Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
weiß, was er tut, glaub mir, und er ist gut darin.»
Die Worte nahmen ihr das beklemmende Gefühl nicht ganz, aber milderten es. In der kurzen Zeit hatte sie in Aarons Schwester eine Freundin gefunden. «Mag sein und trotzdem … Es ist alles meine Schuld. Hätte ich nicht von …»
«Mach dir keine Vorwürfe», unterbrach Rosie sie. «Außerdem ist es Aarons Aufgabe …» Rosie brach erschrocken ab.
«Was heißt, es ist seine Aufgabe? Welche Aufgabe überhaupt?», hakte Rebecca sofort nach.
Rosie schlug sich die Hand vor den Mund. «Ups, ich hätte das nicht sagen dürfen, ist mir so herausgerutscht. Aaron wollte es dir selbst sagen», redete sie sich heraus.
«Anscheinend hat hier jeder ein Geheimnis. Rosie, ich muss es wissen. Seine Aufgabe? Da steckt doch mehr dahinter.» Rebecca sah sie eindringlich an.
«Ich kann nicht, Rebecca, ich habe es versprochen … bitte, dränge mich nicht. Er wird dir alles erklären.»
Rebecca hasste Andeutungen. «Gut, hoffen wir das Beste. Aber ich muss gestehen, dass ich enttäuscht bin, sehr sogar, weil niemand offen mit mir redet. Ich habe geglaubt, dass du anders bist.»
«Tut mir leid, Rebecca, ich breche kein Versprechen.»
«Schon gut, aber du musst auch verstehen, dass ich Antworten auf meine Fragen haben möchte. Schließlich sind die Kerle hinter mir her!»
«Das ist mir klar, aber …» Rosie zuckte mit den Achseln.
Natürlich konnte Rebecca verstehen, wenn sie schwieg, weil sie es versprochen hatte. Doch diese Geheimniskrämerei war hier fehl am Platz. Diese Typen hatten versucht sie umzubringen.
«Hier geht es um mein Leben!»
Betroffenheit zeichnete sich auf Rosies Gesicht ab. «Ich … es tut … mir leid …»
«Das reicht mir nicht.»
Wie konnten Rosie und auch Aaron dennoch schweigen? Nur wenn Rebecca mehr über die Hintergründe erfahren würde, hätte sie vielleicht eine Chance gegen ihre Gegner vorzugehen. Rosies Verhalten brachte sie auf. Dennoch wusste Rebecca, trotz der kurzen Zeit, die sie sich erst kannten, dass sie von Rosie nicht mehr erfahren würde. Enttäuscht wandte sich sie um und lief die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer.
Rebecca schaltete den Fernseher ein. Das hätte sie besser lassen sollen, denn wieder wurde über den Leichenfund einer jungen Frau berichtet. Veronica Bale aus San Diego. Rebecca erstarrte. Es war ihre ehemalige Kommilitonin, mit der sie viel Zeit verbracht hatte. Auch sie, so hieß es in dem Bericht, sei Opfer religiöser Fanatiker geworden.
Was verband diese Frauen mit den Apokalyptikern? Und was mit ihr? Es musste einen Zusammenhang geben, das spürte sie. Sie kaute im Geist alle Möglichkeiten durch, ohne zu einem Ergebnis zu kommen.
Das Brennen an ihren Armen kehrte schlagartig zurück. Rührte es wirklich nur vom Stress oder warnte es sie vor etwas? Besaßen die anderen Frauen vielleicht ähnliche Fähigkeiten? Warum hatte der Prediger, der vielleicht ihr Anführer war, sie gewarnt, anstatt sie festzuhalten und zu töten?
Die Puzzleteile wollten sich nicht zusammenfügen. Diese Fragen schwirrten unaufhörlich in ihrem Kopf herum, und es deprimierte sie zunehmend, dass sich immer wieder neue zu ihnen gesellten. Ihre Mutter hatte Gail gekannt. Vielleicht brachte sie Rebecca auf eine Idee. Sie wählte die Handy-Nummer ihrer Mutter und trommelte während des Rufzeichens mit den Fingern auf den Knien.
«Hi Mom, wie geht es euch?», fragte sie betont überschwänglich, sonst hätte ihre Mutter ihr gleich angemerkt, dass etwas nicht stimmte.
«Liebes, alles bestens. Und bei dir?»
Es tat so gut, ihre Stimme zu hören und zu wissen, dass sie wohlauf waren. «Gut. Mir geht es gut.»
«Wirklich? Du betonst das so.»
Verdammter Mutterinstinkt , dachte Rebecca.
«Nein Mom, mir geht es wirklich gut. Ich bin nur ein wenig aufgeregt und zähle die Stunden, bis ich bei euch sein kann.» Es bedrückte sie, ihrer Mutter etwas vorspielen zu müssen, aber sie wollte sie nicht beunruhigen. Sie würde sonst sofort zu ihr fliegen. «Mom, kannst du dich eigentlich noch an Gail Sheridan erinnern?»
«Gail Sheridan, Gail Sheridan … ja natürlich, war das nicht die sympathische, blonde Krankenschwester, mit der du auf dieser schrecklichen Party gewesen bist?»
«Ja Mom, genau diese Gail. Sie wurde ermordet. Sicher hast du in den Nachrichten davon gehört.»
«Nein, habe ich nicht. Das ist ja schrecklich. Becky, hattest du etwa noch … Kontakt zu ihr?»
Rebecca hörte einen ängstlichen Unterton aus der Frage heraus.
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