9 SCIENCE FICTION-STORIES
man mich überhaupt nicht. Da nahm ich mir diesen Körper und führte ein paar geringfügige innere Reparaturen und Verbesserungen aus. Aber niemand blieb lange genug stehen, um mir zuzuhören – bis dann Sie daherkamen.«
»Hmm. Woher haben Sie ihn?«
»Von einem dieser Orte, wo man bei euch stirbt. Im Bezirkskrankenhaus. Ich gebe zu, es stiftete einige Verwirrung.«
Das glaubte ich ihr gern.
»In euren Gedankengängen und Gewohnheiten seid ihr gar nicht so verschieden von uns, wie man meinen möchte. Was für eine faszinierende Lebensform, und derart kompliziert! – Gerade fremdartig genug, um erregend zu wirken … Kommen Sie, setzen Sie sich zu mir!«
Sie nickte kokett, wie ein flirtendes Mädchen, und zwinkerte mir mit einem jugendlich glühenden Auge zu. Die Wirkung war, in dieser Ruine von Gesicht, entsetzlich. Ich rührte keinen Muskel.
»Oh«, meinte sie in verletztem Tonfall, »Sie mögen mich nicht? Dabei schienen Sie anfangs so interessiert … Wie sollen wir uns gänzlich auf Ihrer Ebene verständigen, wenn Sie derart zurückhaltend sind?« Sie machte eine Pause und schien sich einen Moment lang zu konzentrieren. Mir war, als dringe etwas in meine Gedanken und stöbere kurz herum.
»Zum Teufel«, schnappte ich, »lassen Sie das endlich sein, hören Sie?! Sie müssen sich abgewöhnen, in meinen Gedanken herumzuwühlen wie in einer Mottenkiste. Das ist ja eine unerhörte Einmischung …«
»Schon gut, schon gut«, sagte sie. »Ich verspreche, ich werde es nicht wieder tun. Außer … Nun, ist egal.« Ein typisch weibliches Versprechen! »Aber ich weiß jetzt, es ist nur dieser Körper, der Sie stört. Davon abgesehen, sind Sie gern bereit, mich zu lieben.«
Also, das war nun doch stark! Ich mußte jedoch zugeben, ihr Fall interessierte mich.
»Eine seltsame Angewohnheit, dem Äußeren so viel Bedeutung beizumessen! Kennzeichnend für chemisches Leben, vermute ich. Dabei hat Ihre eigene Struktur so ihre – na ja! Ich wüßte jedenfalls nicht, weshalb meine gegenwärtige Form zwischen uns ein Hindernis sein soll. Ich wechsle sie ganz einfach.«
»Hu?« Sie sagte das, als handle es sich um ein Kleid. So einfach war das wieder nicht!
»Sie müssen mir klarmachen, welche Art von Körper Sie bevorzugen. Oh, ich sehe. Diese große, schlanke, kurvige mit den roten Haaren. Ja, ich sehe ihr Bild genau vor mir … Meine Güte, und so leicht bekleidet! Na schön, ich nehme diesen Körper für Sie.«
Sie las schon wieder meine Gedanken, jene im hintersten Winkel, wo ich ein paar recht plastische Erinnerungen an Venus de Lite aufbewahrte, dieser delikaten, langbeinigen Stripteasetänzerin drunten beim Roma. »Das«, sagte ich zu ihr, nicht ohne eine Spur von wehmütigem Bedauern, »ist ein lebendiger Körper. So einen können Sie nicht nehmen. Und hören Sie jetzt endlich auf, meine Gedanken zu lesen!«
»Tut mir leid. Ich werde es nicht wieder tun.« Sie sagte das – und tat es im selben Atemzug. »Es besteht keine Notwendigkeit für mich, das Original zu nehmen. Ich kann es einfach kopieren.«
»Wie wollen Sie das anstellen?«
»Kein Problem. Die Elemente dieser Struktur finden sich hier zur Genüge und außerdem in bereits modifizierter Form. Der Organismus ist verzwickt, richtig, und in vielerlei Hinsicht nicht besonders leistungsfähig. Wie dem auch sei, die Muster können verhältnismäßig leicht kopiert werden. Es ist lediglich eine Frage der Energieanwendung auf chemische Objekte. Also lassen Sie mich jetzt diesen Körper inspizieren, der eine solche Anziehung auf Sie ausübt.«
Dies war, wie sich ergab, der schwierigste Teil. Ich tat, was ich konnte, um die alte Schreckschraube in eins von Tante Beiles
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