9 SCIENCE FICTION-STORIES
warf die Algen an die Wand des Bottichs. »Daheim in Ohio würde man bei Anwesenheit von Damen so einen Dreck höflichkeitshalber ›Roßapfel‹ nennen.«
»Sie werden Winkelmann nie zufriedenstellen«, sagte ich. »Selbst der gleichzeitige Tod aller übrigen menschlichen Wesen könnte ihn kaum zum Lächeln bringen. Aber nehmen Sie es nicht zu tragisch; Sie machen Ihre Sache gut, und wenn Sie dabei bleiben, wird der Captain nichts von seinem Fett verlieren.«
Morgan nickte düster. Ich holte eine Flasche Rye aus dem Arzneischrank und bot ihm einen Drink an, sozusagen als Medizin. Der Koch wies mein Präsent zurück. »Nicht jetzt, Doc«, entgegnete er. »Ich überlege gerade, was ich morgen zum Essen servieren soll.«
Das Produkt seiner Gehirntätigkeit zierte tags darauf den Messetisch. Wir erhielten je ein Stück Kopfsalat, zubereitet mit einem verblüffenden Ersatz für Essig und Öl, gewürzt mit kleinen Pimpernellblättern. Wie Morgan diese synthetischen Salatköpfe hergestellt hatte, kann ich nur raten, all die Stunden, die er darauf verwendet haben mußte, eine grüne Chlorella-Paste zu bereiten, jedes einzelne künstliche Blatt zu rollen und zu trocknen und zu formen, und schließlich neun Salatglocken ineinanderzufügen wie die Steine eines zerbrechlichen dreidimensionalen Puzzlespiels. Das pièce de résistance hieß wieder »Hamburger Steak«; diesmal jedoch war die Algenmasse, aus der es bestand, versteckt in einer köstlichen, dicken Bratensauce von nur schwachem grünen Anstrich. Die Steakessenz in jenen Chlorella-Kotelettes hatte er aufs großzügigste gewürzt; und Knoblauch dominierte. »Es ist so zart«, scherzte der Funker, »daß ich kaum glauben kann, ein wirkliches Steak vor mir zu haben.«
Morgan starrte hinüber zu Winkelmann, im stillen flehend, der Captain möge sein Meisterstück gutheißen. Die rosa Backen des großen Mannes hüpften und sprangen beim Kauen. Dann schluckte er den Bissen. »Magenbitter«, sagte Winkelmann, »es wäre mir lieber gewesen, Sie hätten diese Schraubenalge roh serviert, anstatt sie mit synthetischen Zwiebeln und Zyklor-Salz total zu versauen!«
»Immerhin scheinen Sie Morgans Futter ganz gut hinunterzubringen, Captain«, sagte ich. Ich warf einen Blick auf Winkelmann, schmerbäuchig und krötenhaft vor übermäßiger Schlemmerei.
»Ja, essen tue ich’s«, meinte der Captain, und während er noch mit vollem Mund sprach, packte er von neuem zu. »Aber nur so, wie jemand Würmer und Heuschrecken frißt, wenn er nicht verhungern will.«
»Sir, was um Himmels willen erwarten Sie von mir?« flehte Morgan.
»Nur gutes Essen«, brummte Winkelmann, den Mund voll getarnter Algen. Er tupfte sich mit dem Finger an den Kopf. »Das da – das Hirn, das dieses Schiff leitet – kann nicht funktionieren, wenn es Ochsendreck in der Verkleidung von Kaviar vorgesetzt bekommt. Leuchtet Ihnen das ein, Magenbitter?«
Morgan, die Fäuste krampfhaft gegen die Schenkel gepreßt, nickte. »Ja, Sir. Aber ich weiß wirklich nicht, wie ich Sie zufriedenstellen soll.«
»Sie sind Raumfahrer und Schiffskoch, nicht aber eine übergeschnappte Hausfrau«, sagte Winkelmann. »Ich erwarte von Ihnen keine Hysterie, keine Koller oder Weinkrämpfe. Lediglich … Himmel, ist es denn so schwer zu verstehen? – Lediglich ein Essen, das meinen Magen besänftigt und mein Hirn funktionsfähig hält.«
»Ja, Sir«, sagte Morgan, sein Gesicht ein deutliches Bild dessen, was man als gekränkten Stolz bezeichnen kann. Winkelmann erhob sich und kletterte hinauf zum Navigationsraum. Ich folgte ihm über die Leiter nach. »Captain«, sagte ich, »Sie treiben es mit Morgan zu weit. Sie verlangen von ihm, Ziegel ohne
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