Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
das Atmen. Nachdenklich blickte er aus dem Fenster.
«Lass uns zu meiner Wohnung fahren. Ich brauche jetzt dringend eine Dusche. Und du sicher auch. Du wolltest doch noch zu ihr, oder?», schlug Joel vor.
Aaron seufzte. Die pragmatische Art seines Freundes kühlte sein Gemüt. Der Gedanke, in Rebeccas Armen Vergessen zu finden, verlieh ihm Zuversicht. Bald würde sich ihm eine weitere Gelegenheit bieten, Seraphiel zu vernichten.
24.
Auf der Fahrt nach Hause hörte Rebecca Alegra nur mit halbem Ohr zu. Ihre Gedanken kreisten einzig um Ariel. Engel der tausend Gesichter , so hatte Aaron ihn genannt. Weshalb hatte Aaron in ihr nicht Ariels Nephilim erkannt? Liebend gern hätte sie geglaubt, doch nur ein ganz normaler Mensch zu sein. Ein Trugschluss, denn tief in ihrem Innern spürte sie die Nähe der Hölle.
Höre auf dein Gefühl, das dir sagt, dass du ein Nephilim bist, ob es dir passt oder nicht. Aaron würde es sicher bald spüren. Auf keinen Fall konnte sie ihn heute noch einmal sehen. Das würden ihre Nerven nicht verkraften. Zum Glück hatte sie seine Handynummer gespeichert. Am besten, sie schrieb ihm eine SMS.
Doch würde er sich davon abhalten lassen? Und täte sie es gleich, könnte er womöglich Verdacht schöpfen, dass etwas nicht stimmte. Gleichgültig wie sie sich entschied, lange würde sie ihm nicht verheimlichen können, was sie war. Sie war eine schlechte Lügnerin. Vorhin hatte er sie so seltsam gemustert, als würde er das Engelsblut in ihr spüren. Vielleicht sah sie in ihrem aufgewühlten Zustand auch nur Gespenster.
Rebecca war todmüde und ihre Arme schmerzten unerträglich. Selbst der leichte Baumwollstoff kratzte auf der Haut. Zu Hause würde sie gleich zu Bett gehen. Die Autofahrt kam ihr wie eine Ewigkeit vor und sie rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her. Zum Glück schien Alegra es nicht zu bemerken.
Rachel, wo bist du?
Das verfluchte Geflüster war wieder zurück. Rebecca zuckte zusammen und warf einen Seitenblick auf Alegra, ob sie etwas bemerkt hatte. Doch die sah nach vorn auf die Straße und redete noch immer.
Rachel!
Nein, sie würde nicht darauf hören. Auf keinen Fall. Rebecca schloss die Augen und versuchte das Geflüster zu ignorieren. Sie war erleichtert, als Alegra den Wagen vor dem Haus parkte.
«Ich beneide dich. Was für ein Haus. Von so einem habe ich immer geträumt. Und die Hortensienbüsche.»
Alegra kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus. Aber die Villa im viktorianischen Stil mit der großzügigen Veranda war auch wahres Schmuckstück. Rebecca wollte zur Tür laufen, als Alegra sie zurückhielt. Vor dem Wagen blieb sie stehen und schloss die Augen.
«Ich muss mich konzentrieren, wenn ich einen von denen fühlen will», sagte sie.
Rebecca nahm keine Schwingungen wahr, verschwieg es aber, weil sie nicht wollte, dass Alegra das Aaron brühwarm erzählte. Ihre Nerven lagen blank. Sie wollte Alegra nur noch so schnell wie möglich loswerden. Diese war in ihrer Begeisterung jedoch nicht zu stoppen und fragte sogar um Erlaubnis für einen Rundgang durch Haus und Garten.
«Ja, natürlich», gab Rebecca nach und verbiss den Schmerz in ihren Armen. Das Blut rauschte in ihren Ohren und ihr wurde schwindlig.
Rachel! Rachel!
Einfach ignorieren. Leider fiel ihr das immer schwerer, so erschöpft wie sie war. Der Rundgang mit Alegra wurde zur Tortur. Immer wieder verschwamm das Bild vor ihren Augen und der Schmerz breitete sich weiter aus. Nach einer eiskalten Coke wollte sie nur noch ins Bett fallen. Gott sei Dank war morgen ihr freier Tag und sie konnte ausschlafen. Nein, konnte sie nicht. Sie wollte doch Henry besuchen.
«Ich muss mich jetzt hinlegen. Danke, Alegra, dass du mich nach Hause gefahren und alles überprüft hast.»
«Gern geschehen. Soll ich vielleicht noch eine Weile bei dir bleiben, für den Fall, dass du unerwünschten Besuch bekommst?»
Sie musterte Rebecca aus ihren Kulleraugen.
«Nein, brauchst du nicht. Dein Tag war sicher anstrengend genug. Und ich werde gleich tot ins Bett fallen. Also, dann, mach’s gut. Wir hören sicher bald wieder voneinander.»
Nur mit Mühe konnte Rebecca die Augen offen halten. Dabei war es nicht mal neun Uhr.
«Ja, dann bis bald. Du weißt ja jetzt, wo du mich finden kannst und meine Visitenkarte mit Adresse und Telefonnummer hast du auch. Kannst mich zu jeder Zeit anrufen, falls du etwas Ungewöhnliches bemerkst. Aber ich glaube nicht, dass du heute Nacht behelligt wirst. Gute Nacht.»
Rebecca lehnte
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