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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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man mich über­haupt nicht. Da nahm ich mir die­sen Kör­per und führ­te ein paar ge­ring­fü­gi­ge in­ne­re Re­pa­ra­tu­ren und Ver­bes­se­run­gen aus. Aber nie­mand blieb lan­ge ge­nug ste­hen, um mir zu­zu­hö­ren – bis dann Sie da­her­ka­men.«
    »Hmm. Wo­her ha­ben Sie ihn?«
    »Von ei­nem die­ser Or­te, wo man bei euch stirbt. Im Be­zirks­kran­ken­haus. Ich ge­be zu, es stif­te­te ei­ni­ge Ver­wir­rung.«
    Das glaub­te ich ihr gern.
    »In eu­ren Ge­dan­ken­gän­gen und Ge­wohn­hei­ten seid ihr gar nicht so ver­schie­den von uns, wie man mei­nen möch­te. Was für ei­ne fas­zi­nie­ren­de Le­bens­form, und der­art kom­pli­ziert! – Ge­ra­de fremd­ar­tig ge­nug, um er­re­gend zu wir­ken … Kom­men Sie, set­zen Sie sich zu mir!«
    Sie nick­te ko­kett, wie ein flir­ten­des Mäd­chen, und zwin­ker­te mir mit ei­nem ju­gend­lich glü­hen­den Au­ge zu. Die Wir­kung war, in die­ser Rui­ne von Ge­sicht, ent­setz­lich. Ich rühr­te kei­nen Mus­kel.
    »Oh«, mein­te sie in ver­letz­tem Ton­fall, »Sie mö­gen mich nicht? Da­bei schie­nen Sie an­fangs so in­ter­es­siert … Wie sol­len wir uns gänz­lich auf Ih­rer Ebe­ne ver­stän­di­gen, wenn Sie der­art zu­rück­hal­tend sind?« Sie mach­te ei­ne Pau­se und schi­en sich einen Mo­ment lang zu kon­zen­trie­ren. Mir war, als drin­ge et­was in mei­ne Ge­dan­ken und stö­be­re kurz her­um.
    »Zum Teu­fel«, schnapp­te ich, »las­sen Sie das end­lich sein, hö­ren Sie?! Sie müs­sen sich ab­ge­wöh­nen, in mei­nen Ge­dan­ken her­um­zu­wüh­len wie in ei­ner Mot­ten­kis­te. Das ist ja ei­ne un­er­hör­te Ein­mi­schung …«
    »Schon gut, schon gut«, sag­te sie. »Ich ver­spre­che, ich wer­de es nicht wie­der tun. Au­ßer … Nun, ist egal.« Ein ty­pisch weib­li­ches Ver­spre­chen! »Aber ich weiß jetzt, es ist nur die­ser Kör­per, der Sie stört. Da­von ab­ge­se­hen, sind Sie gern be­reit, mich zu lie­ben.«
    Al­so, das war nun doch stark! Ich muß­te je­doch zu­ge­ben, ihr Fall in­ter­es­sier­te mich.
    »Ei­ne selt­sa­me An­ge­wohn­heit, dem Äu­ße­ren so viel Be­deu­tung bei­zu­mes­sen! Kenn­zeich­nend für che­mi­sches Le­ben, ver­mu­te ich. Da­bei hat Ih­re ei­ge­ne Struk­tur so ih­re – na ja! Ich wüß­te je­den­falls nicht, wes­halb mei­ne ge­gen­wär­ti­ge Form zwi­schen uns ein Hin­der­nis sein soll. Ich wechs­le sie ganz ein­fach.«
    »Hu?« Sie sag­te das, als hand­le es sich um ein Kleid. So ein­fach war das wie­der nicht!
    »Sie müs­sen mir klar­ma­chen, wel­che Art von Kör­per Sie be­vor­zu­gen. Oh, ich se­he. Die­se große, schlan­ke, kur­vi­ge mit den ro­ten Haa­ren. Ja, ich se­he ihr Bild ge­nau vor mir … Mei­ne Gü­te, und so leicht be­klei­det! Na schön, ich neh­me die­sen Kör­per für Sie.«
    Sie las schon wie­der mei­ne Ge­dan­ken, je­ne im hin­ters­ten Win­kel, wo ich ein paar recht plas­ti­sche Er­in­ne­run­gen an Ve­nus de Li­te auf­be­wahr­te, die­ser de­li­ka­ten, lang­bei­ni­gen Strip­tease­tän­ze­rin drun­ten beim Ro­ma. »Das«, sag­te ich zu ihr, nicht oh­ne ei­ne Spur von weh­mü­ti­gem Be­dau­ern, »ist ein le­ben­di­ger Kör­per. So einen kön­nen Sie nicht neh­men. Und hö­ren Sie jetzt end­lich auf, mei­ne Ge­dan­ken zu le­sen!«
    »Tut mir leid. Ich wer­de es nicht wie­der tun.« Sie sag­te das – und tat es im sel­ben Atem­zug. »Es be­steht kei­ne Not­wen­dig­keit für mich, das Ori­gi­nal zu neh­men. Ich kann es ein­fach ko­pie­ren.«
    »Wie wol­len Sie das an­stel­len?«
    »Kein Pro­blem. Die Ele­men­te die­ser Struk­tur fin­den sich hier zur Ge­nü­ge und au­ßer­dem in be­reits mo­di­fi­zier­ter Form. Der Or­ga­nis­mus ist ver­zwickt, rich­tig, und in vie­ler­lei Hin­sicht nicht be­son­ders leis­tungs­fä­hig. Wie dem auch sei, die Mus­ter kön­nen ver­hält­nis­mä­ßig leicht ko­piert wer­den. Es ist le­dig­lich ei­ne Fra­ge der Ener­gie­an­wen­dung auf che­mi­sche Ob­jek­te. Al­so las­sen Sie mich jetzt die­sen Kör­per in­spi­zie­ren, der ei­ne sol­che An­zie­hung auf Sie aus­übt.«
    Dies war, wie sich er­gab, der schwie­rigs­te Teil. Ich tat, was ich konn­te, um die al­te Schreck­schrau­be in eins von Tan­te Bei­les

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