AAA - Das Manifest der Macht
renn’ lieber, was du kannst“, keuchte
Samantha zurück.
„Bleiben Sie stehen!“, brüllte es hinter ihnen.„Sofort!“
Samantha sah sich kurz um. Der Parkwächter war ein ganzes Stück hinter ihnen. Offenbar hatte er zunächst gezögert, ob er nun rechts oder links um die Schale herumlaufen sollte, und das hatte ihnen einen anständigen Vorsprung verschafft. Außerdem schien er für eine Verfolgungsjagd zu Fuß nicht sonderlich trainiert zu sein. Samantha konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Der Trick, sich an der Granitschale zunächst zu trennen, hatte geklappt.
Sie lief in Richtung Schlossplatz, vorbei an Müttern mit ihren Kindern und den Studenten auf den umliegenden Wiesen. Immer dicht gefolgt von Ben, der Mühe hatte, seine Kameratasche nicht zu verlieren. Die anderen Parkbesucher warfen ihnen erstaunte Blicke zu, aber niemand fühlte sich verpflichtet, einzugreifen oder sie aufzuhalten.Weder der Gitarrenspieler, der für ein wenig Kleingeld für Passanten spielte, noch einer der zahlreichen Spaziergänger.
Wieder drehte sich Samantha um und schaute nach ihrem Verfolger. Der hatte inzwischen mit hochrotem Kopf angehalten und sprach in sein Funkgerät.
Kurze Zeit später bemerkte sie aus dem Augenwinkel, dass sich zwei weitere Männer mit blauen Jacken aus einem anderen Bereich des Lustgartens in Bewegung gesetzt hatten und ihnen offensichtlich den Weg abschneiden wollten.
Sie sah sich kurz nach weiteren Verfolgern um, dann schlug sie einen Haken in Richtung Berliner Dom. Ben hatte inzwischen zu ihr aufgeschlossen.
„Was hast du vor?“, keuchte er, während er neben ihr her rannte.
„Keine Ahnung! Aber ich werde mich auf gar keinen Fall wegen Sachbeschädigung an dieser hässlichen Schale festnehmen lassen“, schnaufte sie zurück.
Ben zog die Augenbrauen hoch. Das hatte er ja gleich gesagt, aber auf ihn hörte man ja nicht.
Sie sah sich wieder nach den beiden Männern um. Die hatten inzwischen ebenfalls die Richtung geändert. Samantha beschleunigte noch einmal.
Endlich zahlte sich das tägliche stumpfsinnige Joggen im Central Park aus, dachte sie. Dicht hinter sich hörte sie Bens Schritte.
Dominique hatte das turbulente Schauspiel von ihrem Mietwagen aus eine Weile beobachtet und ging die Möglichkeiten für ihr weiteres Vorgehen durch. Die beiden mussten an dieser Schale etwas gefunden haben, sonst würden sie sicher nicht vor der Polizei davonlaufen.
Kurzerhand entschloss sie sich, einzugreifen. Sie durfte die beiden nicht entwischen lassen; denn das war die einzige Chance, mehr über diesen angeblichen Schatz zu erfahren. Auf keinen Fall durfte sie zulassen, dass die zwei von den Parkwächtern erwischt wurden.
Dominique startete den Motor, wendete den Wagen in einem halsbrecherischen Manöver und fuhr die Straße vor dem Dom entlang direkt zu der Stelle, wo der Parkweg mündete, den Samantha und Ben entlang rannten.
„Rüber zum Dom!“, ordnete Sam an.
„Willst du Kirchenasyl beantragen?“, japste Ben, ohne wirklich eine Antwort zu erwarten.
Die beiden wollten gerade die Straße überqueren, als direkt vor ihnen ein weißer BMW mit rauchenden Reifen bremste und ihnen den weiteren Weg versperrte. Gleichzeitig flog die Beifahrertür auf.
„Schnell, hier hinein!“, rief die Frau hinter dem Lenkrad, deren Gesicht von einer großen dunklen Sonnenbrille fast zur Hälfte verdeckt war.
Sam zögerte nur Bruchteile von Sekunden, bevor sie entschlossen in den Wagen sprang. Die beiden Parkwächter, die beim Laufen deutlich weniger Gewicht zu bewegen hatten als ihr Kollege an der Schale, hatten beträchtlich aufgeholt.
Ben ließ sich ebenfalls nicht lange bitten. Er riss die hintere Tür auf, warf die Kameratasche auf die Rückbank, sprang selbst hinterher und knallte die Tür hinter sich zu.
„Festhalten!“, befahl die Frau am Steuer und gab so stark Gas, dass die noch offene Beifahrertür von selbst zuschlug und die Reifen aufjaulten. Ben warf einen Blick durch die Heckscheibe. Die beiden Uniformierten waren inzwischen ebenfalls an der Straße angekommen und hatten das Nachsehen.
KAPITEL 44
Nach einigen hundert Metern rasender Fahrt hatte sich Sams Puls etwas beruhigt, und sie betrachtete ihre unvermutet aufgetauchte Retterin etwas genauer. Einen kurzen Moment glaubte sie, die Frau zu kennen, dann war das Gefühl wieder weg. Ben sah sich wiederholt um, aber niemand schien sie zu verfolgen. Erleichtert atmete er tief durch. Wegen der paar abgekratzten Krümel würde man
Weitere Kostenlose Bücher