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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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zu.
    »Nun«, sag­te ich, »er­zäh­len Sie.«
    »Al­so«, ver­kün­de­te die­ses Mus­ter­exem­plar ei­ner al­ten Schreck­schrau­be, »Tat­sa­che ist, ich stam­me von ei­ner an­de­ren Welt.«
    »Nicht mög­lich!« sag­te ich. »Wie sind Sie her­ge­kom­men? Per Un­ter­tas­se oder Be­sen?« Es war ei­ne bis­si­ge Be­mer­kung, schät­ze ich. Nicht ge­ra­de höf­lich. Und trotz­dem, die Art, wie sie es auf­nahm, stand in kei­nem Ver­hält­nis da­zu: Sie sank quer übers So­fa, die großen grü­nen Au­gen weit of­fen, starr, leer. Völ­lig un­nö­tig, ih­ren Puls oder Herz­schlag zu prü­fen. Sie war ganz ein­fach tot, das sah ein blin­des Huhn … Gott, was für Ma­nie­ren! Ich mach­te »Hu!« und kipp­te einen der bei­den Drinks her­un­ter, die ich in Hän­den hielt. Es war die rich­ti­ge Me­di­zin.
     
    »Ha­ben Sie kei­ne Angst«, sag­te ei­ne deut­lich ver­nehm­ba­re Stim­me. »Der Schein trügt, aber ich füh­le mich aus­ge­zeich­net. Ich ha­be le­dig­lich die­ses arm­se­li­ge Ve­hi­kel ver­las­sen, das ich be­nutz­te. Ich war der Mei­nung – fälsch­li­cher­wei­se, wie mir nun dünkt, ei­ne di­rek­te Ver­stän­di­gung mit euch che­misch an­ge­ord­ne­ten Le­bens­for­men sei ein­fa­cher, wenn auch ich mich ei­ner sol­chen Struk­tur be­dien­te.«
    Tat­säch­lich aber war die Stim­me nicht so sehr ei­ne »Stim­me« als viel­mehr der Ein­druck ei­ner sol­chen. Sie kam von ei­nem Punkt in der Luft, di­rekt ober­halb des Kör­pers auf dem So­fa. Und »Ein­druck« mach­te sie wahr­haf­tig! – Sie drang auf mich ein, laut und bei­na­he über­wäl­ti­gend.
    Ich blick­te zu ih­rem Ur­sprungs­punkt. Ge­nau das war es: ein hauch­fei­ner, steck­na­del­kopf­großer Punkt in­ten­si­ven, grün-gol­de­nen Lich­tes. Er war zu in­ten­siv; ich muß­te weg­se­hen. Mein Schä­del be­gann zu brum­men. Ich fühl­te und wuß­te, daß mein Be­su­cher, wel­cher Gat­tung er auch im­mer an­ge­hör­te, weib­li­chen Ge­schlechts war. Sie al­so, sie glich jetzt, in die­sem Au­gen­blick, ei­nem geis­ti­gen Knüt­tel; sie teil­te sich mir über­aus stür­misch mit. Mein Ver­stand wur­de über­schwemmt von ei­ner Flut kun­ter­bunt durch­ein­an­der­ge­wür­fel ter Be­grif­fe, Ge­dan­ken und Ide­en, ge­paart mit Tratsch, so daß es den Ein­druck er­weck­te, als sprä­chen al­le Frau­en­ver­ei­ni­gun­gen der Welt auf ein­mal und oh­ne Un­ter­laß.
    Ich stöhn­te, wank­te zu­rück, stieß ge­gen die Bar. »Schon gut«, rief ich, »schon gut, ich glau­be Ih­nen ja! Sie stam­men von ei­ner an­de­ren Welt. Sie sind ein er­staun­li­ches, wun­der­vol­les Mä­del, und ich bin stolz, Sie un­ter­hal­ten zu dür­fen. Aber bit­te – wer­den Sie wie­der ei­ne al­te Frau oder ir­gend et­was, mit dem ich mich zu­recht­fin­den kann!«
     
    Aber­mals glüh­ten die Au­gen der ver­hut­zel­ten al­ten Schach­tel. Sie blin­zel­te und setz­te sich auf. »Bit­te schrei­en Sie nicht so. Ich kann Sie gut ver­ste­hen«, be­merk­te sie ge­ziert.
    Ich kipp­te den an­de­ren Drink her­un­ter und stell­te die bei­den Glä­ser zu­rück auf die Bar. »Ja, so ist’s bes­ser. Aber wer – wo – was …?«
    »Bit­te be­ru­hi­gen Sie sich einen Au­gen­blick und den­ken Sie nach«, sag­te die al­te He­xe. »Wenn Sie nur die­ses elek­tro­che­mi­sche Rüst­zeug Ih­res Geis­tes da ver­wen­den woll­ten, wür­den Sie fest­stel­len, daß ich Ih­nen al­le die­se Fra­gen be­reits be­ant­wor­tet ha­be – wer ich bin und wo­her ich kom­me.«
    »Un­sinn!« Aber dann er­kann­te ich, daß sie die Wahr­heit sprach. Ich hat­te mir nur nicht die Zeit ge­nom­men, den Misch­masch zu sor­tie­ren.
    Ich ver­such­te es jetzt. Vie­les da­von blieb un­klar; ver­mut­lich des­halb, weil ei­ni­ge Aspek­te weit über mei­nen geis­ti­gen Ho­ri­zont hin­aus­gin­gen.
    Sie war – so je­den­falls faß­te ich es auf – ei­ne Le­bens­form, de­ren Grund­la­ge in et­wa der Atom­ener­gie na­he­kam. Sie stamm­te von ei­nem Zwergs­tern ir­gend­wo dort drau­ßen – so um die Ori­on-Ge­gend her­um, ge­nau konn­te ich es nicht sa­gen. Si­cher, der gan­ze Be­griff über­stieg mein Fas­sungs­ver­mö­gen, al­lein schon durch sei­ne

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