Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
aus ihren Albträumen und Visionen herauf. Seraphiel, Ariel, Feuer … Die Zusammenhänge waren noch nicht klar, aber sie kam dem Kern immer näher.
«Nur ich kann den Feuerengel besiegen, weil auch in mir das Blut eines Seraphims fließt. Und glaube mir, dieses Mal wird er mir nicht entkommen. Doch zuerst muss ich seinen Sohn finden.»
Aarons Muskeln spannten sich wie bei einem Raubtier vor dem Sprung an. Er verströmte etwas Wildes, Gefährliches.
«Ich bin vorhin dem Verkünder begegnet. Hier in der Mall.»
Sofort bereute sie ihre Worte.
«Warum hast du mir das nicht gleich gesagt?»
Sie ignorierte den anklagenden Unterton. «Ich war so überrascht, dich hier zu finden, dass ich keinen Gedanken mehr an ihn verschwendet habe.»
Weil ich nur deine Nähe spüren wollte , ergänzte sie in Gedanken. Dann berichtete sie detailliert von ihrem Zusammentreffen.
Aarons Augen weiteten sich. «Seltsam, ich habe keine Schwingungen gespürt.»
Er holte mit der Faust aus und besann sich im letzten Moment anders. Stattdessen stieß er einen unterdrückten Fluch aus.
«Ich habe ihn vorher auch nicht gespürt und dann war er ganz plötzlich verschwunden. Als hätte er sich in Luft aufgelöst.»
«Wenn wir Blutengel ihn nicht gespürt haben, ist er es nicht gewesen.»
«Wer sonst?» Rebecca wartete gespannt auf seine Erklärung.
«Ariel. Sie nennen ihn den Engel der Tausend Gesichter, weil er seine Gestalt beliebig wandeln kann. Du hast mich doch nach ihm gefragt und ich habe dir von Anfang an gesagt, er wird es wieder versuchen. Du musst mir versprechen, nirgendwo mehr allein hinzugehen.»
«Wie stellst du dir das vor? Ich muss doch zur Arbeit und auch wieder nach Hause. Und wenn er ins Krankenhaus kommt? Es gibt zig Möglichkeiten. Wenn er mich erwischen will, schafft er es auch.»
«Aber du musst besonders wachsam sein und darfst dich auf kein Risiko einlassen.»
Aaron fingerte an seiner Jacke und zog einen silbernen Gegenstand hervor. «Ich möchte dir etwas geben. Ein spezielles Messer, das mit Dämonengift bestückt ist. Die Klinge ist stumpf, aber wenn du hier in der Mitte draufdrückst, springt die Sichelklinge mit dem Gift heraus. Ein Ritz in der Haut genügt, um jemanden zu töten. Du kannst sie mehrmals verwenden.»
Jemanden umbringen? Rebecca wollte etwas erwidern, aber er kam ihr zuvor. «Denk immer daran: Nur einer kann überleben – dein Gegner oder du.»
Er schob ihr die Waffe in die Hand. Das Metall war leicht und glänzte im Lampenlicht. Rebecca schob den Daumen über die Klinge, in deren Mitte sie eine Delle fühlte. «Vorsicht! Nicht drücken. Du könntest dich daran verletzen, die verborgene Klinge ist sehr scharf. Dämonengift ist tödlich, nicht nur für Menschen, auch für Engel, wenn es nicht rechtzeitig ausgebrannt wird.»
Irgendwie fand Rebecca es trotz allem faszinierend, eine solche Waffe in den Händen zu halten. «Keine Sorge, mit scharfen Messern kenne ich mich aus. Schließlich benutze ich jeden Tag eines.»
Er schloss sanft ihre Finger und sofort durchzuckte es sie wie ein Blitz. «Steck es ein und zeig es niemandem. Aber trage es immer bei dir, egal wo du bist. Du darfst es nur am Schaft anfassen. Und wenn du in Gefahr bist, dann lass es mich wissen. Ich kann deine Gedanken empfangen.»
Waffen, Telepathie, was gab es denn noch alles?
«Einfach an dich denken, oder wie?»
Dann musste er ja auch wissen, wie sehr er ihre Gedanken in den vergangenen Tagen beherrscht hatte. Sie forschte vergeblich in seiner Miene. Hastig verstaute sie das Messer in ihrer Handtasche, als jemand am Tisch vorbeiging. Rebecca trank von ihrem Kaffee, der in der Zwischenzeit nur noch lauwarm war. Sie sah Aaron nachdenklich über den Tassenrand an. So viele Dinge gingen ihr durch den Kopf, die es zu ordnen galt.
«Wann ist das damals mit deiner Mutter genau geschehen?»
«Im Sommer 1987», antwortete er knapp.
1987! Da war sie drei Jahre alt. «Wo war das?»
«In New York, genauer gesagt in Harlem. Warum?»
In New York. Sie konnte sich nicht daran erinnern, schon einmal vorher dort gewesen zu sein. Es gab so viele Erklärungsmöglichkeiten. Sie wollte ihm gerade von ihren Vermutungen berichten, als Alegra neben dem Tisch auftauchte.
«Hallo, Aaron», begrüßte sie ihn, und Rebecca entging nicht, wie die junge Frau ihn anhimmelte.
Aaron stand auf, um Alegra zu umarmen. Es versetzte Rebecca einen Stich, als er sie ebenso auf die Wangen küsste wie sie.
«Hat Rebecca dir schon erzählt, dass sie
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