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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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Lehm zu ma­chen.«
    Win­kel­mann sah mich aus sei­nen fahlblau­en Au­gen an. »Sie fin­den al­so, Dok­tor, mei­ne Här­te Ma­gen­bit­ter ge­gen­über sei auf die Gal­len­be­schwer­den ei­nes schon leicht mit­ge­nom­me­nen Man­nes zu­rück­zu­füh­ren?«
    »Ehr­lich ge­stan­den, Ih­re Hal­tung ist mir über­haupt un­be­greif­lich«, sag­te ich.
    »Sie wer­fen mir vor, daß ich je­man­den an­trei­be, Zie­gel oh­ne Lehm zu ma­chen«, sag­te Win­kel­mann. »Na gut, Dok­tor. Es ist mei­ne fes­te Über­zeu­gung, daß die Kin­der Is­raels, hät­te der Ober­auf­se­her des Pha­ra­os mei­ne Ziel­stre­big­keit be­ses­sen, sehr wohl im­stan­de ge­we­sen wä­ren, Zie­gel oh­ne Lehm zu ma­chen. Die Not, Dok­tor, ist die Mut­ter der Er­fin­dungs­ga­be … Ich bin Mor­gans Not! Mei­ne Sti­che­lei­en sind ihm un­an­ge­nehm, kein Zwei­fel. Aber ich nö­ti­ge ihn da­durch, zu ex­pe­ri­men­tie­ren, zu im­pro­vi­sie­ren, die Gren­zen sei­ner Fin­dig­keit zu er­wei­tern. Und das sa­ge ich Ih­nen – er wird aus den Chlo­rel­la-Tanks ein gu­tes Es­sen be­rei­ten! Ir­gend­wie muß es ihm ein­fach ge­lin­gen.«
    »Aber Sie drän­gen ihn zu sehr, Sir«, warf ich ein. »Er wird da­bei zer­bre­chen.«
    »Es er­war­tet ihn ei­ne Heu­er von rund fünf­zig­tau­send Dol­lar, wenn wir in Bra­dy Sta­ti­on lan­den«, sag­te Cap­tain Win­kel­mann. »Für ei­ne sol­che Stan­ge Geld nimmt man vie­le Un­an­nehm­lich­kei­ten in Kauf. Das wä­re al­les, Dok­tor Vila­no­va.«
    »Aber die Mo­ral an Bord …«, be­gann ich.
    »Das wä­re al­les, Dok­tor Vila­no­va«, wie­der­hol­te Cap­tain Win­kel­mann.
     
    Mor­gan wur­de im­mer schweig­sa­mer, wäh­rend wir ent­lang der el­lip­ti­schen Bahn zum Mars un­se­res Weges zo­gen. Je­de ein­zel­ne Mahl­zeit, die er zu­be­rei­te­te, stell­te einen neu­er­li­chen Ver­such dar, den Cap­tain für sich und sei­ne Lecker­bis­sen zu ge­win­nen. Aber je­des ein­zel­ne der­ar­ti­ge An­ge­bot wur­de von die­sem herz­lo­sen Mann igno­riert oder ver­dammt und ab­ge­kan­zelt. In der Fol­ge war Mor­gan be­strebt, den Cap­tain zu den Es­sens­zei­ten zu mei­den, doch wuß­te Win­kel­mann dies tun­lichst zu durch­kreu­zen. »Über­mit­teln Sie dem Kü­chen­chef mein Kom­pli­ment«, moch­te der Cap­tain bei­spiels­wei­se ei­nem sei­ner Leu­te auf­tra­gen, »und bit­ten Sie ihn, doch einen Sprung hier vor­bei­zu­schau­en.« Und da wür­de der Koch freud­los im Mes­se­ab­teil er­schei­nen, um von neu­em zu hö­ren, wie sei­ne ku­li­na­ri­schen Fä­hig­kei­ten auf ät­zen­de Wei­se in Fra­ge ge­stellt wur­den.
    Ich per­sön­lich, ich zweifle kei­ne Se­kun­de dar­an, daß Mor­gan der bes­te Koch war, der sich je­mals im All be­fand. Je­des sei­ner Ge­rich­te setz­te der bril­lan­ten Kom­bü­sen­kunst einen wei­te­ren Mark­stein. So be­ka­men wir, zum Bei­spiel, einen Trut­hahn-Er­satz ers­ter Gü­te ser­viert. Die Kä­se­sau­ce war na­he­zu un­faß­bar, das Chlo­rel­la-Trut­hahn­fleisch ein Ge­dicht, so weiß und zart. Mor­gan war­te­te zu die­ser De­li­ka­tes­se mit ei­nem kör­ni­gen, in der Tat köst­li­chen »Mais­brot« auf, und über­dies war es ihm ge­lun­gen, sei­nen Al­gen ein fett­ähn­li­ches But­ter­sub­sti­tut zu ent­lo­cken, das auf heißem »Brot« zer­lief und die­ses mil­chig duf­ten ließ. »Groß­ar­tig, Mor­gan!« sag­te ich.
    »Wir sind kei­nes­wegs hin­ge­ris­sen«, brumm­te Cap­tain Win­kel­mann, wäh­rend er ei­ne zwei­te Por­ti­on von dem Pseu­do-Trut­hahn in Emp­fang nahm. »Sie ver­bes­sern sich, Ma­gen­bit­ter, aber nur arith­me­tisch. Ih­re ers­ten Be­mü­hun­gen um ei­ne geo­me­tri­sche Qua­li­täts­stei­ge­rung wa­ren der­ma­ßen fürch­ter­lich, daß es ge­ra­de noch zu dem zwei­fel­haf­ten Prä­di­kat ›ge­nieß­bar‹ reich­te. Ich hof­fe je­doch, Sie wer­den nach ei­ni­ger Zeit ge­lernt ha­ben, mit der Kom­pe­tenz ei­nes Neu­lings auf der Haus­hal­tungs­schu­le über Löf­fel und Koch­topf zu re­gie­ren. Das wär’s, Mor­gan.«
    Die Mann­schaft und mei­ne Of­fi­ziers­kol­le­gen fan­den Win­kel­manns Sti­che­lei­en amüsant; im üb­ri­gen freu­te es sie, daß die

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