A Star like you
ziemlich gut nachempfinden, wie es sich anfühlt.«
»Kannst du das?«
Es ihr zu erzählen ist so viel leichter, als ich gedacht habe. »Meine Mum hat Multiple Sklerose. Dad und sie haben sich scheiden lassen, deshalb muss ich mich manchmal um sie kümmern. Das ist keine große Sache oder so, aber es kann ab und zu etwas viel werden – besonders, wenn sie einen Schub hat.«
»Oh ja«, sagt Twilight und klingt erleichtert, dass jemand im selben Boot sitzt. »Warte mal – wieso hast du nicht Nikki davon erzählt?«
»Ich bin nicht so mutig wie du«, sage ich und versuche, meine Augen über der Wasseroberfläche zu halten. »Ich finde es einfach sehr schwierig, darüber zu sprechen. Aber, meinst du, ich sollte ihr davon erzählen?«
»Nein«, sagt Twilight, laut genug, dass Mr Packham im Schlaf zusammenzuckt. »Ich meine, nicht, wenn du es nicht willst.«
»Eigentlich nicht. Ich will es lieber für mich behalten.«
Twilight lächelt und legt ihre Hand auf meine Schulter; ein elektrisches Kribbeln jagt mir durch den Rücken. »Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast. Wirkönnen jederzeit darüber reden. Es kann unser kleines Geheimnis sein, wenn du möchtest.«
»Ja … das möchte ich.«
»Und überhaupt«, sagt sie, rollt sich auf den Rücken und streckt sich wieder Richtung tiefes Wasser. »Ich glaube nicht, dass Nikki so was gemeint hat.«
Bex
Ich hätte mir denken können, dass Sue Laytons Lebensgeschichte sehr deprimierend sein würde, als ich sie danach fragte.
»Wir waren in Paris, standen in der Schlange zum Musée D’Orsay«, berichtet sie und reicht mir einen Teller, den ich abspüle und an Emily weitergebe, die ihn in den Geschirrspüler stellt. »Die kleine Em war noch ein Baby. Melvin dachte, eine Auszeit würde mir guttun.«
»Ich war noch nie im Ausland«, sage ich. »Außer mit der Schule, um Kriegsgräber anzuschauen.«
»Das solltest du aber«, sagt Emily. »Mum meint, Reisen erweitert den Horizont.«
»Es begann mit einem kribbelnden Gefühl in meinen Fingerspitzen, wie Nadelstiche. Und dann kam der Schwindel, als würde die ganze Welt sich drehen, und es war eine Riesenanstrengung, mich auf den Füßen zu halten. Melvin hat es abgetan mit zu viel französischem Wein, aber ich wusste, dass es mehr war als das. Als wir zurückkamen, habe ich gewartet, bis Matthew im Kindergarten war, und habe einen Termin beim Arzt ausgemacht.«
»War das Dr. Phillips, Mum?«, fragt Emily. »Die ist nett.«
»Ich kann mich nicht mehr an seinen Namen erinnern. Aber er meinte, es wäre wahrscheinlich stressbedingt, und hat mich zu ein paar Tests geschickt, ›einfach nur, um uns beide zu beruhigen‹. Nichts war sonderlich aussagekräftig, deshalb war fast ein Jahr vergangen,als Dr. Phillips mich in das Medizinzentrum beordert hat, um mir die Neuigkeiten zu überbringen.
»Sie meint, dass sie Multiple Sklerose hat«, erklärt Emily und klingt, als würde sie einen Zungenbrecher üben.
»Ich wusste nicht viel über MS, nur dass eine Freundin meiner Mutter daran gestorben war, doch es stellte sich heraus, dass ich die schubförmig remittierende Form habe.«
»Das bedeutet, wenn es kommt und geht«, sagt Emily. »Es geht dir Jahre gut, und wenn du wieder krank wirst, nennen sie es einen Schub.«
Mrs Layton drückt einen Lappen aus und wirft ihn in die Spüle. »Ich hatte die nächsten achtzehn Monate keinen neuen Schub. Das hasse ich am meisten an dieser verdammten Sache: Es ist so unberechenbar.«
»So, als wenn du ganz dringend Pipi musst und es nicht aufhalten kannst?«, schlägt Emily vor. »Mum hat so eine Karte, auf der ›Ich kann nicht warten‹ steht.«
Mrs Layton lässt sich auf einem Küchenstuhl nieder, lehnt die Krücken gegen den Tisch. »Ich habe die nächsten fünf Jahre so weitergemacht. Aber die Schübe wurden heftiger – ich habe dir erzählt, wie Melvin auf diesen verdammten Rollstuhl reagiert hat – und die Genesung danach war nie vollständig. Es war wie in diesem Lied: ›Every time it went away it took a little piece of me with it‹.«
»Ich habe etwas für dich«, sage ich und bin mir sicher, dass das der perfekte Zeitpunkt ist. »Emily und ich haben die ganze Woche daran gearbeitet.«
»Moment«, sagt Mrs Layton. »Du wolltest wissen, wie es war. Den schlimmsten Teil hast du noch nicht gehört.«
»Es tut mir leid, es ist nur, dass wir –«
»Ich habe meinen Job geliebt, aber ich hatte so viele Fehlstunden, dass es nicht mehr fair meinen Schülern
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