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9 SCIENCE FICTION-STORIES

9 SCIENCE FICTION-STORIES

Titel: 9 SCIENCE FICTION-STORIES Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Ernsting
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schenk­te uns bei­den je 50 ccm Rye ein. »Das ist Arz­nei, Mor­gan …«, sag­te ich. Er spül­te das schar­fe Zeug die Keh­le hin­un­ter, als hand­le es sich da­bei um Was­ser, und hielt mir stumm wie­der das Glas hin. Ich schenk­te nach.
    Mi­nu­ten spä­ter hör­te er zu schluch­zen auf. »Tut mir leid, Doc«, sag­te er.
    »Sie sind un­ter grö­ße­rem Druck ge­stan­den, als ihn die meis­ten an­de­ren er­tra­gen könn­ten«, ent­geg­ne­te ich. »Sie brau­chen sich des­halb nicht zu schä­men.«
     
    »Er ist irr … Wel­cher ver­nünf­ti­ge Mensch wür­de von mir er­war­ten, daß ich Wie­ner Schnit­zel und Sau­er­kraut und Back­hendl nach süd­deut­scher Art aus ei­nem Al­gen­tank her­aus­ho­le? Zum Ko­chen ha­be ich für ihn nichts an­de­res als mi­kro­sko­pi­sches Un­kraut! – Aus­ge­laug­te Mo­le­kü­le von Haar­schnit­ten; pa­ke­tier­te Ami­no­säu­re mit Zu­sät­zen. Und er er­war­tet sich Ge­rich­te, die beim jähr­li­chen Fest­ban­kett der Freun­de Es­cof­fiers das Blaue Band da­von­tra­gen wür­den!«
    »Es ist ein al­tes Lied, Mor­gan«, sag­te ich. »Zu­erst ra­ckert man sich halb tot beim Ko­chen, bis die Fin­ger zer­schnit­ten und ver­brannt sind, und dann bleibt jeg­li­che An­er­ken­nung aus … Aber mer­ken Sie sich: Sie sind nicht mit Win­kel­mann ver­hei­ra­tet! Ein Jahr noch, und Sie kön­nen heim. Fünf­zig­tau­send Dol­lar be­kom­men Sie … da­mit läßt sich et­was an­fan­gen; Sie wer­den in Ohio Ihr Re­stau­rant er­öff­nen, und bis da­hin ha­ben Sie un­se­ren fet­ten Flie­gen­den Hol­län­der längst ver­ges­sen.«
    »Ich has­se ihn«, sag­te Mor­gan. Er griff nach der Fla­sche. Ich ließ ihn ge­wäh­ren. Manch­mal kann Al­ko­hol ein wirk­sa­mer Ver­bün­de­ter der Heil­kraft der Na­tur sein … Ei­ne hal­be Stun­de spä­ter schnall­te ich Mor­gan in sei­ner Ko­je an, da­mit er sich aus­sch­lief. Die­ser the­ra­peu­ti­sche Rausch schi­en ge­nau das Rich­ti­ge für ihn ge­we­sen zu sein.
    Am nächs­ten Tag be­ka­men wir zum Früh­stück ei­ne Brü­he von be­mer­kens­wer­ter Scheuß­lich­keit … einen Ein­topf, oder auch Chlo­rel­la vul­ga­ris, der aus­sah und schmeck­te wie die Spu­cke ir­gend­ei­nes schlamm­fres­sen­den Seeun­ge­heu­ers. Mor­gan, rot­äu­gig und zitt­rig, ent­schul­dig­te sich mit kei­nem Wort; er starr­te nur Win­kel­mann an, als war­te er auf ei­ne Be­mer­kung. Der Cap­tain führ­te einen Löf­fel voll des ekel­er­re­gen­den Zeugs an sei­ne Lip­pen, schmatz­te laut und sag­te: »Ma­gen­bit­ter, end­lich ver­bes­sern Sie sich ein we­nig.«
    Mor­gan nick­te. »Dan­ke viel­mals, Sir«, er­wi­der­te er und lä­chel­te.
    Ich lä­chel­te eben­falls. Mor­gan hat­te sich über­wun­den. Sei­ne geis­ti­ge Ab­wehr war nun stark ge­nug, um selbst den hef­tigs­ten iro­ni­schen An­grif­fen des Cap­tains stand­zu­hal­ten. Un­ser Es­sen wür­de sich wahr­schein­lich für das rest­li­che Stück die­ser Fahrt ver­schlech­tern, aber das war ein Preis, den ich ger­ne zah­len woll­te, er­hielt ich doch die Ge­nug­tu­ung, zu se­hen, wie Wil­li Win­kel­manns Theo­rie, daß man einen Koch zwin­gen kön­ne, Zie­gel oh­ne Lehm zu ma­chen, am Bo­den zer­stört wur­de. Der Cap­tain hat­te es zu weit ge­trie­ben, kein Zwei­fel. Sei­nen Ketch­up wür­de er für die kom­men­den Mahl­zei­ten in der Tat brau­chen …
    Das Mit­tages­sen war bei­na­he ge­nau­so fürch­ter­lich wie das Früh­stück. Der Kaf­fee schmeck­te nach Salz und blieb größ­ten­teils ste­hen. Die Män­ner pro­tes­tier­ten hef­tig und ga­ben dem Cap­tain – in des­sen Ab­we­sen­heit – die Schuld an dem Nie­der­gang ih­res ku­li­na­ri­schen Stan­dards. Mor­gan schi­en das Gan­ze nicht zu be­rüh­ren. Er ser­vier­te die »Al­gae­bur­ger« und be­eil­te sich, zu­rück in sei­ne Kom­bü­se zu kom­men, taub ge­gen­über den Vor­wür­fen sei­ner Ka­me­ra­den.
     
    Da nur drei Sitz­ge­le­gen­hei­ten im Mes­se­ab­teil der Sä­le vor­han­den wa­ren, nah­men wir un­se­re Mahl­zei­ten in Schich­ten ein. Als ich an je­nem Abend die Lei­ter hin­ab­stieg zum Es­sen, füll­te ein durch­drin­gen­der Bra­ten­ge­ruch mei­ne Na­se, ein Duft, der

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