AAA - Das Manifest der Macht
einem auf den Zeh getreten bin.“
„Na toll!“ Samantha überlegte kurz. „Schadet nichts, vielleicht ist es besser, wenn du dich beim Gespräch mit deiner mutmaßlichen Verwandtschaft zurückhältst. Wir sollten sowieso nicht durchblicken lassen, dass es um dich geht. Also führe ich das Gespräch, sofern es überhaupt eines gibt.“
„Willst du nicht vorher anrufen?“, fragte John, aber Samantha winkte ab.
„Habe ich auch kurz in Erwägung gezogen. Aber nach meiner Erfahrung sind die Erfolgschancen größer, wenn wir ein gewisses Überraschungsmoment ausnutzen.“
John kaute auf dem letzten Stück Brötchen herum.
„Einverstanden, ich vertraue deiner Erfahrung. Apropos Überraschungsmoment, Samantha, ich frage jetzt einmal ganz direkt. Woher hattest du den Tipp, dass sich in Deutschland im Besitz eines alten Mannes Briefe mit Informationen über die Familie von Karl Marx befinden?“
„John, du weißt, dass es zu meinen Prinzipien gehört, dass ich …“ „Ja, weiß ich“, unterbrach John sie, „aber du wirst zugeben, dass es in diesem Fall nicht günstig ist, sich an seine Prinzipien zu klammern. Ich fasse mal zusammen: Jemand wusste von diesen Briefen, wusste aber nicht, dass der Besitzer inzwischen verstorben war. Er informiert dich, damit du den Mann aufsuchst. Dein Informant ging also davon aus, dass dieser Mann dich in die Briefe Einsicht nehmen lässt. Frage: Warum schickt er dich los? Und weitere Frage: Wie viel Kenntnis hatte dein Informant vom Inhalt dieser Briefe? Ich gehe davon aus, dass er den Inhalt ganz genau kannte, sonst hätte er sich doch selbst der Briefe bemächtigt.“
John holte tief Luft, und bevor Samantha etwas einwerfen konnte, führte er seine Überlegungen fort.
„Und wo wir gerade bei bemächtigt sind: Wir haben da immer noch unseren geheimnisvollen Verfolger, der uns seit wer weiß wie lange beobachtet, heute Morgen in dein Zimmer eingedrungen ist und genau diese Mappe mit den Briefen mitgenommen hat. Ich gehe nach meinen vorherigen Ausführungen davon aus, dass es sich nicht um die Person handelt, die dir den Tipp gegeben hat. Ich glaube sogar, dass sie nicht einmal miteinander zu tun haben. Da kocht jeder sein eigenes Süppchen, und wir lassen uns durch die Gegend hetzen und wissen nicht einmal, was das Ganze soll.“
„Bist du fertig?“
„Soweit ja! Aber ich weiß immer noch nicht, von wem du den Tipp hattest.“
„John, eines musst du mir glauben, ich weiß es nicht. Genau so wenig, wie ich weiß, wer mir damals die ersten Informationen über deine Abstammung zugespielt hat. Es kann derselbe sein wie damals oder jemand anderes. Aber im letzteren Fall hätten wir inzwischen drei Unbekannte im Spiel: den Informanten von damals, den mit den Briefen in Deutschland und außerdem noch denjenigen, der uns verfolgt und die Mappe weggenommen hat.“
„Und einer von denen hat meinen Wagen abgefackelt. Wie hast du die Info überhaupt bekommen?“
„Es war eine E-Mail, die ich auf mein iPhone bekommen habe.“
Sie griff in ihre Tasche und holte das Mobiltelefon heraus.
„Hier, siehst du …“ Sie stutzte. „Das verstehe ich nicht. Wo ist die Nachricht hin?“ Sie tippte mehrfach auf das Display des Geräts.„Ich habe sie doch nicht gelöscht, das weiß ich ganz genau!“
Sie blickte John ratlos an.
„Die Nachricht ist verschwunden! Was hat das zu bedeuten?“
Ben räusperte sich.
„Also, wenn du die E-Mail nicht selber gelöscht hast, dann bedeutet das wahrscheinlich nichts anderes, Sam, als dass jemand sich in deinen Account gehackt und seine Spuren verwischt hat.“
Samantha war fassungslos. „Das gibt’s doch nicht!“
„Mich überrascht das überhaupt nicht. Wahrscheinlich hat dir einer einen Trojaner draufgeschmuggelt und kann jetzt nach Belieben schalten und walten.“
„Ben, bitte hör auf, das ist doch bestimmt nur wieder eine von deinen üblichen Panikgeschichten!“
„Ganz und gar nicht! Dazu gehört heutzutage nun wirklich nicht viel. Du bist sicher häufiger mal in öffentlichen W-LANs, stimmt’s? Ich meine, Hotels, Restaurants, Flughäfen und solche Orte.“
„Ja, klar!“
„Siehst du, und da sitzt dann jemand zwei Tische weiter und scheint in seinen Laptop konzentriert zu sein, spielt dir aber in Wahrheit einen Virus auf dein Mobiltelefon.“
„Scheiße!“ Samantha sah sich um, dann blickte sie auf ihr iPhone, als wäre es ein ekliges Insekt. „Aber ich habe doch einen Viren-Scanner drauf.“
„Mag sein, aber ein
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