Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
meinetwegen alles stehen und liegen lässt.» Hoffentlich kaufte er ihr die Lüge ab. «Dein Job in Rom …»
«Ist beendet. Kardinal Rossi wurde ermordet.»
Er seufzte und stützte den Kopf in die Hand. Der Tod des Geistlichen nahm ihn offensichtlich mit.
«Oh, das tut mir sehr leid.»
«Mir auch. Ich mochte ihn.»
Ein schmerzlicher Ausdruck lag in seiner Miene und Rebecca fragte sich, was in Rom alles geschehen sein mochte, denn noch etwas anderes schien ihn zu bedrücken.
«Wärest du bei ihm gewesen, hättest du das sicher verhindert.»
Da war es wieder zurück das Lächeln, das jedes Eis brechen konnte. «Danke für dein Vertrauen.»
«Ich habe mich in deiner Nähe immer sicher gefühlt», versicherte sie ihm.
Aber kann ich das jetzt auch noch? Diese Frage hätte sie am liebsten hinterhergeschoben. Dieses Misstrauen zermürbte sie. Sie unterhielten sich, als würde nichts zwischen ihnen stehen, und doch trennten sie Abgründe.
«Und welchen Auftrag hast du hier?»
Sie erschrak vor seiner finsteren Miene und den zornig blitzenden Augen, in denen jetzt ein rötlicher Schimmer lag, der an einen Dämon erinnerte. Der Gefährlichste von ihnen ist Uriels Sohn , hatte die Fremde gesagt.
So sanft und liebevoll wie er sie behandelte, konnte er seinen Feinden gegenüber unerbittlich sein. Im Kampf tötete er präzise und ohne schlechtes Gewissen. Er vereinte Helligkeit und Finsternis in einer Person. Vielleicht war es diese Gegensätzlichkeit, die sie anfangs magisch angezogen hatte.
Doch jetzt erschreckte sie dieses zweite Gesicht Aarons und verstärkte ihre Zweifel. Jäger hatte ihn die Fremde genannt. Wenn sie an die Entschlossenheit dachte, mit der er sich auf die Suche nach dem Verkünder begeben hatte, fröstelte sie erneut.
«Ein verbannter Engel ist entflohen und befindet sich auf einem Rachefeldzug gegen meinen Vater.»
Sie musste endlich wissen, woran sie war. «Und was ist mit Ariel? Wirst du ihn auch jagen?»
«Nicht gezielt, aber wenn er dich noch einmal bedroht oder mir in die Quere kommt schon.»
«Auch seine Nephilim?»
Die Zeit schien stillzustehen, als sie gespannt auf seine Antwort wartete. Aaron sah sie forschend an. Ahnte er etwa, weshalb sie ihm die Frage gestellt hatte. Irgendetwas in seinem Blick warnte sie.
«Wenn es bestimmt wird, sie zu jagen, werde ich das tun.»
Sie rang nach Atem. «Du suchst nach diesem Feuerengel, nicht wahr?»
Das, was er ihr dann erzählte, die wahre Geschichte vom Untergang Sodom und Gomorrhas stand in keinem Lehrbuch, und sie hätte sie für fantastisch gehalten, wenn sie nicht selbst Höllenwesen begegnet wäre. Es fiel ihr noch immer schwer, sich an diese fremde Welt zu gewöhnen.
Aaron zog seine Hand zurück und ballte sie zur Faust. In seinem Blick lag jetzt die gleiche Entschlossenheit wie in New York. Und wenn er auch dich töten will? Die Angst um ihn drängte ihre Zweifel jedoch in den Hintergrund.
«Er hat bereits zugeschlagen. Gestern Nacht wurde ein Heim für kranke Obdachlose niedergebrannt. Und das ist erst der Anfang.» Er presste die Kiefer fest zusammen und all sein Zorn brandete zu ihr herüber.
«Du sollst ihn stoppen. Allein?», fragte sie aufgebracht.
«Natürlich allein! Seit Jahren habe ich auf diesen Moment gewartet, ihn zu vernichten. Ihn und seine verdammte Brut. Er hat meine Mutter und meinen Bruder getötet. Und auch Rosie wäre fast draufgegangen. Ich werde mir diese Gelegenheit doch nicht entgehen lassen, ihn endgültig in die Hölle zu schicken.»
Der Hass, den er all die Jahre verdrängt hatte, brach wieder hervor. Erschüttert lauschte sie seinen Worten, spürte seine Verzweiflung und den Schmerz, den er seit damals mit sich trug. Ihr Herz sackte Etagen tiefer, geschockt über sein riskantes Vorhaben.
«Du könntest dabei ums Leben kommen.»
Ihre Finger krallten sich in seine Hand. Schon in New York hatte sie immer wieder um sein Leben bangen müssen. Sie hatte doch erst ihre Eltern verloren. Nicht auch noch Aaron.
«Das ist meine Bestimmung, Rebecca. Mein Leben. Du ahnst nicht, wie dicht diese Welt vor dem Abgrund steht. Der Feuerengel wird alles vernichten, was sich ihm entgegenstellt. Verstehst du nicht, dass es keine andere Lösung gibt, als ihn zu vernichten?»
Hass und Zorn trieben ihn womöglich in den Tod. Egal, welch widersprüchliche Gefühle in ihr stritten, sie konnte dabei nicht einfach zusehen. «Bitte Aaron … du kannst doch nicht blind ins Verderben rennen.»
Ihre Angst beschwor die Bilder
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