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900 Großmütter Band 1

900 Großmütter Band 1

Titel: 900 Großmütter Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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diesem Jahrhundert, die sehr nahe daran war, uns zu entdecken.«
    Danach senkte sich Kälte über das Leben Charles Vincents, obwohl er immer noch seine ungewöhnlichen Fähigkeiten besaß. Aber jetzt leistete er sich nur noch selten lose Streiche.
    Außer mit Jennifer Parkey.
    Es war merkwürdig, daß er sich zu ihr hingezogen fühlte. Er kannte sie in der Normalwelt nur flüchtig, und sie war mindestens fünfzehn Jahre älter als er. Aber jetzt fand er sie grade wegen ihrer Jugendlichkeit anziehend, und alle Scherze, die er mit ihr trieb, waren von sanfter Art.
    Vor allem hatte das alte Mädchen keine Angst und fing auch nicht an, ihre Tür abzuschließen, weil ihr solche Dinge früher nie passiert waren. Er trat hinter sie und strich ihr übers Haar, und dann sagte sie ganz ruhig, aber mit diesem gewissen Drängen in der Stimme:
    »Wer bist du? Warum läßt du dich nicht sehen? Du bist doch ein Freund, nicht wahr? Bist du ein Mann, oder bist du etwas anderes? Wenn du mich streicheln kannst – warum kannst du dann nicht mit mir sprechen? Laß dich doch mal sehen! Ich werde dir bestimmt nicht wehetun, ich verspreche es dir.«
    Es war, als könnte sie sich überhaupt nicht vorstellen, daß irgend etwas Unbekanntes, Seltsames ihr wehetun könnte. Oder einmal, wenn er sie umarmte und sie auf den Nacken küßte, rief sie: »Wer du auch sein magst, du mußt ein kleiner Junge sein, oder doch ganz ähnlich wie ein kleiner Junge. Es ist lieb von dir, daß du meine Sachen nicht entzweimachst, wenn du hier herumschwebst. Komm doch zu mir, ich will dich in den Arm nehmen.«
    Nur sehr gute Menschen haben keine Angst vor dem Unbekannten.
    Wenn Vincent mit Jennifer in der Normalwelt zusammentraf, wozu er jetzt öfter die Gelegenheit suchte, dann sah sie ihn jedesmal prüfend an, als ob sie irgendeine Verbindung ahnte.
    Eines Tages sagte sie: »Ich weiß, es ist unhöflich, aber Sie sehen gar nicht gut aus. Waren Sie mal beim Arzt?«
    »Mehrere Male. Aber ich glaube, mein Arzt müßte selbst mal zum Arzt. Er hat schon immer gerne so komische Bemerkungen gemacht, aber neuerdings ist er wirklich ein bißchen durcheinander.«
    »Wenn ich Ihr Arzt wäre, würde ich auch ein bißchen durcheinander sein. Aber Sie sollten herausfinden, was mit Ihnen los ist. Sie sehen furchtbar aus.«
    Er sah keineswegs furchtbar aus. Er hatte sein Haar verloren, soviel war richtig; aber auch anderen Männern gehen mit Dreißig oder so die Haare aus, allerdings vielleicht nicht so plötzlich wie ihm. Schließlich hatte er fast fünfhundert Stundenkilometer drauf, wenn er in diesem Zustand in flottem Schritt ging. Und so ein Tempo kann einem schon die Haare vom Kopf blasen. Und könnte das nicht auch der Grund für seinen immer schlechter werdenden Teint und den immer müderen Blick seiner Augen sein? Aber er wußte, daß dem nicht so war. Er fühlte in der Beschleunigungsphase keinen größeren Luftwiderstand als in der normalen.
    Er hatte seine Aufforderung erhalten. Er beschloß, nicht darauf zu antworten. Er wollte nicht vor die Entscheidung gestellt werden; er hatte nicht den Wunsch, sich mit Denen vom Pfuhl zu verbinden. Aber er hatte auch nicht die Absicht, die Überlegenheit über die Natur aufzugeben, die er jetzt besaß.
    »Ich will beides haben«, sagte er sich. »Ich bin jetzt schon ein Widerspruch und eine Unmöglichkeit. ›Man kann seinen Kuchen nicht gleichzeitig aufbewahren und essen‹? – Dieses Sprichwort ist nur eine frühe Formulierung des Gesetzes von der moralischen Kompensation. ›Man kann nicht mehr aus einem Korb herausnehmen, als drin ist‹? – Aber ich bin das lebende Beispiel einer ständigen Verletzung des Gesetzes vom Gleichgewicht der Kräfte. ›Kein Weg ohne Rück weg ‹? – ›Was hochsteigt, kommt auch wieder herunter‹? – ›Wer tanzen will, muß den Fiedler bezahlen ‹? – Aber sind Sprichwörter wirklich Naturgesetze? Sicherlich. Ein vernünftiges Sprichwort hat die Kraft eines Naturgesetzes; es ist nur eine andere Formulierung eines Naturgesetzes. Aber ich habe gegen die Naturgesetze gelebt. Es ist abzuwarten, ob das straflos bleibt.
    ›Jede Aktion hat ihre Reaktion‹. Ich lehne es ab, mit Denen zu tun zu haben. Ich werde eine starke Reaktion provozieren. Der Mann ohne Gesicht sagt, es sei immer ein Rennen zwischen Wissen und Zerstörung. Schön – ich werde ihnen um diesen Preis ein gutes Rennen liefern.«
    Von dieser Zeit an begannen sie ihn zu verfolgen. Er wußte, daß sie in einem Zustand der

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