AAA - Das Manifest der Macht
Gebrauchsanleitung für die Eroberung der Welt, zugleich Gründungstext der internationalen Kommunisten. Guy schwirrte der Kopf. Diese geheime Organisation wurde angeblich ausschließlich durch das riesige Bankennetzwerk ihrer Freunde finanziert. Diese Freunde traten im Gegenzug als „Notenbanken“ in den jungen Demokratien auf, finanzierten und manipulierten, kurz: steuerten so die Regierungen. Nicht einmal vor Kriegsfinanzierungen machten sie Halt.
Später in dieser Nacht saß Guy auf dem Heimweg in einer Kutsche und grübelte über den Abend nach. Er hatte zustimmen müssen. Es war ihm gar nichts anderes übrig geblieben. Doch je länger er darüber nachsann, desto klarer sah er, dass er nicht dazugehören wollte. Er würde sich die Angelegenheit eine Weile anschauen, beschloss er, kurz bevor die Kutsche sein kleines Stadthaus erreichte, und dann entscheiden, wie er weiter verfahren würde.
Die Zeit verstrich, und Guy überdachte seine Rolle bei den Kommunisten, drehte und wendete die anfangs so enthusiastisch willkommen geheißenen Thesen. Mit Leib und Seele hatte er für deren Verbreitung gearbeitet – bis zu jenem denkwürdigen Abend, der alles veränderte.
Die geliebten Ideen hatten ihr hässliches, geheimes Gesicht gezeigt. Guy wollte zurück zu seinen ursprünglichen Ansichten, zurück zu seinem früheren Leben. Deutlich sah er auch, wie er in jüngster Vergangenheit seine Familie vernachlässigte und sich immer tiefer in Machenschaften verstrickt hatte, von denen er sich lieber fernhalten wollte. Also hatte er das Gespräch mit Karl Marx gesucht.
„Was gibt es denn, Guy?“, hatte der ihn nichtsahnend gefragt.
„Ich steige aus“, platzte Guy gleich mit seinem Entschluss heraus, damit er es endlich hinter sich hatte.
„Was verstehst du unter Aussteigen?“, fragte Marx, wohl um Zeit zu gewinnen.
„Ich mache nicht mehr mit. Das, also dieser Geheimbund, das ist nicht meine Art und nicht meine Überzeugung. Tut mir leid. Es passieren Dinge, die ich nicht gutheiße, und ich will nicht Teil von etwas sein, was ich nicht mal mehr durchschaue.“
„Wie du meinst, mein lieber Guy. Du scheinst sehr entschlossen.“ Der Angesprochene nickte wortlos.„Ich kenne dich noch, als du ganz anders gesprochen hast. Als du meintest, nur Seite an Seite mit mir und unseren Freunden sei die Welt für dich in Ordnung. Unsere neue Weltordnung. Das war doch auch deine Welt. Aber du musst wissen, was du tust. Wie es aussieht, hast du eine Entscheidung getroffen, und ich will dich nicht aufhalten. Ich hoffe jedoch für dich, dass du dir diesen Schritt sehr, sehr gut überlegt hast.“
Die blauen, sonst freundlichen Augen von Karl Marx hatten sich verengt und waren kalt geworden. Guy spürte förmlich, wie ihn diese Kälte erfasste und wie der gefährliche Unterton in Marx’ Stimme zur Drohung anschwoll.
Seitdem dachte Guy mit Abscheu an seine anfängliche Begeisterung. Plötzlich schien ihm nichts so naiv wie der Wunsch, sich mit Haut und Haaren für eine neue Weltordnung einzusetzen. Er war in Gefahr, das spürte er deutlich. Schlimmer noch: Seine Familie hatte er in Gefahr gebracht.
Er konnte an die Öffentlichkeit gehen. Schließlich war er Journalist. Doch würde man ihm glauben? Würde man einen reißerischen, den berühmten Marx diskreditierenden Artikel überhaupt drucken? Der Verleger war nicht eng, aber eben doch mit Marx befreundet. Nein, er konnte sein Wissen nicht einfach weitererzählen. Er konnte die anderen nicht auffliegen lassen. Das war viel zu gefährlich.
Guy seufzte. Heute Abend würde er keine Antwort mehr finden, und so legte er sich erschöpft und gleichzeitig aufgedreht zu seiner Frau ins Bett. Endlich fiel er in einen unruhigen Schlaf, der ihn in Träume von verwischten Spuren und Spurenlesern führte, von Märchen und Geschichten und von Wortspielen. Von Geheimnissen und verborgenen Plätzen, an denen gewitzte Menschen Jahre später das Gefundene als wichtig erkannten.
Auch wenn sich Guy sonst nicht an seine Träume erinnerte, blieb ihm dieser doch so präsent, dass er ihn als Wink des Schicksals deutete, der ihm zur rettenden Idee verhelfen sollte. Mit frischem Mut überdachte er seine Situation ein weiteres Mal.
Eins war ihm klar: Eine Organisation wie die Erste Internationale ließ ihre Mitglieder nicht so einfach austreten. Einmal aufgenommen, wusste jeder einfach viel zu viel.
Er musste und würde einen Weg finden, die Wahrheit zu veröffentlichen, ohne dass Rückschlüsse auf
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