9 SCIENCE FICTION-STORIES
beispielsweise, aber zuzuschauen, wie das komische Viech gekocht wird, danach habe ich nie Lust verspürt. Einzelheiten sind der Mahlzeit nur abträglich.«
Morgan lüftete den Deckel der elektrischen Wärmkasserolle und hob sachte ein kleines »Steak« auf jeden Teller. »Kosten Sie«, drängte er den Captain.
Winkelmann schnitt eine Ecke seines Algensteaks ab. Die Farbe zeugte von einem exzellenten Halbgar, der Duft war nach frischgeschmortem Fleisch. Winkelmann biß zu, kaute, schluckte. »Nicht übel, Magenbitter«, sagte er. Morgan grinste und warf den Kopf hoch; die Hände hatte er vor überschwenglicher Freude gefaltet. Da sah man wieder einmal deutlich, was alles ein einziges Wort bewirken konnte. »Aber es fehlt noch etwas … etwas – es liegt mir auf der Zunge …«, fuhr Winkelmann fort, während er sich ein weiteres Stück von der duftenden Chlorella abschnitt. »Ah, richtig! Ich hab’s!«
»Ja, Sir?« forschte Morgan.
»Das hier, Magenbitter!« Winkelmann langte unter den Messetisch und riß seinen Pappkarton auf. Er holte eine Flasche hervor, deren Kappe er abschraubte. »Ketchup«, sagte er und kleckste den roten Saft über Morgans Meisterstück. »Die scharlachrote Totenmaske für die Versager der Köche.« Winkelmann führte einen Happen des Steaks zum Mund, überströmend vor Ketchup, und begann zu kauen. »Genau das Richtige!« Er grinste.
»Zum Teufel mit Ihnen!« brüllte Morgan außer sich.
Winkelmanns Grinsen erstarb, und seine blauen Augen blickten den Koch durchbohrend an.
»Sir«, fügte Morgan hinzu.
»So ist’s besser«, sagte Winkelmann und biß von neuem zu. Dann meinte er nachdenklich: »Mit Umsicht genossen, und auch nur von mir selbst, dürfte ich genügend Ketchup haben bis zum Mars. Sehen Sie bitte dazu, Magenbitter, daß die Flasche für alle meine künftigen Mahlzeiten hier bereitsteht.«
»Aber, Sir …«, begann Morgan.
»Sie werden doch einsehen, Magenbitter, daß ein dyspeptischer Captain für das Wohl seines Schiffes eine Bedrohung darstellt. Müßte ich auch noch die nächsten hundert Tage Ihren surrealistischen Fraß schlucken, ohne den schwachen Trost dieser Sauce, die mitzunehmen ich die Weitsicht hatte, wäre ich kaum in der Lage, uns sicher zur Piano West-Rampe hinunterzubringen. Ist Ihnen das klar, Magenbitter?«
»Es ist mir jedenfalls klar, daß Sie ein ganz undankbarer, abscheulicher, dickschädliger, sadistischer …«
»Vorsicht beim Hauptwort«, mahnte Winkelmann den Koch. »Ihre Adjektive sind schon aufsässig genug; Ihr Hauptwort mag sich als ketzerisch erweisen.«
»Captain, Sie sind zu weit gegangen«, sagte ich.
Morgan, die Hände zu Fäusten geballt, war rot wie eine Tomate; sein Brustkorb hob und senkte sich vor Erregung.
»Doktor, ich muß Sie darauf hinweisen, daß es sich für den Schiffsarzt nicht schickt, bei einer Auseinandersetzung mit dem Captain die Partei des Kochs zu ergreifen«, sagte Winkelmann.
»Sir, Morgan hat sich alle Mühe gegeben, es Ihnen recht zu machen«, erwiderte ich. »Die übrigen Offiziere wie auch die Mannschaft waren mit seiner Arbeit mehr als zufrieden.«
»Das läßt nur auf eine Verkümmerung ihrer Geschmacksnerven schließen«, sagte Winkelmann. »Doktor, Sie sind ent schuldigt. Sie ebenfalls, Magenbitter«, fügte er hinzu.
Morgan und ich kletterten gemeinsam aus dem Messeabteil. Ich steuerte ihn hinüber zu meinem Quartier, wo die medizinischen Vorräte gelagert waren. Er setzte sich auf meine Koje und begann schlagartig zu heulen, während er mit den Fäusten gegen das metallene Schott hämmerte. »So, jetzt nehmen Sie diesen Drink«, sagte ich.
»Den Teufel werde ich …!« brüllte er.
»Ich befehle es Ihnen!« Ich
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