A Star like you
Fernsehkameras zu. »Vergiss nicht zu lächeln«, sagt sie und drückt mir einen Kuss auf die Wange, als jedes Objektiv in Leicester Square sich auf uns zu richten scheint.
Dreieinhalb Stunden später lässt uns die Limousine vor der Star-Akademie raus. Und um ehrlich zu sein, habe ich die Nase so ziemlich voll. Die 3-D-Effekte waren echt schlecht und Twilight wollte nicht neben mir sitzen mit all den Kameras um uns herum. Ich habe versucht, ihr zu erklären, dass sie es nicht wagen würden, während des Films Fotos zu machen, aber sie wollte kein Risiko eingehen. Und so saß ich am Ende neben Bart Smedley, der nicht aufgehört hat, über die hölzern wirkenden Schauspieler zu lamentieren.
Twilight stürzt die Stufen zur Rezeption hoch, kaum dass der Typ mit der Schirmmütze uns aus der Limo gelassen hat. Die Zwillinge machen dieses »lustige« Spiel, bei dem sie vorgeben, in der Tür stecken zu bleiben, und ich versuche, Twilight einzuholen, als mich jemand im Nacken packt, die Stufen hinunter zurück– und in die Gasse mit dem Bediensteteneingang zieht.
»Lass los! Lass mich los!«, brülle ich.
Nikki meint, dass du so lange kein echter Promi bist, bis du deinem ersten Stalker begegnest, aber das ist schrecklich. Wer immer es ist – er ist viel stärker als ich, deshalb höre ich auf, mich zu wehren, und beginne zu betteln.
»Bitte, sag mir einfach, was du willst. Ich werde es tun …« Aber es wird noch hundertmal schlimmer, alser seinen Griff lockert und ich realisiere, wer es ist. »Was machst du denn hier?«
Er hat einen leicht irren Blick drauf und sein Atem riecht nach Take-away-Chinese.
»Lass mich in Ruhe«, sage ich, reiße mich los und versuche, die Falten in meinem neuen weißen Anzug glatt zu streichen. »Ich habe dir nichts zu sagen.«
»Jetzt sei nicht so, mein Junge«, entgegnet Dad, der ziemlich lächerlich aussieht in der alten Jeansjacke, die er laut Mum Oxfam hätte spenden sollen. »Ich wollte dir nur gratulieren, das ist alles.«
Ich weiß nicht, ob ich ihn umarmen oder ihm dorthin treten soll, wo es wehtut. »Wirklich?«
»Ich habe die Show am Samstag gesehen. Ich bin so stolz auf dich, Matthew.«
Eigentlich steht ihm der Bart irgendwie. »Danke, Dad. Nikki – sie ist die Produzentin – meint, sie wird mich bald ein paar meiner eigenen Lieder spielen lassen.«
»Gut«, sagt Dad und klingt plötzlich sehr viel säuselnder. »Denn genau darüber wollte ich mit dir sprechen.«
Er hat sich immer viel mehr für meine Musik interessiert als Mum. Er hat sogar eine megaseltene 12-Inch-Single von »Pretty Vacant« ergattert. Ich weiß, dass ich gesagt habe, ich will ihn nie wiedersehen, aber es fühlt sich gerade irgendwie richtig an. »Welches meiner Lieder sollte ich nehmen, denkst du?«
»Nein, mein Junge«, antwortet Dad und fummelt an seiner Jeansjacke herum. »Das meine ich nicht. Ich möchte mit dir über Nikki Hardbody sprechen.«
»Hä?«
Er gibt mir eine seiner Visitenkarten. »Diese Frau ist eine Fernsehlegende. Gib ihr die, ja? Wie bereits erwähnt, habe ich die Show am Samstag gesehen und fand, die Grafiken sahen ein bisschen lau aus. Sag ihr, dass ich eine großartige Idee habe.«
»Das glaube ich jetzt nicht«, erwidere ich, zerknülle sein Kärtchen und werfe es zu ihm zurück. »Ich dachte, ich wäre dir wichtig.«
Dad bückt sich in die Gosse runter und hebt es auf. »Natürlich bist du das, Matthew. Deshalb bin ich so verzweifelt auf der Suche nach einem neuen Job. Wenn Instant Graphixication pleitegeht, werde ich nicht mehr in der Lage sein, dich und deine Mum zu unterstützen.«
»So, wie du uns unterstützt hast, als du abgehauen bist, meinst du?«
»Das war etwas anderes«, sagt er und verschwindet in seiner Jacke wie eine gedemütigte Schildkröte. »Du weißt, wie schwierig alles war. Und überhaupt, ich bin nicht gegangen, ich wurde gestoßen.«
»Ja, genau«, sage ich, drehe mich weg und stapfe Richtung Rezeption.
»Glaub, was immer du glauben möchtest, mein Junge. Aber bitte, tu es für mich. Wir brauchen das Geld wirklich.«
»Oh Dad, jetzt red doch nicht. Wir wissen alle, dass du Kohle hast. Wie viel hast du noch mal für den letzten Job bekommen?«
»Alles weg«, sagt er und kommt auf mich zu. Er sieht verletzt aus, als ich weitergehe. »Deine Mutterhatte recht, ich hätte mich nie selbstständig machen dürfen. Im Ernst, mein Junge – du solltest sehen, wie ich jetzt lebe.«
»Du bist ein Lügner«, sage ich und ersticke beinahe an
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