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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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bei­spiels­wei­se, aber zu­zu­schau­en, wie das ko­mi­sche Viech ge­kocht wird, da­nach ha­be ich nie Lust ver­spürt. Ein­zel­hei­ten sind der Mahl­zeit nur ab­träg­lich.«
    Mor­gan lüf­te­te den De­ckel der elek­tri­schen Wärm­kas­se­rol­le und hob sach­te ein klei­nes »Steak« auf je­den Tel­ler. »Kos­ten Sie«, dräng­te er den Cap­tain.
    Win­kel­mann schnitt ei­ne Ecke sei­nes Al­gens­teaks ab. Die Far­be zeug­te von ei­nem ex­zel­len­ten Halb­gar, der Duft war nach frisch­ge­schmor­tem Fleisch. Win­kel­mann biß zu, kau­te, schluck­te. »Nicht übel, Ma­gen­bit­ter«, sag­te er. Mor­gan grins­te und warf den Kopf hoch; die Hän­de hat­te er vor über­schweng­li­cher Freu­de ge­fal­tet. Da sah man wie­der ein­mal deut­lich, was al­les ein ein­zi­ges Wort be­wir­ken konn­te. »Aber es fehlt noch et­was … et­was – es liegt mir auf der Zun­ge …«, fuhr Win­kel­mann fort, wäh­rend er sich ein wei­te­res Stück von der duf­ten­den Chlo­rel­la ab­schnitt. »Ah, rich­tig! Ich hab’s!«
    »Ja, Sir?« forsch­te Mor­gan.
    »Das hier, Ma­gen­bit­ter!« Win­kel­mann lang­te un­ter den Mes­se­tisch und riß sei­nen Papp­kar­ton auf. Er hol­te ei­ne Fla­sche her­vor, de­ren Kap­pe er ab­schraub­te. »Ketch­up«, sag­te er und klecks­te den ro­ten Saft über Mor­gans Meis­ter­stück. »Die schar­lach­ro­te To­ten­mas­ke für die Ver­sa­ger der Kö­che.« Win­kel­mann führ­te einen Hap­pen des Steaks zum Mund, über­strö­mend vor Ketch­up, und be­gann zu kau­en. »Ge­nau das Rich­ti­ge!« Er grins­te.
    »Zum Teu­fel mit Ih­nen!« brüll­te Mor­gan au­ßer sich.
    Win­kel­manns Grin­sen erstarb, und sei­ne blau­en Au­gen blick­ten den Koch durch­boh­rend an.
    »Sir«, füg­te Mor­gan hin­zu.
    »So ist’s bes­ser«, sag­te Win­kel­mann und biß von neu­em zu. Dann mein­te er nach­denk­lich: »Mit Um­sicht ge­nos­sen, und auch nur von mir selbst, dürf­te ich ge­nü­gend Ketch­up ha­ben bis zum Mars. Se­hen Sie bit­te da­zu, Ma­gen­bit­ter, daß die Fla­sche für al­le mei­ne künf­ti­gen Mahl­zei­ten hier be­reit­steht.«
    »Aber, Sir …«, be­gann Mor­gan.
    »Sie wer­den doch ein­se­hen, Ma­gen­bit­ter, daß ein dys­pep­ti­scher Cap­tain für das Wohl sei­nes Schif­fes ei­ne Be­dro­hung dar­stellt. Müß­te ich auch noch die nächs­ten hun­dert Ta­ge Ih­ren sur­rea­lis­ti­schen Fraß schlu­cken, oh­ne den schwa­chen Trost die­ser Sau­ce, die mit­zu­neh­men ich die Weit­sicht hat­te, wä­re ich kaum in der La­ge, uns si­cher zur Pia­no West-Ram­pe hin­un­ter­zu­brin­gen. Ist Ih­nen das klar, Ma­gen­bit­ter?«
    »Es ist mir je­den­falls klar, daß Sie ein ganz un­dank­ba­rer, ab­scheu­li­cher, dick­schäd­li­ger, sa­dis­ti­scher …«
    »Vor­sicht beim Haupt­wort«, mahn­te Win­kel­mann den Koch. »Ih­re Ad­jek­ti­ve sind schon auf­säs­sig ge­nug; Ihr Haupt­wort mag sich als ket­ze­risch er­wei­sen.«
    »Cap­tain, Sie sind zu weit ge­gan­gen«, sag­te ich.
    Mor­gan, die Hän­de zu Fäus­ten ge­ballt, war rot wie ei­ne To­ma­te; sein Brust­korb hob und senk­te sich vor Er­re­gung.
    »Dok­tor, ich muß Sie dar­auf hin­wei­sen, daß es sich für den Schiffs­arzt nicht schickt, bei ei­ner Aus­ein­an­der­set­zung mit dem Cap­tain die Par­tei des Kochs zu er­grei­fen«, sag­te Win­kel­mann.
    »Sir, Mor­gan hat sich al­le Mü­he ge­ge­ben, es Ih­nen recht zu ma­chen«, er­wi­der­te ich. »Die üb­ri­gen Of­fi­zie­re wie auch die Mann­schaft wa­ren mit sei­ner Ar­beit mehr als zu­frie­den.«
    »Das läßt nur auf ei­ne Ver­küm­me­rung ih­rer Ge­schmacks­ner­ven schlie­ßen«, sag­te Win­kel­mann. »Dok­tor, Sie sind ent schul­digt. Sie eben­falls, Ma­gen­bit­ter«, füg­te er hin­zu.
    Mor­gan und ich klet­ter­ten ge­mein­sam aus dem Mes­se­ab­teil. Ich steu­er­te ihn hin­über zu mei­nem Quar­tier, wo die me­di­zi­ni­schen Vor­rä­te ge­la­gert wa­ren. Er setz­te sich auf mei­ne Ko­je und be­gann schlag­ar­tig zu heu­len, wäh­rend er mit den Fäus­ten ge­gen das me­tal­le­ne Schott häm­mer­te. »So, jetzt neh­men Sie die­sen Drink«, sag­te ich.
    »Den Teu­fel wer­de ich …!« brüll­te er.
    »Ich be­feh­le es Ih­nen!« Ich

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