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9783944842165

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Titel: 9783944842165 Kostenlos Bücher Online Lesen
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Möchtegernpferdekenner!«, japste Ivonne. »Ihnen ist doch meine Süße gleich durchgegangen, als sie auf den Hänger sollte. Dieses Mädchen hatte sie ja gar nicht in der Gewalt! Ich will mein Pferd wiederhaben. Sofort!«
    Dr. Tackenberg sah zu seiner Tochter. »Willst du das Vieh wirklich wiederhaben, Ivi?«
    »Wirklich, Papa. Ich dachte, die reiten ein bisschen und ich komm so zwischendurch mal. Und jetzt? Sie ist aggressiv geworden! Das hat man davon, wenn man anderen einen Gefallen tut!« Ivonne hatte einen sanften Tonfall, man hätte ihr alles geglaubt, wenn man die Wahrheit nicht gekannt hätte. Und ihr Vater konnte Ivonne nichts abschlagen. Er setzte sogar noch eins drauf: »Ich hätte mich darauf nie einlassen dürfen. Man sieht ja, was dabei herauskommt!«
    Herr Ommen schüttelte den Kopf. »Sie gehen zu weit, Herr Dr. Tackenberg«, sagte er. Seine Stimme war merklich leise. »Sie verdrehen die Tatsachen und ich möchte mich nicht mit Ihnen streiten. Aber anstatt uns jetzt mit Vorwürfen zu überschütten, sollten Sie sich vielleicht überlegen, Njala doch bei uns zu lassen, denn Sie wissen selber, dass die Stute sehr vernachlässigt war!«
    »Morgen ist das Pferd hier weg. Punkt.« Dr. Tackenberg ging zum Wagen. Er und Ivonne hatten nie von Njala geredet, immer nur von dem Pferd, dem Vieh oder dem Tier. Oder der Süßen! Wie Pia sie hasste, alle beide.
    Pia griff nach einem Büschel Gras und drückte es so fest, dass die Knöchel weiß wurden. Ihre Nägel gruben sich dabei in den Handballen und hinterließen kleine Halbmonde. Das konnte nicht sein, durfte nicht sein. Njala gehörte zu ihr, nicht zu dieser Ivonne. Njala hatte Angst vor ihr, das hatte man doch gestern gemerkt. Nein, das konnte einfach nicht wahr sein!
    °°°
    Pia musste mit Papa reden. Wissen, ob dieser Dr. Tackenberg wirklich das Recht hatte, Njala von heute auf morgen wieder hier wegzuholen. Ivonne hatte das Foto bei Alumni also auch schon gesehen. Und es hatte ihren blöden Vater davon überzeugt, dass Pia nicht die richtige Pflegerin für Njala war. Ein dreizehnjähriges Mädchen, das volltrunken mit einem Jungen rummacht, war wohl wirklich nicht das allerbeste Aushängeschild. Pia trat gegen einen Stein. Er flog meterweit. Warum zum Teufel fragte denn keiner, wie das alles passiert war?
    Mama stand in der Stube und bügelte, als Pia die Tür so heftig aufriss, dass sie gegen die Wand schlug. Pia ignorierte Mamas wütenden Blick. Er währte ohnehin nur kurz, da ihre Mutter sich sofort wieder dem zu plättenden T-Shirt widmete.
    Pia wusste, dass Mama das Bügeln nicht mochte. »Idiotenarbeit, aber gut zum Philosophieren«, lachte sie meist.
    »Papa nicht da?«, fragte Pia.
    »Hörst du auch mal zu? Er ist doch bis Sonntag auf einem Kongress in Frankfurt.«
    Pia ging in die Küche und holte sich ein Glas. So ein Mist, dachte sie. Wenn man ihn braucht, ist er nicht da. Sie merkte, dass ihr die Tränen in die Augen stiegen. Es lief alles schief. In der Schule, mit Sören und nun nahm man ihr auch noch Njala weg.
    »Hast du Hunger, ich mache uns gleich was! Muss nur noch zu Ende philosophieren!«
    Pia antwortete nicht, sondern starrte stumpf gegen die Wand. Die Tränen bahnten sich ihren Weg. Noch schien ihre Mutter nichts bemerkt zu haben.
    »Wie war denn dein erster Ausritt mit Njala?«, fragte Mama.
    Pia hörte, wie sie den Stecker aus der Dose riss. Das tat sie immer sehr schwungvoll und hatte dabei schon manches Gehäuse mit aus der Wand gezogen. Aber da sie solche Reparaturen sowieso selbst durchführte, störte es keinen.
    »Pia?«
    Pia schwieg. Sie wusste, wenn sie auch nur ein Wort von sich gab, dann würde sie noch mehr weinen, als sie es ohnehin schon tat. Vermutlich würde sie so sehr schluchzen, dass sie am Ende gar keine Luft mehr bekam und ihr Bauch schmerzte.
    Mama hatte wohl doch etwas bemerkt. Pia merkte ihre warmen Hände auf den Schultern. »Ist wieder was schiefgegangen?«
    Pia schüttelte noch kurz den Kopf, drehte sich dann zu ihrer Mutter und ging es wirklich richtig los. Es waren so viele Tränen da. Sie schossen heraus, als hätte man alle Tore eines Staudammes geöffnet. Es würde dauern, bis Pia endgültig ausgetrocknet war.
    Mama fragte dies und das, bekam aber keine Antwort. Pia konnte es einfach nicht aussprechen.
    »Ich rufe Herrn Ommen an«, sagte sie schließlich.
    Nach dem Telefonat drückte sie Pia und weinte einfach mit. Da hatten sie den höchsten aller Gipfel erklommen und sogar Pias Vater dazu

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