A Strong Hand (German Edition)
weiteren halben Stunde Wartezeit kam Damian schließlich aus seinem Büro gestapft und entließ den Stylisten.
»Tut mir leid, Gabe. Du kannst genauso gut nach Hause gehen. Das Model scheint verschwunden zu sein. Er hat sich weder bei der Agentur noch bei mir gemeldet, um abzusagen, und aufgetaucht ist er auch nirgendwo.«
»Du weißt, dass ich trotzdem bezahlt werde, ja?«, meinte Gabe, und begann, seine Pinsel wieder im Koffer zu verstauen. »Ich hab' einen anderen Shoot abgesagt, um das hier machen zu können.«
»Ja, ich weiß. Ich kläre das mit dem Auftraggeber. Und du bist beim nächsten Mal natürlich wieder dabei«, versprach Damian.
Gabe nickte und packte seine Sachen zusammen. Damian unterschrieb den Rechnungsbeleg. »Danke fürs Verständnis. Manche Leute in der Szene –«
»Ich weiß«, sagte Damian. »Ist schon in Ordnung, es war ja nicht dein Fehler.«
»Na dann, ta ta , Schätzchen«, verabschiedete sich Gabe und kehrte damit zu seinem üblichen Verhalten zurück.
Damian beobachtete, wie die Tür leise hinter dem Stylisten ins Schloss fiel. Dann zuckte er erschrocken zusammen, als Nicholas die Toilettentür unvermittelt so schwungvoll aufstieß, dass sie gegen die Wand krachte.
»Herrgott nochmal! Niemand hat dir gesagt, dass du die verdammte Tür zerstören sollst, oder?«
»Sorry«, brummte Nick und errötete bis zu den Haarwurzeln. Sein Blick senkte sich auf den Boden und Damian wurde urplötzlich bewusst, wie anziehend Nicholas aussah, wenn er sich schämte.
»Komm ins Studio«, kommandierte er und marschierte vor, ohne sich davon zu überzeugen, ob Nicholas gehorchte.
Nick kam der Aufforderung nach und folgte dem Fotografen schweigend zur Kulisse. Er hoffte inständig, dass er in der Lage sein würde zu tun, was Damian als nächstes von ihm verlangte.
Eine kräftige Hand landete in seinem Kreuz und schubste ihn nach vorne, dorthin, wo Damian das Set aufgebaut hatte. Es bestand aus einem bemalten Segeltuch und etwas, das wie eine Ballettstange aussah.
»Knie dich einfach für ein paar Minuten da hin, ja? Ich muss die Beleuchtung testen.«
Seufzend ließ sich Nick auf die Knie sinken und verschränkte die Arme, während er finster und trotzig in die Kamera starrte.
Damian ignorierte den aufsässigen Gesichtsausdruck. »Dreh dich um. Komplett. Weg von mir, du Trottel.«
Nick rutschte auf den Knien herum, bis er vollständig mit dem Rücken zur Kamera saß.
»Ein Stück zurück zu mir. Nach links. Von dir aus links! Das andere Links!« Damian seufzte zunehmend frustriert, als sich Nicholas erst nach rechts und damit weg vom Hauptscheinwerfer drehte, dann zurück nach links rutschte und schließlich in der ursprünglichen Position verharrte.
Er trat nach vorne, nahm den Jungen bei den Schultern und zog ihn ruppig in die Position, die er haben wollte. »So! Da will ich dich haben. Bleib genau so und beweg dich nicht.« Er hastete zurück hinter seine Kamera und fluchte dabei leise vor sich hin.
Er fragte sich ernsthaft, warum ihm erst jetzt die ausgeprägten Wangenknochen und die elegante Kinnlinie seines jungen Assistenten auffielen. Seine Augen hingegen hatte Damian sofort bemerkt. Sie waren mit ihren langen Wimpern auch schwer zu übersehen gewesen, aber irgendwie hatte er sich die ganze Zeit auf Nicholas' Nase konzentriert, die mit ihrer leichten Asymmetrie Damians komplette Wahrnehmung für sich zu beanspruchen schien.
Aber jetzt... Irgendetwas an der Art, wie das Scheinwerferlicht das Gesicht des jungen Mannes umspielte, brachte seine Schönheit das erste Mal zum Vorschein.
»Nicholas«, sagte Damian, als ihn ein Geistesblitz traf. Wie hatte er nur so blind sein können?
»Jo?« Nicholas wagte es nicht, sich aus seiner Position zu lösen.
»Das Model hat mich sitzen lassen. Und ich habe diese Idee, ein Konzept, das mich wahnsinnig macht. Ich will dieses Bild machen. Ich muss«, begann Damian sein Dilemma zu erklären.
Nicholas drehte sich zu ihm um und nickte. Damian hielt verblüfft inne. Es schien, als würde Nicholas verstehen, was er sagte, warum er so dringend das Bild in seinem Kopf verwirklichen musste. Und er stimmte zu! Was studierte er nochmal? Egal. Damian konnte sich nicht erinnern, ihn je danach gefragt zu haben.
»Ich brauche ein Model, um das zu machen. Kann ich dich dafür nehmen?«
»Was soll ich tun?«, fragte Nick. Seine Stimme klang interessiert und aufgeschlossen, das erste Mal seit Damian ihn kannte.
»Ich muss die perfekte Pose mit ein paar von
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