nicht recht, aber … Nun, wenn Sie nicht schon zu spät dran sind für Ihre Ringübungen oder so – wie wär’s, könnten wir da nicht irgendwo hin gehen und uns ein wenig unterhalten?« Ich hatte zwar keine Ahnung, worüber, aber hier war sicher eine Story zu holen, Gift drauf! Und wenn ich was Zündendes für die Wochenendausgabe kriegen konnte, hätte ich meinen Job wieder.
Die alte Schreckschraube sah zu mir auf mit zwingenden Augen. »Sie werden mich anhören? Mir helfen?«
»Gnädige Frau, Hilfe haben Sie keine nötig. Aber Sie anhören, gewiß. Darin bin ich Meister. Ich schätze mich glücklich, Sie anhören zu dürfen.«
Ich fand, eine stille Loge und ein paar Kühle in Maxim’s wären eine feine Sache. Aber nein. Sie fragte mich, mit völlig andersartiger, zitternder alter Stimme, ob etwas Intimeres nicht besser sei. »Was ich Ihnen zu sagen habe, junger Mann, mag für Sie schwer verständlich sein. Vielleicht muß ich Ihnen einiges zeigen …«
»Hu!« Sie war nicht gerade die Art Puppe, die ich mir für einen geselligen Abend mit nach Hause zu nehmen wünschte, aber es wäre nicht sehr taktvoll erschienen, ihr die Bitte abzuschlagen … »In Ordnung«, sagte ich daher.
Wir gingen weiter, hinüber zum Parkplatz, und ich brachte sie zu meinem höchst gemütlichen Heim draußen in Oakdale, das mir Onkel John und Tante Belle überlassen hatten, als sie vor anderthalb Jahren davongerollt waren, um die Welt von ihrem Wohnwagen aus zu sehen.
Ich glaube, Tante Belle dachte sich, wenn sie mir das Haus gäbe, würde ich meine zweifelhaften Eigenschaften ablegen, so daß vielleicht doch noch irgendein nettes Mädchen mich heiratete und etwas aus mir machte. Aber ich hatte mir im Büro ein Foto von Onkel John aufbewahrt, das ihn zeigt, wie er, mit einer Schürze angetan, beim Spülbecken steht – und so hielt ich tapfer aus.
Nun, die alte Schachtel lüftete keins ihrer Geheimnisse auf der Fahrt hinaus. Wir plauderten unterwegs; sie stellte zumeist die Fragen, ich antwortete. Sie sei nur zu Besuch hier, meinte sie. Und sie wollte alles über die Stadt wissen – mit tausenderlei unsinnigen Fragen.
Ich stellte den Wagen in der Einfahrt ab, und wir gingen ins Haus. Während sie es sich auf dem Sofa gemütlich machte, ging ich zur Bar und mixte zwei Drinks. Dann wandte ich mich wieder ihr
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