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90 Tage auf Bewaehrung

Titel: 90 Tage auf Bewaehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fisher
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seiner Biotomaten an, von denen ich auch gleich mal so vier Stauden bestellte. »Biotomaten sind teuer«, flüsterte mein Liebster in mein Ohr. Ich stammelte: »Aber gesund!« und hoffte, dass sich jetzt endlich die Erde unter meinen Füßen öffnete. Kurz und gut: Der Türke machte mit uns das Geschäft seines Lebens, und wir hätten halb Istanbul bekochen können.
    Wir trugen unsere Schätze nach Hause. Während er an meinem Küchentisch mit meinem stumpfesten Messer (meine Messer sind alle stumpf - ich bitte Sie, ich koche doch nie!) den Knoblauch zerhackte und die Tomaten zermanschte, stand ich am Herd und tat so, als hätte ich zumindest die Spur einer Ahnung, was ich da tat. Ich versuchte wie eine Mischung aus Mutter Beimer und einem Playboy-Bunny mit Schürze zu wirken. Ich musste dem Schicksal ins Auge sehen und wusste: Da musst du jetzt ganz alleine durch, du Huhn ohne Federn, ohne Anstand und ohne Kochkünste.
    Ich gebe zu, ich hatte am Abend vorher so aufgetrumpft,
dass er allen meinen ungelenken Bewegungen folgte wie ein Jünger seinem Guru - er hielt mich einfach für eine Küchengöttin. Ausgerechnet das Oregano-Glas lächelte mich verheißungsvoll an - ich schüttete es komplett in das Gematsche aus Fleisch, Tomaten und Knoblauch und war mir sicher, genau solche Kräuter in ähnlichen Saucen in diesen Mengen schon gesehen zu haben. Ein fataler Irrtum. Es schmeckte scheußlich. Mir zumindest. Ihm anscheinend nicht. Hatte er einen Kuhmagen, dem man nichts antun konnte? Nein, er war einfach nur verliebt. Vielleicht auch ein bisschen höflich. Auf jeden Fall aß er die Bolognese auf und lobte erneut meine Kochkunst.
    So viel Opferbereitschaft hielt ich nicht länger aus. Ich gestand. Alles. Unter Tränen, die wirkungsvoll in der Zewa-Küchenrolle landeten. Glauben Sie’s oder nicht: Er fand mich daraufhin noch toller. Ich sei so irre kreativ. Und hätte so tolle Freunde.
    Und wir haben uns fest vorgenommen, einmal in der Woche zusammen zu kochen. Zumindest kochen zu üben. Mit Kochbuch und viel Spaß. Manchmal schmeckt’s auch. Und diese Episode in meinem Leben hat sogar eine Moral: Nicht nur, dass Freunde das Wichtigste sind, sondern dass es toll ist, mit seinem Partner gemeinsam Dinge zu entdecken und zu lernen. Boa ey!

Die halbe Stadt weiß es!

    Also - nicht dass ich eine Tratsche bin. Aber wenn ich verliebt bin, also so richtig verliebt, dann rede ich. Viel, lange und ausführlich. Auch gerne mit jedem. Sie wissen, was ich meine: Ich rufe alle meine Freundinnen in alphabetischer Reihenfolge an, meine Mutter, meine Analytikerin - und alle anderen erfahren es persönlich. Die Frau am Kiosk, im Blumenladen, der Taxifahrer und die Tochter meines Friseurs. »Guten Tag, ich bin verliebt. Und er ist so toll. Selbstständig, erfolgreich, selbstverständlich gut aussehend. Ich gebe mir alle Mühe der Welt, hach, ich finde einfach keinen Haken. Noch nicht. Er schnarcht nicht, kann ohne Schmatzen Nahrung zu sich nehmen, schreibt fehlerfreie SMSen! Und küssen kann der...« Und wenn Frau Müller, meine Nachbarin, noch ein paar Minütchen mehr Zeit gehabt hätte...
    Eins ist klar: Wenn er wüsste, dass ich so viel rede, wäre ich reif für das Sauerstoffzelt. Aber er würde es nicht erfahren. Wie denn? Also plapperte ich den ganzen Tag über ihn und mich wie ein Vögelchen am frühen Morgen.
    Das ist bei Sabrina anders. Man weiß ja nie, wie lange eine Beziehung bei ihr hält. Klar redet sie auch - aber natürlich nur auf neutralem Gebiet. Ihre besten Freundinnen wissen davon, aber schon in ihrem Lieblingsrestaurant gilt sie immer noch als Single. Das alles, damit der männliche »Fanclub« auf jeden Fall bei der Stange bleibt. Denn wie bei jeder
langjährigen Single-Frau hat sich auch bei ihr so einiges angesammelt an Telefonnummern von attraktiven Männern, auf die sie jederzeit gern mal zurückgreifen kann. Was soll man schon allein am Abend z. B. in München, wenn der Job erledigt ist? Dafür hat sie Johannes, unter »M« wie München gespeichert. An die Gespräche kann sie sich im Nachhinein nicht wirklich erinnern, aber an eisgekühlten Champus und Spaß in jeglicher Hinsicht. Bei Johannes bediene sie sich »à la carte«, erklärte sie mir lachend. Und deshalb sei auch nichts dagegen einzuwenden, gelegentlich mal »Paar zu spielen« - ansonsten lebt jeder sein eigenes Ding. Und sie würde auch einen Teufel tun, seine Nummer zu löschen, auch wenn sie gerade mal so etwas wie eine Beziehung hat. Denn für

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