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dadadam dadam. Immer wieder. Rhythmisches Klopfen. Sören stand vor ihr, schien seine Nase in den Wind zu bohren. Es sah aus, als lausche er. Herr Ommen trat aus dem Stall und hielt seine Handkante an die Brauen. »Das ist doch …«, sagte er.
»Das ist«, wiederholte Sören.
Jetzt vernahm Pia es auch. »Das ist Hufgetrappel«, flüsterte sie.
Da schoss auch schon Njala um die Ecke. Sie war schweißüberströmt und blutete heftig am linken Vorderbein. Das eine Auge war zugeschwollen. Jeder Schritt schien ihr Qualen zu verursachen. Sie lahmte.
»Kümmert ihr euch um Njala. Ich fahre los und gucke, was geschehen ist!« Pias Mutter war auf den Hof getreten, stürzte aber schon, während sie es sagte, wieder zurück, um das Auto zu holen. Pia glitt langsam vom Gatter, hatte das Gefühl, nicht in der wirklichen Welt zu sein. Zu schlimm war das, was sie da sah.
Herr Ommen ging vorsichtig auf Njala zu, die völlig verstört in der Ecke des Hofes stand. Sie stöhnte leise. Er brachte sie in die Box, wo sie mit hängendem Kopf stehenblieb. Wodan kam herbeigerannt und versuchte durch die Stangen Kontakt aufzunehmen. Aber Njala hob nicht einmal den Kopf.
»Ich rufe den Tierarzt, das sieht übel aus.« Herr Ommen humpelte zum Haus.
»Hoffentlich dauert es nicht allzu lange. Was wohl mit Ivonne und ihrem Vater ist?«, sagte Pia zu Sören.
»Hoffentlich nichts Schlimmes. Sie sind übel drauf, die beiden. Aber sowas?« Sören war kreideweiß im Gesicht. Und wieder schoss Pia in den Kopf, woher Sören Ivonne so gut kannte, wo sie ja nicht einmal in ihre Schule ging. Aber hier kannte wahrscheinlich einfach jeder jeden.
Nach einer unendlich lange scheinenden Zeit fuhr der Tierarzt auf den Hof. Er sah sich Njala ausgiebig an und inspizierte die Wunde am Bein. Danach untersuchte er Sehnen und Gelenke, das hintere Sprunggelenk war heiß und geschwollen.
»Es scheinen nur äußere Verletztungen zu sein«, sagte Dr. Leonard nach einer Weile. »Ich gebe ihr jetzt was gegen die Schmerzen, die sie mit Sicherheit hat und nähe die Wunde am Bein. Die klafft zu sehr.« Er ging zum Auto und brachte neben seinen Spritzen und dem Naht- und Verbandmaterial noch ein paar Tüten mit.
»Wird Njala überleben?«, fragte Pia. Sie wollte es erst nicht tun, aber sie musste es wissen.
»Das wird sie schon«, sagte Dr. Leonard nach einer Weile. Er zog die Spritzen auf und injizierte sie langsam. »Normalerweise spricht nichts dagegen.« Er sah Pia an und zwinkerte mit den Augen. »Und jetzt Ruhe, Ruhe, Ruhe. Njala hat das alles sehr mitgenommen.«
Dr. Leonard desinfizierte und betäubte die Wunde und nähte sie dann mit sechs Stichen zusammen. Njala zuckte bei der Prozedur nicht einmal, ihr schien alles egal zu sein. Danach ließ sie sich erschöpft ins Stroh fallen.
»Was ist mit der Kopfverletzung?«, fragte Pia.
»Das heilt wieder. Wenn wir Glück haben ohne größere Narben, es sind ja nur Abschürfungen, keine tiefen Verletzungen. Aber es sieht schlimm aus, da hast du Recht. Einfach Ruhe bewahren und abwarten. Es braucht Zeit und Geduld …«
»Wie immer bei Njala«, sagte Pia.
Als der Arzt sich verabschiedet hatte, kam auch Mama zurück. Sie war ganz blass, lächelte aber.
»Für Dr. Tackenberg und diese Ivonne ist es, Gott sei Dank, glimpflich abgegangen. Es sah schlimm aus, der Wagen ist total kaputt. Ivonne hat vermutlich ein Schleudertrauma und dein Onkel eine Prellung an der Schulter. Sie hatten wohl einen Schutzengel.«
»Und Jana?«
Kaum hatte Pia den Namen ausgesprochen, radelte ihre Freundin auch schon auf den Hof. »Ich konnte nichts dagegen tun!«, stieß sie hervor. »Er war einfach zu schnell. Njala konnte ich auch nicht einfangen, nachdem die Sanis die Klappe aufgemacht haben. Sie hatte sich schon selbst abgebunden und die hintere Stange war so defekt, dass sie einfach darübergeklettert ist in ihrer Panik. Ich bin ohnehin zu spät gekommen. So wie der gerast ist, so schnell kann ich ja nicht Fahrrad fahren. Wirklich nicht«, japste sie. Ihr Gesicht war eine Mischung aus weißen und roten Flecken, über die wahre Sturzbäche an Schweiß rannen. »Und dann musste ich ja erst sehen, was mit meinem Onkel ist. Wie geht es Njala?«, keuchte sie dann. »Meine Verwandtschaft hat es ja glimpflich überstanden, wie ich gesehen habe.«
»Ihr geht es schlechter als deinem Onkel und Ivonne«, sagte Pia, die insgeheim immer noch wütend war. Nicht, dass sie Dr. Tackenberg und Ivonne was Böses gewünscht hätte, aber sie waren
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