Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Ecke präsent. Ein Surren ließ ihn stoppen. Unzählige Nachtfalter schwirrten vom Licht angezogen über die Neonlampen. Jeder zweite Passant war ein Nephilim, der sie mit argwöhnischen Blicken verfolgte. Vor einem Nachtclub, über dem die gelbe Neonreklame Little Saigon Club prangte, hielt Joel inne. Sein Blick flog umher.
«Irgendwo hier muss das Haus sein. Ich bin mir ziemlich sicher.» Er drehte sich langsam im Kreis, bis er mit dem Finger in eine Richtung zeigte. «Hier lang.»
Auf Joels Orientierungssinn war Verlass.
Männer torkelten grölend aus den Nachtclubs. Einer von ihnen erbrach sich unter einer Straßenlaterne, nur wenige Schritte vor einem Obdachlosen, der mit einer Schnapsflasche auf dem Schoß eingeschlafen war. Zwei Nephilim traten aus einem Sexkino und beäugten sie, bevor sie davoneilten.
Je weiter sie vordrangen, desto düsterer wurde der Anblick abseits der Neonbeleuchtungen. Zu beiden Seiten der bergab führenden Straße reihten sich Häuser aneinander, deren Blütezeit ein Jahrhundert zurücklag. Am ihrem Ende bog Joel in eine schmale Seitenstraße ein, in der es nach Benzin, Urin und Alkohol stank. Aus einer geöffneten Tür schallte lautstark ein aktueller Popsong, dessen Bässe so aufgedreht waren, dass sie noch hier draußen Aarons Brustkorb vibrieren ließen. Huren stolzierten auf dem Pflaster auf und ab und sprachen sie im Vorbeigehen an.
«Da hinten, das ist Wilmas Wagen!»
Joel deutete auf einen schwarzen Ford, der vor einem zurückgesetzten Backsteinhaus parkte. Ein Betrunkener schwankte ihnen entgegen und suchte Halt an einer Straßenlaterne. Aus glasigen Augen sah er zu ihnen herüber.
Ein grüner Buick bog in die Straße ein und hielt auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses. Der Fahrer blieb im Wagen sitzen, schaltete die Innenbeleuchtung ein und notierte etwas in einem Buch.
Joel eilte weiter voran. Rechts befand sich eine Baustelle und auf der anderen Seite ein völlig verwahrlostes Haus.
«Das ist es. Ich habe es in der Erinnerung des Dämons gesehen!», rief Joel.
Ein verwittertes Schild mit der Aufschrift For Sale baumelte noch über der Tür des Abrisshauses. Die Fensterscheiben im Erdgeschoss waren eingeschlagen worden. Plötzlich spürte Aaron wieder das Brennen im Nacken. Er fuhr mit der Hand über seine Engelsrune und zuckte zusammen. Etwas Feuchtes klebte daran.
Blut.
Seraphiel war in der Nähe. Jetzt spürte er deutlich dessen Gegenwart. Wenn sich Wilma und ihr Kollege im Haus befanden, schwebten sie in größter Gefahr.
Er rannte Joel hinterher und riss ihn an der Schulter zurück. «Halt!»
Eine steile Falte schob sich zwischen Joels Brauen. «Was ist?»
«Seraphiel ist hier.»
«Bist du dir sicher?»
«So sicher wie noch nie. Meine Rune blutet.»
Joels Augen weiteten sich vor Entsetzen. «Oh mein Gott. Wilma ist da drin. Und ihr Kollege!»
«Wir müssen sie so schnell wie möglich rausholen, Joel. Das Haus wird gleich in Flammen aufgehen!»
«Worauf warten wir noch?»
Sie stürmten auf den Eingang zu. Im selben Augenblick gab es einen Knall, der den Boden zum Beben brachte. Der Betrunkene stürzte zu Boden und blieb wimmernd liegen. Ein Splitterhagel regnete aus dem ersten Stock auf ihn herab. Der Mann im Wagen duckte sich und hielt schützend die Arme über den Kopf. Wieder folgte eine Detonation und die Männer schrien auf. Flammen loderten aus dem Dachstuhl des Abrisshauses und erhellten den Himmel.
Aaron packte den Betrunkenen, zog ihn hoch und legte ihm die Hand auf den Kopf. «Rennen Sie!», brüllte er den verängstigten Mann an.
Die Botschaft schien in sein vom Alkohol vernebeltes Hirn gedrungen zu sein, denn er riss die Augen auf und schwankte weiter. Der Mann im Buick wendete und brauste mit quietschenden Reifen davon. Türen und Fenster öffneten sich in den Nachbarhäusern. Jemand schrie nach der Feuerwehr.
«Du sicherst draußen, ich gehe rein!», rief Aaron Joel zu, der sich sofort vor dem Eingang positionierte.
Aaron rannte auf die Eingangstür zu. Mittlerweile stand auch das Erdgeschoss in Flammen und seine Hoffnung sank, Wilma und ihren Kollegen lebend anzutreffen. Es war wie damals.
Wut und Angst stiegen in ihm auf. Dort drinnen lauerte sein Feind. Doch dieses Mal würde er ihn vernichten. Er sprang hoch und trat mit voller Wucht gegen die Tür, die aus den Angeln flog. Krachend knallte sie auf den Boden. Stichflammen schossen ihm entgegen, denen er nur mit Glück durch einen Sprung zur Seite ausweichen konnte.
Die
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