Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
sich mit dem Rücken an die Tür und seufzte. Eine Weile verharrte sie so, bis das Brennen an ihren Armen nachließ. Sie stieg die Treppe hinauf und lief ins Bad. Nach einer lauwarmen Dusche cremte sie sich vorsichtig ein. Sobald sie jedoch die Haut berührte, sog sie scharf die Luft ein und zuckte zusammen. So schlimm war es noch nie gewesen, dass es ihr die Tränen in die Augen trieb.
Die Creme hatte ihr doch sonst geholfen? Versagte sie etwa heute ihren Dienst? Der Schmerz wollte einfach nicht verebben. Rebecca war zum Heulen zumute und sie betrachtete ihre Arme unter dem grellen Licht. Nicht nur dass der Schmerz stärker war, irgendetwas war anders als sonst. Sie fühlte sich, als hätte sie Fieber. Ihr Körper glühte wie nach einem starken Sonnenbrand. Unter der Lampe erkannte sie dicht über ihren Handgelenken zwei rote Stellen und in ihrem Kopf hörte sie permanent einen tiefen Ton, der wie ein monotones Signal an- und wieder abschwoll.
Wurde sie krank oder erging es jedem Mischwesen so? Sie nahm noch eine Kopfschmerztablette, bevor sie unter die kühle Satinbettdecke schlüpfte und das Licht ausschaltete. Ruhe, Ruhe und nochmals Ruhe. Wenn sie wieder aufwachte, würde der Schmerz hoffentlich weg sein. Durch das geöffnete Fenster hörte sie den Frosch im Gartenteich, der sie in den Schlaf quakte.
Sofort umarmte sie ein Albtraum, in dem sie wieder das kleine Mädchen im Sommerkleid war, das im Hinterhof spielte.
«Rachel? Du musst jetzt mit mir kommen», hörte sie eine tiefe Stimme sagen.
«Nein, ich will nicht!», rief sie trotzig und rannte, ohne sich umzudrehen, mit dem Teddy im Arm fort.
Doch er holte sie ein und packte sie grob am Arm. «Deine Mutter ist tot. Du musst mit mir kommen!»
Tränen schossen in ihre Augen. Ihre geliebte Mom sollte wirklich gestorben sein? Das konnte sie nicht glauben.
«Nein, nein!», schrie sie und zwickte in seine Hand.
Doch er ließ nicht los. Es war Ariel, der sich zu ihr mit finsterer Miene herabbeugte. Sie ekelte sich vor seiner Narbe unter dem linken Auge, die rot und wulstig war. Rebecca hatte beobachtet, wie er gegen einen Mann mit weißen Flügeln gekämpft hatte. Der Unbekannte hatte ihn mit seinem Schwert getroffen. Blut spritzte und Flammen schlugen aus der Wunde. Aber Ariel hatte seinen Gegner getötet. In ihrer Angst hatte sie sich unter einem Stapel Kisten im Hinterhof verkrochen. Doch Ariel fand sie und zerrte sie heraus.
«Kommt jetzt oder du wirst sterben.»
Sie wollte nicht sterben, denn sie hatte gesehen, wie sich die Körper der anderen in Staub aufgelöst hatten. Sie wollte nicht das gleiche Schicksal teilen. Rebecca schrie und konnte nicht mehr aufhören, selbst dann nicht, als er sie hochhob und davontrug. Sie trommelte mit den Fäusten vergeblich auf ihn ein. Als sie um die Hausecke bogen, loderte Feuer vor ihnen auf. Er lief mit ihr direkt darauf zu, bereit, hindurchzugehen. Sie kreischte so laut und lang, bis sie heiser war, während er sie erbarmungslos weiterschleppte.
Er drehte sie um und hielt ihre Arme in die Flammen. Sie wimmerte vor Schmerz, aber er zeigte keine Gnade. Rebecca hasste ihn für das, was er ihr antat, und für das, was ihrer Mutter geschehen war. Ihre Arme fingen Feuer. Die Flammen fraßen sich in ihr Fleisch, tiefer und tiefer und brannten ihr ein Zeichen ein: zwei seltsam geschwungene Bögen, die wie zwei Schlangen nebeneinander krochen.
Er zog sie wieder aus der lodernden Glut und stellte sie auf den Boden. «Und jetzt sieh es dir an.»
Er drehte ihre Arme mit der Innenseite nach oben. Vor Entsetzen gelähmt starrte sie auf die beiden blutroten Schlangen.
«Der Schmerz wird bald vorbei sein. Nur wer aus dem Feuer geboren wurde, kann es besiegen. Sprenge die flammenden Fesseln und die Ewigkeit gehört dir. Merk dir diese Worte. Wenn der Tag gekommen ist, musst du sie benutzen. Die Zeichen machen dich zu etwas Besonderem, Rachel. Du musst mir versprechen, dass du sie vergisst, damit sie niemand sieht. Hast du gehört?»
«Warum?», fragte sie und sah zu ihm auf.
«Weil sie dich hassen, dich jagen werden, bis sie dich getötet haben. Du wirst sie vergessen, bis du sie eines Tages brauchst.»
Sie nickte unter Tränen. Seine Worte ängstigten sie. Sie verstand nicht, weshalb man sie wegen dieser Zeichen töten wollte.
«Irgendwann wirst du verstehen.»
Er nahm ihre Arme in seine Hände und eine Flut von Bildern strömte auf sie ein. Bilder von geflügelten Wesen mit Schwertern in den Händen, in deren Augen
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