AAA - Das Manifest der Macht
gleichzeitig die Waffe sinken. Ein heruntergekommen gekleideter junger Mann, der offensichtlich high war, starrte ins Wageninnere.
„Ey! Habt ihr Stoff?“, hörte Samantha ihn durch die Scheibe lallen, während er nicht aufhörte, die Seitenscheibe mit den Finger-knöcheln zu bearbeiten.
Samantha wartete nicht auf Dominiques Reaktion, sondern nutzte ihre Chance, öffnete die Autotür und hechtete hinaus.
Ben reagierte ebenfalls prompt und sprang mit seiner Kameratasche in der Hand aus dem Wagen. Gemeinsam rannten sie davon, direkt auf die Bäume zu.
Hinter sich hörten sie, wie der Motor des BMW aufheulte und der Wagen sich mit hoher Geschwindigkeit entfernte. Sie rannten noch ein Stück weiter. Erst als sie hinter sich nichts hörten, wagten sie es, stehenzubleiben und sich umzusehen. Der weiße Wagen war verschwunden, nur der Junkie stand noch mit offenem Mund am selben Platz. Offenbar hatte er in seinem Rausch gar nicht richtig mitbekommen, was passiert war.
„Scheiße! Ein bisschen viel Bewegung heute“, kam es abgehackt von Ben.
„Da gebe ich dir Recht!“ Auch Samantha musste erst wieder zu Atem kommen. Sie verschnauften eine Weile und kontrollierten immer wieder, ob sich ihre aggressive Kidnapperin vielleicht wieder näherte, doch alles blieb still.
„Was jetzt?“, fragte Ben.
„Irgendwie müssen wir hier wieder wegkommen“, überlegte Samantha. „Ich könnte versuchen, John zu erreichen. Allerdings habe ich keinen Schimmer, wo wir sind.“
Sie blickte sich suchend um. Was sie sah, machte ihr nicht gerade Mut. Sie befanden sich in einer völlig verlassenen Gegend. Bei der Herfahrt in diesen Wald und zu diesem Parkplatz waren sie an sicher schon seit längerer Zeit stillgelegten, ehemaligen Industrieanlagen mit ein paar alten Lagerhäusern und verfallenen Fabriken vorbeigekommen.
Ben zeigte auf den Junkie, der sich bis zu diesem Moment immer noch nicht gerührt hatte.„Vielleicht kann er uns mitnehmen.“
„Nur über meine Leiche“, entschied Sam.„Komm, da drüben ist ein Wegweiser. Schauen wir mal, ob der uns weiterhilft.“
Kurz darauf standen sie vor dem Schild. „Waldsiedlung 1 Km“ stand darauf.
„Das bringt’s wohl auch nicht“, meinte Sam.„Gehen wir wieder zum Parkplatz und dann die Straße zurück. Nicht weit entfernt waren Häuser.“
Sie kamen an dem Junkie vorbei. „Habt ihr Stoff?“, fragte er wieder, ohne auch nur im Entferntesten zu ahnen, dass er wahrscheinlich diesen zwei Menschen das Leben gerettet hatte.
Sie liefen ein Stück die einsame Waldstraße entlang, während Samantha Johns Nummer wählte. Nichts. Offenbar war sein Handy noch abgeschaltet. Sie blickten sich immer wieder um, aber der weiße BMW war nirgendwo zu sehen.
Nach ein paar Minuten kamen sie an eine klotzige Plattenbausiedlung, die dort mitten auf der grünen Wiese errichtet worden war. Der trostlose Eindruck wurde durch die alten Autos in den kleinen Seitenstraßen verstärkt. Neben der Schaukel und der Sandkiste eines Kinderspielplatzes lagen Dutzende leere Bierdosen. Nur noch eine der alten Holzbänke war dazu geeignet, sich hinzusetzen.
Sam nutzte die Gelegenheit und ließ sich auf die Bank sinken.
„Puh, endlich sitzen!“
Ben blieb vor der Bank stehen, stützte seine Hände auf seine Oberschenkel und schnaufte hörbar. Er war nicht gerade sportlich und total erledigt, nachdem er zweimal innerhalb kürzester Zeit vor jemandem hatte davonrennen müssen.
„Was war das?“, fragte er, setzte seine Kameratasche neben der Bank ab und setzte sich zu Sam.
„Wenn ich das wüsste.“
„Du hast diese Frau schon einmal gesehen?“
„Ja, in New York“, erklärte Samantha.
„Und du hast sie vorhin schon vor dem Steakhaus gesehen? Warum hast du mir das nicht gesagt?“
„Weil ich sie nicht wirklich gesehen habe. Mir ist nur kurz ihr Gesicht am Fenster aufgefallen. Das war’s dann schon.“
„Hast du sie da nicht erkannt?“
„Nein, hab’ ich nicht. Ich kenne sie ja nicht wirklich. Ich hab sie nur einmal kurz gesehen. Du warst übrigens dabei.“
„Mag sein. Aber mir ist sie damals nicht aufgefallen. Da waren viele Menschen in der Eingangshalle des First International Building, die ich aber irgendwie kaum wahrgenommen habe.“ Bens Schnaufen ging langsam in normale Atmung über.
„Du solltest eindeutig mehr Sport treiben. Deine Kondition ist am Ende. Man könnte meinen, dass du rauchst.“
Samantha hatte sich längst wieder gefangen. Jetzt lief anstatt ihrer Atmung ihr
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