Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
900 Großmütter Band 1

900 Großmütter Band 1

Titel: 900 Großmütter Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
Vom Netzwerk:
die regelmäßige Monatsuntersuchung vor.
    »Sie sehen ja furchtbar aus«, sagte der Arzt. »Was auch immer mit Ihnen los ist – Sie haben sich verändert. Wenn Sie die Mittel dazu haben, sollten Sie einen langen Urlaub einlegen.«
    »Die Mittel habe ich«, sagte Vincent, »und eben das habe ich auch vor. Ich werde ein oder zwei Jahre Urlaub machen.«
    Er fing neuerdings an, sich über die Zeit zu ärgern, die er im Normalzustand verbringen mußte. Von diesem Zeitpunkt an galt er als Einsiedler. Er war schweigsam geworden und mied Gesellschaft, denn er fand es lästig, in den Normalzustand zurückzutreten und sich an Gesprächen zu beteiligen. In seinem Spezialzustand hatten die normalen Stimmen für ihn eine so niedrige Frequenz, daß sie unter der Grenze seiner Wahrnehmung lagen.
    Außer der Stimme jenes Mannes, dessen Gesicht er nie gesehen hatte.
    »Sie machen nur sehr langsam Fortschritte«, sagte der Mann. Sie saßen wieder in dem dunklen Club. »Leute, die keine besseren Fortschritte aufzuweisen haben, können wir nicht brauchen. Nun ja, schließlich sind Sie ja auch nur ein Rudimentärer. Wahrscheinlich haben Sie nur sehr wenig von der alten Rasse in sich. Aber wer nicht vorwärtskommt, macht sich selbst kaputt, glücklicherweise. Sie haben sich doch wohl nicht eingebildet, daß es nur zwei Zeitphasen gibt, wie?«
    »Seit einiger Zeit kommt es mir so vor, als ob es erheblich mehr gibt«, sagte Vincent.
    »Und Sie sehen ein, daß ein einziger Schritt nicht zum Erfolg führen kann?«
    »Ich sehe ein, daß das Leben, das ich seither geführt habe, nicht nur allen unseren Kenntnissen über die Gesetze der Masse, des Antriebes, der Beschleunigung und der Erhaltung der Energie ins Gesicht schlägt, sondern es überschreitet auch das dem Menschen gesetzte Kraftpotential, die moralische Kompensation und der Kapazität seiner Organe. Es verläßt den goldenen Mittelweg. Ich weiß, daß ich Energie und Erfahrung nicht um das Sechzigfache steigern kann, ohne die Nahrungsaufnahme ebenfalls zu steigern – und ich tue es trotzdem. Ich weiß, daß man nicht mit acht Minuten Schlaf in vierundzwanzig Stunden auskommen kann, und trotzdem tue ich auch das. Ich weiß, daß ich vernünftigerweise nicht viertausend Jahre Erfahrung in die Spanne einer Lebenszeit pressen kann; indessen kann ich unvernünftigerweise nicht einsehen, was mich davon abhalten soll, es doch zu versuchen. Aber Sie meinen, daß ich mich kaputtmachen werde?«
    »Wer nur den ersten Schritt tut, zerstört sich.«
    »Und wie tut man den zweiten Schritt?«
    »Wenn die Zeit heran ist, wird man Sie zur Wahl stellen.«
    »Ich habe das unheimliche Gefühl, daß ich die Wahl verweigern werde.«
    »Ja, es sieht so aus, als ob Sie die Wahl nicht annehmen werden. Sie sind zu heikel.«
    »Sie haben einen gewissen Geruch an sich, Alter Mann Ohne Gesicht. Ich weiß jetzt, was das ist. Es ist der Geruch des Pfuhls.«
    »Hat es so lange gedauert, bis Sie es gemerkt haben? Aber der Name stimmt.«
    »Es ist der Schlamm des Pfuhls, derselbe, aus dem die Tafeln gebrannt sind, die aus dem alten Land zwischen den beiden Flüssen kommen. Ich habe von einer sechsfingerigen Hand geträumt, die sich aus dem Pfuhl hochreckt und uns alle überschattet. Aus dem Pfuhl!«
    »Vergessen Sie nicht, daß nach einer anderen Interpretation ein anderer aus diesem gleichen Schlamm das Volk geschaffen hat.«
    »Und, Alter Mann, ich habe gelesen: ›Das Volk begann zuerst mit Fünf und Zehn zu rechnen, entsprechend der Zahl seiner Finger. Aber vorher rechneten die … (da fehlt ein Stück) mit Sechs und Zwölf, denn sie hatten … und da fehlt wieder ein Stück. Die Zeit hat leere Stellen auf den Tafeln hinterlassen.«
    »Jawohl. In einer ihrer Manifestationen hat die Zeit diese leeren Stellen absichtlich und sehr geschickt hinterlassen.«
    »Ich kann den Namen, der in diese leere Stelle gehört, nicht – entdecken. Können Sie es?«
    »Ich selbst bin ein Teil des Namens, der in eine dieser leeren Stellen gehört.«
    »Und Sie sind der Mann Ohne Gesicht. Aber warum werfen grade Sie Ihren Schatten über die Menschen und beherrschen sie? Zu welchem Zweck?«
    »Es wird lange dauern, bis Sie die Antwort darauf wissen.«
    »Wenn die Zeit kommt, daß ich mich entscheiden muß, werde ich sehr sorgfältig abwägen. Aber sagen Sie mir, Mann Ohne Gesicht Der Aus Dem Pfuhl Kommt, sind nicht der Pfuhl und die Männer ohne Gesicht reinste Gothik des neunzehnten Jahrhunderts?«
    »Es gibt eine Strömung in

Weitere Kostenlose Bücher