911
Linienführung des Coupés erheblich störte. Doch die Kollegen aus dem Vertrieb bestanden auf einem offenen Elfer insbesondere für den sonnenverliebten Absatzmarkt im Westen und Süden Amerikas. Die Diskussionen über das neue Gefährt, das weder Cabrio noch Coupé so richtig sein konnte, mündeten schnell in eine pragmatische Debatte über die Namensfindung für diese Karosserieform. Harald Wagner, der Verkaufsleiter Inland, schuf den Namen eher beiläufig. Bei Porsche war klar, dass diese Form des offenen Wagens den Namen einer Rennstrecke erhalten sollte, doch die Le Mans und Monzas waren vergeben, blieb also die Targa Florio. Der Vorschlag, das Geschöpf »Flori« zu nennen, wurde glücklicherweise abgelehnt. »Warum sagen wir eigentlich nicht nur Targa?«, fragte Wagner und wurde so zum Namensgeber. Dass Targa auf Italienisch »Schild« heißt, war ihm damals nicht bekannt. Das entdeckten erst die Prospektschreiber bei Porsche.Sie betonten zudem, dass diese Art von Überrollbügel aus dem Rennsport bekannt war und dass sie bei Grand-Prix-Wagen zum Einsatz kamen.
So hemdsärmelig die Namensfindung einer Sportwagenuntergattung war, so zielgerichtet ging Porsche bei der Weiterentwicklung des Ur-Elfers vor. 1966 kam mit dem S-Modell ein 160 PS starkes Topmodell, das diese beeindruckende Pferdestärke erst bei 6.600 Umdrehungen erreichte und dementsprechend hochtourig durch die Gegend heulen durfte. 1968 wurde der Radstand um 5,7 Zentimeter verlängert, um den Geradeauslauf zu verbessern. Dabei wurden die Kotflügel am Heck eine Nuance breiter und auch die Radausschnitte veränderten sich. Unter der Motorhaube wuchs der Boxer. 1969 schließlich wurde der Hubraum von zwei Litern auf 2,2 Liter erhöht und schon 1971 wurden daraus 2,4 Liter. Jede Hubraumvergrößerung verbesserte das Durchzugsvermögen und die Leistungswerte des Sechszylinder-Boxers, der während der ganzen Zeit die Basis unzähliger Rennsportmotoren war und dort auf bis zu 850 PS getunt wurde. Spektakulärster Serien-Porsche wurde der Carrera RS 2.7 mit 210 PS, der so schnell war, dass die Ingenieure ihm einen Front- und Heckspoiler in Form eines Entenbürzels verpassen mussten. Angelegt als ein Sondermodell zur Homologation für den Rennsport, verkaufte sich das straßentaugliche Rennsportgerät überraschend gut.
Auch nach fast zehn Jahren Produktoptimierung machte die technische Unvollendetheit des Elfers Probleme. Die Spitzengeschwindigkeit seines 911 S Targa konnte Rainer Schlegelmilch, dem Andreas Baader sein Auto klauen sollte, in den frühen 70er Jahren nur kurz genießen. Nach gut zwei Minuten stieg die Temperatur so bedenklich, dass umgehendder Fuß vom Gaspedal abgezogen wurde. Reisegeschwindigkeiten von 190 bis 200 Kilometern pro Stunde galten als weniger problematisch. »Aber erst seit der Elfer Wasserkühlung hat, ist er vollgastauglich«, erklärt der Fotograf und treue Elfer-Fahrer, der 2012 seinen elften Elfer fuhr. Dies sei aber eine nicht sonderlich populäre Meinung unter Elfer-Freunden, weiß Schlegelmilch: »Einige von denen haben das Gefühl, der letzte Porsche war der mit der Luftkühlung.« Schlegelmilch gehört zu den Pragmatikern unter den Elfer-Treuen. Für ihn sei das »Genialste« an diesem Sportwagen, dass man ihn über Jahrzehnte immer wieder neu erleben könne und er jedes Mal anders vertraut wirke. So entstehe für Elfer-Veteranen wie ihn das Gefühl einer totalen Vertrautheit: »Wer über Jahrzehnte diesen Porsche fährt, erhält eine Nähe zu diesem Objekt, die auch in brenzligen Situationen ruhig hält.« Zudem sei dieser Sportwagen absolut zuverlässig. Er sei in gut 40 Jahren nie liegengeblieben. Und so gebe es im Auto weniger Ermüdungserscheinungen als in einer Ehe.
Der Filmstar
»Le Départ« gilt Cineasten als ein kleines Wunder. Der junge polnische Regisseur Jerzy Skolimowski schuf in Zeiten aufziehender bürgerkriegsähnlicher Unruhen und Kulturbrüche einen leichten, heiteren Film über einen 19-jährigen Friseurlehrling, der sich in den Kopf gesetzt hat, ein großer Rallyefahrer zu werden – am Steuer eines Porsche 911 S. Das damals vollkommen neue Auto spielt in diesem anarchischen Spielfilm die Rolle eines Sehnsuchtsobjekts für einen zügellos lebenslustigen Abenteurer. Der Film beginnt mit einer Spritztour durch das nächtliche Brüssel in einem weißen Ur-Elfer. Den Porsche hat Marc aus der Garage seines Chefs gestohlen. Nach der Raserei mit seinem besten Freund tankt er den Porsche mit dem
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