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90 Tage auf Bewaehrung

Titel: 90 Tage auf Bewaehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Fisher
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ich zusammengestellt hatte. Es entbrannte nur ein kurzfristiger Streit bei der Frage, wer was kochen sollte. Meine Mutter bestand auf die Hauptspeise,
die aber auch Jörg, der Schaumsüppchen-König, gerne gezaubert hätte. Mama gewann - sie gewinnt immer! Mir blieb nur noch, darum zu bitten, keine Sterneküche zu fabrizieren. Das hielt ich an dieser Stelle echt für unglaubwürdig.
    Also blieb für Jörg die Vorspeise, Mama kümmerte sich um den Hauptgang, Sabrina steuerte eine ihrer köstlichen Nachtischvariationen bei, und Kerstin räumte, räumte, räumte und putzte, putze, putzte... Um es kurz zu machen: Um zehn vor acht war das Drei-Gänge-Menü quasi fertig, brodelte in meinen Töpfen, meine Lieben waren verschwunden und ich nur noch für das »Finishing« zuständig: abgießen, anrichten, Petersilie werfen, auftischen. Nur zur Vollständigkeit: Es gab als Vorspeise Salat von Vollkorn-Gemüse-Maultaschen und marinierten Steinpilzen (Zubereitungszeit ca. 50 Minuten), dann Zanderfilet in Gemüse-Kartoffel-Mantel auf jungen Zwiebeln und Flusskrebsen (Zubereitungszeit: eine Stunde! Mama, natürlich!) und als Nachtisch ein simples Birnen-Sorbet mit gefüllten Birnenpralinen (2728 Kalorien!).
    Ich kann sagen, ich war von mir beeindruckt. Er auch! Sogar der Wein (Jörg, ich liebe dich!) passte perfekt. Das Essen lief wie geschmiert - und mein Liebster belohnte mich für die in meinen Augen bestandene Prüfung mit sehr viel Zärtlichkeit. Ich fühlte mich auf einmal Schwiegermutter-vorführtauglich und Kinder-großzieh-geeignet. Liebe geht bekanntlich durch den Magen.
    Natürlich war’s keine wirkliche Prüfung, an so was dachte er ja gar nicht. Er wollte ja einfach nur bei mir essen und wäre auch mit einer Tiefkühlpizza glücklich gewesen! Aber ich habe daraus mal wieder einen gigantischen Akt gemacht, weil ich in Sachen Beziehung nun mal so bin: neurotisch, hysterisch und einfach nur bekloppt - aber das dürften Sie inzwischen sowieso schon gemerkt haben!

    Das Nachspiel begann am nächsten Morgen bei einem einfachen Rührei, das übrigens tatsächlich ich ganz alleine irgendwie zustande bekommen habe. »Süße, das war ganz große Kunst gestern.« Ich wurde rot, weil ich an die akrobatischen Turnübungen in meinem Schlafzimmer dachte. »Ich habe selten so gut gegessen.« Ach so! Das Gespräch lief in die falsche Richtung. Mit der Schlinge um den Hals rutschte mir ein »Ach, war doch gar nichts Besonderes« heraus - ich kleine Möchtegernhausfrau, ich!
    »Nee, ganz im Ernst. War echt superlecker. Ich kann ja gar nicht kochen...« So so, nicht kochen, also gar nicht, hm... »Ich möchte gerne dein Schüler sein. Also nicht gleich so kompliziert, vielleicht fangen wir mit einer einfachen Nudel mit Bolognese an. Bring es mir bei!«
    Sie können sich vielleicht ein bisschen vorstellen, wie sehr ich in der Klemme war. Ich fütterte ihn erst mal noch mit meinem ach so köstlichen Fünf-Sterne-Rührei und lächelte. Ich musste Zeit gewinnen. Ich lächelte besonders nett. Wie einfach ein »Ich kann nicht kochen« aus einem Mund perlen kann. Nur dummerweise war’s seiner und nicht meiner.
    Ich schlich aufs Klo und rief Sabrina an. Bei ihren Erfahrungen wusste sie vielleicht eine Lösung. Sie lachte. »Jetzt sitzt du ganz schön in der Patsche, was? Na, da komm mal schön alleine wieder raus, Miss Mary Poppins. Ich habe mir gestern übrigens eine prima Brandblase geholt an deinem supermodernen Kackherd!«
    Ich versuchte, die Situation irgendwie hinauszuzögern. Vielleicht geschah ja ein Wunder, und ich konnte über Nacht Kochbücher schreiben. Ich hörte in mich hinein. Nichts. Leere.
    »Ich möchte von Anfang an dabei sein. Lass uns einkaufen gehen, damit ich weiß, wie viel man von allem braucht.«
Er riss mich aus meinen »Alles-wird-wieder-gut-Träumen«. Ja, einkaufen. Prima. Wir gingen zum Türken an die Ecke. Der hatte immer alles, vor allem Verständnis und nicht genügend Deutschkenntnisse, sodass er meinen gestammelten Unsinn als durchaus korrekte Bestellung für die Zutaten einer Bolognesesauce hielt.
    Ich muss der guten Ordnung halber erklären, dass ich definitiv nicht weiß, wie viel von welchen Zutaten in eine Bolognese kommt. Ich habe weder Ahnung von Kräutern noch von Fleischsorten, geschweige denn vom Zubereiten. Also stand ich beim Türken und bestellte sicherheitshalber ein Kilo Knoblauch. Da konnte ich nichts falsch machen. Der türkische Berliner fragte daraufhin: »Vampire?« Ich nahm die Farbe

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