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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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Aus­ein­an­der­set­zung zwi­schen ih­rem Cap­tain und dem Koch da­zu diente, sie so gut zu ver­kö­s­ti­gen. Die meis­ten Raum­schif­fer tre­ten ei­ne län­ge­re Rei­se recht be­hä­big und schwer­fäl­lig an, zu­mal sie sich in den letz­ten paar Ta­gen die Bäu­che voll­ge­schla­gen ha­ben, um auf die­se Wei­se et­li­che hun­dert Ka­lo­ri­en und recht, recht vie­le lu­kul­li­sche Er­in­ne­run­gen an Bord zu schmug­geln. Je­den­falls hat­te wäh­rend der ers­ten vier Mo­na­te im lee­ren Raum kei­ner von den Män­nern Ge­wicht ver­lo­ren. Ja, Win­kel­mann schi­en so­gar zu­ge­nom­men zu ha­ben. Die Uni­form war an sei­ner plum­pen Kehrsei­te zum Plat­zen ge­spannt, und er keuch­te auch schon ein we­nig, wenn er die Lei­tern hin­auf­klet­ter­te. Ich er­wog al­len Erns­tes, un­se­rem Cap­tain vor­zu­schla­gen, er mö­ge sein Es­sen aus ge­sund­heit­li­chen Grün­den et­was ein­schrän­ken – ein Rat­schlag, der wohl ein­ma­lig in den An­na­len der Raum­me­di­zin ge­we­sen wä­re –, als Win­kel­mann zur größ­ten Be­lei­di­gung über­haupt für un­se­ren Koch aus­hol­te.
     
    Je­der­mann an Bord ei­nes Raum­ers sind ne­ben sei­ner Uni­form – die nun zur Schiff­sein­rich­tung zählt – zehn Ki­lo­gramm per­sön­li­cher Ef­fek­ten ge­stat­tet. Dem Cap­tain steht die dop­pel­te Ra­ti­on zu, sei­nem Rang und sei­ner Ver­ant­wor­tung ge­mäß. So mag er denn vier­zig Pfund Bü­cher, Spiel­kar­ten, Strick­wol­le, Whis­ky oder was im­mer ihm hilft, die Stun­den zwi­schen den Pla­ne­ten tot­zu­schla­gen, mit an Bord neh­men. Mor­gan, das wuß­te ich si­cher, hat­te sein ge­sam­tes Ex­tra­ge­wicht da­für ge­op­fert, ei­ne Kol­lek­ti­on von Ge­wür­zen aufs Schiff zu brin­gen: Ma­jo­ran und Pfef­fer, Küm­mel, Lor­beer und Nel­ken, Pa­pri­ka, Thy­mi­an, Dill und noch ein Dut­zend mehr.
    Cap­tain Win­kel­mann war al­les an­de­re als ei­ne Le­se­rat­te, folg­lich hat­te er auch kei­ne Bü­cher mit­ge­bracht. Das Kar­ten­spiel in­ter­es­sier­te ihn über­haupt nicht, zu­mal es ei­ne Ge­sel­lig­keit vor­aus­setzt, die ihm fremd war. Auch trank er nie an Bord ei­nes Schif­fes. Ich hat­te ur­sprüng­lich an­ge­nom­men, daß er sein Recht auf per­sön­li­ches Ef­fek­ten-Zu­satz­ge­wicht ge­gen hun­dert Dol­lar pro Ki­lo an die Ei­gen­tü­mer ab­ge­tre­ten ha­be. Um das ma­xi­ma­le Ex­tra­ge­wicht zu er­rei­chen, sind Raum­schif­fer be­kannt­lich schon split­ter­nackt an Bord ge­kom­men …
    Doch dies war bei Win­kel­mann nicht der Fall. Sein per­sön­li­ches Ge­päck – ein un­be­schrie­be­ner Papp­kar­ton – tauch­te zur Abend­mes­se un­ter dem Tisch auf, als wir noch an die hun­dert Ta­ge von Pia­no West ent­fernt wa­ren. Win­kel­mann rück­te sich den Stuhl zu­recht, nahm Platz, stell­te die Fü­ße auf den mys­te­ri­ösen Kar­ton und knurr­te: »In wel­cher ekel­er­re­gen­den Form wird uns heu­te wie­der der Schiffs­müll vor­ge­setzt, Ma­gen­bit­ter?«
    Mor­gan run­zel­te die Stirn, be­herrsch­te sich aber. »Ich be­faß­te mich mit dem Pro­blem ›Steak‹, Sir«, sag­te er. »Ich glau­be, ich ha­be den Ge­schmack aus­ge­merzt; den Rest soll ei­ne stil­ge­rech­te Ma­se­rung be­wir­ken. Sie ver­ste­hen, Sir?«
    »Al­ler­dings«, brumm­te Win­kel­mann. »Sie wol­len, daß sich Ih­re neues­te ›Schöp­fung‹ im Mund nach Steak an­fühlt, und nicht nach Ba­by­nah­rung. Ha­be ich recht?«
    »Ja, Sir«, sag­te Mor­gan. »Nun, ich preß­te das Steak-Sub­strat – Chlo­rel­la, na­tür­lich, mit al­len Ar­ten von spe­zi­el­len Ge­wür­zen – durch ein Sieb und brüh­te die Fa­sern in heißem Al­gen­öl. Dann zer­hack­te ich die ein­zel­nen Strän­ge und roll­te sie aus. Und dann hat­te ich et­was, was in sei­ner Ma­se­rung ech­tem Fleisch ziem­lich na­he­kam.«
    »Gra­tu­lie­re, Mor­gan!« Ich war be­ein­druckt.
    »Ich wür­de eher sa­gen, es verdirbt mir den Ap­pe­tit, wenn ich so hö­re, wie Sie mit un­se­rem Es­sen her­ump­fu­schen«, be­merk­te der Cap­tain, und sei­ne Kinn­la­den ver­scho­ben sich zu ei­nem Aus­druck des Wi­der­wil­lens. »Ich fin­de über­haupt nichts da­bei, wenn man Hum­mer ißt,

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