900 Großmütter Band 1
Trendanzeiger-Komplex und ließ ein paar gefälschte Daten einfüttern. Damit verursachte er den Zusammenbruch einiger industrieller Imperien, die in den letzten zwei Stunden hochgeschossen waren, und verdiente ganz ordentlich am Wiederaufbau der Ruinen. Jetzt war er schon ein paar Minuten lang der reichste Mann der Welt. Er wurde so geldschwer, daß er sich nicht mehr mit der Gewandtheit bewegen konnte, die ihn noch vor einer Stunde ausgezeichnet hatte. Er wurde ein großer fetter Hirsch, und das Rudel der listigen Wölfe kreiste ihn ein, um ihn niederzureißen.
Sehr bald würde er das erste Vermögen dieses Abends verloren haben. Das Geheimnis Basil Bagelbakers bestand darin, daß es ihm Spaß machte, sich erst bis zum Platzen mit Geld vollzustopfen und es dann auf möglichst spektakuläre Weise wieder zu verlieren.
Ein gedankenreicher Mann namens Maxwell Mouser hatte soeben ein Werk über Aktinische Philosophie vollendet. Er hatte sieben Minuten gebraucht, um es zu schreiben. Zum Schreiben philosophischer Bücher benutzte man flexible Umrisse, sowie den Ideen-Index; man setzte bei jedem Unterabschnitt den Aktivator für den betreffenden Wortschatz an; sehr gewiegte Autoren bedienten sich auch noch des Feed-in-Gerätes für Paradoxa und des Einblenders für verblüffende Analogien; schließlich kalibrierte man noch die Gedanken-Ebene und die Persönliche Note ein. Dabei konnte nur ein erstklassiges Werk herauskommen, und das war auch nötig, denn bei einer derartigen Produktion war Erstklassigkeit als Minimalmaßstab von vornherein obligatorisch.
»Ich werde noch ein paar Nüsse für die Glasur spendieren«, sagte Maxwell Mouser und drückte auf den entsprechenden Knopf. Daraufhin wurde der Text mit einer Handvoll Wörter wie chtonisch und heuristisch und Prozymeiden durchschossen, so daß niemand darüber im Zweifel sein konnte, daß es sich um ein hochphilosophisches Buch handelte.
Maxwell Mouser versandte das Manuskript an die Verleger und erhielt es von jedem innerhalb von drei Minuten zurück. Eine Analyse und die Gründe für die Ablehnung lagen jedesmal bei – meistens hieß es, daß das Thema schon früher behandelt worden sei – und besser. Maxwell erhielt es innerhalb von dreißig Minuten dreißigmal zurück und war deprimiert. Dann kam der Umschwung. Das Buch von Landion war in den letzten zehn Minuten ein Bestseller geworden, und man erkannte jetzt, daß Mousers Abhandlung sowohl eine Ergänzung des Landion’schen Opus als auch eine Erwiderung darauf war. Das Buch wurde knapp eine Minute nach diesem Umschwung angenommen und sofort publiziert. In den ersten fünf Minuten waren die Rezensionen noch vorsichtig; dann aber machte sich wirkliche Begeisterung bemerkbar: hier lag wahrhaftig eins der größten philosophischen Werke unter den Erscheinungen der frühen und mittleren Nachtstunden vor. Manche Rezensenten gingen soweit, daß sie andeuteten, es könnte sein, daß sogar noch bei den Morgenrötlern des nächsten Tages ein Kaufinteresse vorhanden sei.
Natürlich wurde Maxwell sehr reich, und natürlich suchte Ildefonsa ihn gegen Mitternacht auf. Als revolutionärer Denker meinte Maxwell, daß sie irgendein freies Arrangement treffen sollten, aber Ildefonsa bestand auf Heirat. Also ließ sich Maxwell vor dem Gerichtshof für Bagatellsachen von Judy Mouser scheiden und heiratete Ildefonsa.
Diese Judy selbst war, wenn auch nicht so schön wie Ildefonsa, doch die am fixesten zugreifende Frau der Stadt. Immer wollte sie den Mann des Augenblicks für den Augenblick und war jedesmal sogar noch schneller als Ildefonsa zur Stelle. Ildefonsa glaubte, sie nähme Judy die Männer weg, aber Judy sagte, Ildy bekäme nur das, was sie, Judy, übrigließe, und weiter nichts.
»Ich habe ihn zuerst gehabt«, höhnte Judy jedesmal, wenn sie die Flure des Gerichtshofes für Bagatellsachen entlanggaloppierte.
»Oh, diese verdammte Straßengöre!« stöhnte Ildefonsa dann. »Die trägt sogar mein Haar eher als ich!«
Maxwell Mouser und Ildefonsa Impala verbrachten die Flitterwochen in Musicbox Mountain, einem Erholungsort. Die Berggipfel waren von Dunbar und Fittle mit grünem Schnee dekoriert. (Unten auf dem Geld-Markt baute sich Basil Bagelbaker grade sein drittes und größtes Vermögen dieser Nacht auf, das vielleicht noch immenser war als sein viertes vom vorigen Donnerstag.) Die Chalets waren schweizerischer als in der richtigen Schweiz und hatten lebendige Geißen in jedem Raum. (Und Stanley Skulldugger kam
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