900 Großmütter Band 1
begleitet, die bei allen drei Männern fast identisch und beinahe unglaublich waren; und für diesen Bericht, zweifellos zum Schaden meines wissenschaftlichen Rufes, will ich einen Teil davon hier niederlegen.
Als Dr. Mason das hingeschrieben hatte, dachte er eine Weile nach. »Nein, ich werde nichts dergleichen tun«, sagte er und strich die Zeilen aus, die er geschrieben hatte. »Man soll schlafende Drachen nicht aufwecken.«
Und irgendwo saßen gesichtslose, nach dem Pfuhl stinkende Männer und lächelten einander ruhevoll und ironisch zu.
Frosch auf dem Berg
Es war, wie der Dichter sagt: Vor dem Antlitz der Berge erwachte er. Wahrlich, nichts kommt ihnen gleich. Meere und Ebenen waren, so vermeldet die Legende, schon seit Urzeiten da. Aber die Berge erstehen jeden Morgen neu.
Es war ziemlich kompliziert gewesen. Sein Name war Garamask, und er hatte es durchgesetzt.
»Ich hasse den Weltraum«, hatte Garamask gesagt, als er sich dazu entschloß, und die Raumschiffs-Mannschaft war überrascht.
»Warum denn, Mr. Garamask?« hatte der Kapitän gefragt. »Sie haben doch mehr Raumfahrtszeit als ich und kennen sich im Raum viel besser aus. Und Sie haben mehr Geld im Weltraumgeschäft verdient als irgend jemand, den ich kenne. Ich habe niemals einen Mann gesehen, der so wild auf neue Welten ist wie Sie. Sie sind eine so expansive Persönlichkeit, daß ich dachte, Sie wären in die Weite des Raumes verliebt.«
»Ich liebe Reisen und Bewegung«, sagte Garamask. »Ich liebe Welten! Aber im Raum verliert man sehr rasch das Gefühl für Bewegung und Orts Veränderung. Und der Weltraum ist eben nicht expansiv. Er schrumpft.
Ich habe, wenn wir es mal so ausdrücken wollen, eine Passion für gewisse ungekämmte und bergige Welten; aber der Raum zerstört beinahe diese Passion in mir, denn ich sehe diese Welten wie Mikroben auf meinem Bildschirm auftauchen und sehe sie auch wie Mikroben wieder verschwinden. So muß ich Dinge von epischer Gewalt unter dem Mikroskop studieren. Und wenn ich das Mikroskop wegnehme, weiß ich, daß diese gewaltigen Dinge in Wirklichkeit so klein sind, daß man sie mit bloßem Auge nicht mehr sieht. Vom Raum aus gesehen sind alle diese gewaltigen, ragenden Welten zu klein, als daß man sie sehen oder an sie glauben könnte. Ich liebe große Welten, und ich hasse den Raum, weil er diese Welten vernichtet.«
»Die Paravata ist keine so besonders große Welt, Mr. Garamask«, sagte der Kapitän.
»Doch! Die Paravata ist groß! Sie ist gewaltig!« beteuerte Garamask. »Und ich lasse sie mir nicht kaputtmachen. Nach menschlichem Maßstab ist sie die größte aller möglichen Welten, und ich will nicht, daß dieser Maßstab durch irgendwelche Vergleiche an Bedeutung verliert. Sie ist eine Welt, die grade groß genug ist, daß ein Mensch auf ihr nach Lust und Laune herumgehen kann, ohne dadurch weniger als ein Mensch zu werden. Sie hat die anderthalbfache Schwerkraft der Erde, also fordert sie unsere Kräfte heraus. Sie hat eine Atmosphäre wie ein permanentes Sauerstoff-Saufgelage, also gibt sie unseren Kräften etwas, wovon sie zehren können. Sie hat Berge, die sich zehntausend Meter hoch auftürmen, die höchsten Berge allüberall, die ein Mensch mit seinen eigenen Körperkräften, ohne Apparate, bewältigen kann. Und ich will nicht, daß mir das alles verdorben wird! Ich bin so reich, daß Sie mich nicht als bloße Belästigung betrachten können. Ich habe meine Anweisungen gegeben. Also führen Sie sie aus, soweit sie meine Person betreffen!«
»Mr. Garamask, waren Sie jemals jung?« fragte der Kapitän.
»Ich bin immer noch jung, Captain! Physisch bin ich so fit wie keiner auf diesem Schiff. Und es ist eine sehr junge, sehr ehrgeizige Idee, die ich jetzt ins Werk setze.«
»Ah – waren Sie niemals anders, Mr. Garamask, nicht ganz so jung, und lange nicht so selbstsicher?«
»Ich weiß nicht, was Sie meinen, Captain, aber ich denke, so bin ich niemals gewesen. Führen Sie meine Instruktionen aus!«
Garamasks Anweisungen besagten, daß er in einen Erhaltungsschlaf versetzt werden und daß er noch im Schlaf auf der Paravata, dem gebirgigen Stern, abgesetzt und in ein Haus gebracht werden sollte. Er wollte nicht wissen, wann die Paravata mikrobengleich im Bildschirm auftauchte, noch wann sie zu hundertmillionenfacher Erbsengröße anschwoll. Er sah auch den Stern nicht zur doppelten Erdgröße anwachsen. Er erlebte die Landung nicht. Er wurde im Raumhafen der Paravata von Bord
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