900 Großmütter Band 1
pragma , d a nn ist es ein Ding und ke i ne Th e orie.«
»D a nn könn e n wir also über den körpe r losen Geis t nicht s erfahren , ode r au c h nu r übe r d i e Möglichkei t seine r Existenz?«
»Wir hab e n no c h ke i n Kontak t g ebiet entd e c kt, aber ma n kann die Möglichkeit i mme rhin im Auge behalten . Ma n kan n durc h au s da s Irrational e rationa l betrachten.«
Sodann su c hte An t h ony d e n Priester auf.
»Wi e viel e Mensch e n kenne n Sie? « fragt e e r ihn.
»Ic h kenn e si e alle.«
»Das m ö c hte ich b e zweifeln«, sagte Anthony nac h eine r kleine n Pause.
»Ic h hab e zwanzi g verschieden e Ge m einde n gehabt . Un d wen n Si e vierzi g Jahre lang fün f tausend Beichten p r o Jahr hör e n, dann wi s s en Sie zwar kei nesweg s alle s übe r di e Menschen , abe r Si e kenn e n all e Menschen.«
»Ich me ine nicht Typen. Ich me ine Person e n, einzeln e Menschen.«
» O h – da kenne ich ein Dutz e n d oder so ganz gut, und ein paar T a usend wen i ger gut.«
»Halten Sie es für m öglich, d a ß j ema nd hundert tausen d ode r ein e halb e Million Menschen kennt?«
»E i n G e d ä chtnisküns t l er ma g vielleicht so viele Mensch e n kennen; ich weiß nich t , wo da die Gren z e liegt . Abe r de r Mensc h leb t i n Dunkelheiten , und ih m is t i n alle n Dinge n ein e Grenz e gesetzt.«
» K önnte e i n irg e nd wi e freierer Mensch no c h me hr kennen?«
»De r einz i ge wirkli c h frei e Mensc h is t de r kör perlich tote Mensch. U nd der Tot e , der die S e ligkeit erlang t hat , kenn t all e Mensch e n, di e sei t Anbeg i nn der Zeit je ma ls gewesen sind . «
»All e di e Milliarden?«
»Alle.«
»Mit ein und de m s elben G e hirn?«
»Ne i n. Mit ein und d e ms elben Geist.«
» M üßte d a nn nicht s ogar ei n gläubige r C h rist zug e ben, daß der Geist, d e n wir hier auf E r den ha ben , nu r da s Schattenbil d eine s Geiste s ist ? Wäre nich t jed e Verbindung , di e e r mi t eine m wirklich u m fassenden Geiste h a ben k önnte , nu r seh r dürftig? Wären wir no c h die s elbe Persönlichkeit , wen n wir derar t veränder t wären ? E s ist , al s wen n m a n sagte, ein Ei me r wü r de d e n ganz e n Oz e a n fassen, wenn er ganz erfüllt wäre – w a s do c h nur heißen k a nn: w e nn e r gan z vol l wäre ? Wi e könnt e e s dan n noc h derselb e Geis t sein?«
»Ic h wei ß e s nicht.«
An t hony suchte den Psycholog e n auf.
»Wi e v i el e M e ns c h e n kenn e n S i e , Do k t o r S h ir m? «
»Ic h könnt e bos h af t sei n un d sagen : ic h kenn e so viel e wi e ic h kenne n will ; abe r da s wär e nich t die Wah r heit. Ich h a be Mensc h e n gan z gern , wa s i n meine m Beru f etwa s Ungewöhnliche s ist . Wa s wolle n Si e eigentlic h wirklic h wissen?«
»Wie viele Mensch e n ma n kenn e n k a nn . «
»Da s is t doc h ni c ht s o wichtig . Di e Leut e überschätze n meis t di e Zah l ihre r Bekanntschaften . Was gen a u w ollen Sie mi ch also fragen?«
»K a nn e i n Mensch alle anderen kenn e n?«
»Na t ürlic h nicht . Abe r au f unnatürlich e Weise anscheinen d eventuel l doch . E s gib t ein e illusionäre Wahnvorstellun g diese r Art , di e g e wöhnlic h von Euphori e begleite t ist , un d si e heiß t – «
»Ic h wil l nich t wissen , wi e si e heißt . Waru m benutze n di e Spezialiste n imme r Latei n un d Griechisch?«
»Da s is t z u eine m Tei l Blabla , zu m andere n eine Notwendigkeit ; e s gib t ohn e dies e Sprache n einfach nich t genu g Buchstabe n i m Alphabe t de r Definitio nen. Es ist ebenso s c hwi e rig, e i ne K onz e p tion zu taufen wie ein Kind, und wi r zermarter n un s dabei gen a uso das Gehirn wie irgendein e jung e Mutter. E s ha t keine n Sinn , zwe i Kinde r ode r zwe i Konzep tionen be i m gleichen Na me n zu nennen . «
»D a nk e sehr . Ic h be z w eifle , da ß e s ein e Illusion ist, und g a nz g e wiß i s t s i e nich t vo n e uphorischen Gefühle n begleitet.«
Anthon y hatt e sein e Gründe , dies e vie r Experten zu befrag e n, denn (und d a s wa r etwa s gan z Neues fü r ihn ) e r kannt e all e Me nsch e n. Er k a nnte jeden i n Sal t Lak e City , w o e r ni e gew e se n war . E r k a nnte jede n Mensche n i n Dsche b e l Shah , w o di e Stadt wie ein kleines A m phi t heater um den Haf e n e m porsteigt, und in Batanga und in We i hei. Er kannte die Heru m lungere r a n de r Ga lata-Brücke in Istanbu l , un d di e Lastträge r i n Kual a Lu m pur . E r k a
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