Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
«Nein, ich …»
«Na, dann ist es ja gut», fiel ihre Mutter ihr schnell ins Wort. Sie hörte sich zu erleichtert an, was Rebecca hellhörig werden ließ. Als befürchtete sie, Rebecca könnte weitere Fragen stellen, erzählte ihre Mutter von einer alten Schulfreundin, die sie neulich getroffen hatte.
Aber Rebecca blieb hartnäckig. «Mom, es werden noch weitere Frauen vermisst und es gibt eine Tote. Du kannst dich bestimmt noch an Mel’s Laundry erinnern?»
«Natürlich», antwortete ihre Mutter leise und Rebecca spürte ihre Anspannung, obwohl sie Tausende von Meilen von ihr entfernt war.
«Laura-Jane, Mel’s Tochter gehört auch zu den Opfern.»
Ihre Mutter schrie am anderen Ende der Leitung erstickt auf, dann herrschte bedrückende Stille.
«Mom? Bist du noch dran?», rief Rebecca in den Hörer.
«Ja», kam es leise zurück.
Sie kannte ihre Mutter gut genug, um zu wissen, dass sie diese Nachricht geschockt hatte.
«Eine weitere Frau aus Aberdeen wird ebenfalls vermisst. Und gestern wurde Veronica Bales Leiche gefunden, das habe ich eben in den Nachrichten gesehen. Alles Opfer einer Sekte. Du kanntest doch Veronicas Eltern. Hatten sie je mit einer Satanssekte zu tun?»
Sie mochte sich nicht ausmalen, wie ihre Mutter darauf reagieren würde, wenn sie ihr erzählte, dass auch sie entführt worden war.
«Nein, davon weiß ich nichts. Ich kenne sie nur als Nachbarn, mehr nicht.»
Plötzlich wirkte ihre Mutter kurz angebunden und in Rebecca verstärkte sich das Gefühl, dass sie vielleicht mehr wusste, als sie vorgab. «Mom, jetzt untertreibst du. Irgendeine Veränderung muss dir doch aufgefallen sein. Hat vielleicht im Ort jemand von der Apokalypse gepredigt, Flugblätter verteilt?»
«Nein, nein, da war nichts.»
Ihre Worte klangen nicht ehrlich. Welchen Grund hatte ihre Mutter, das zu verschweigen? War sie durch ihre Erfahrungen zu misstrauisch geworden? , fragte sie sich in Gedanken. Vielleicht, aber diese Entführungen und Morde waren nicht wegzudiskutieren.
«Mom, ich habe das Gefühl, dass du aus irgendeinem Grund nicht mit mir darüber reden willst.»
Wieder lachte ihre Mutter auf. «Wie kommst du denn darauf, Liebes?»
«Würdest du das auch noch abstreiten, wenn ich das nächste Opfer wäre?»
Vielleicht konnte sie ihre Mutter damit fangen.
«Liebes, so was darfst du nicht mal denken! Du machst mir Angst! Ist dir jemand gefolgt? Hat dich jemand bedroht?» Die Angst ihrer Mutter war deutlich herauszuhören.
«Wie kommst du darauf, jemand könnte mir gefolgt sein und mich bedrohen, Mom? Du weißt mehr, ich spüre das.»
«Becky, ich … es ist … ich kann dir das jetzt nicht am Telefon erklären. Lass uns in Ruhe drüber reden, wenn du zurück bist, ja?»
«Warum nicht jetzt?»
«Bitte, versteh doch, ich werde dir später alles erklären …»
Rebecca hörte unten die Haustür klappen und Schritte. «Okay, du musst es mir versprechen.»
«Ja, mache ich.»
«Ich muss jetzt Schluss machen, Mom. Bis bald.»
Rebecca legte auf und rannte zur Tür. Sie konnte seine Anwesenheit durch das Hämmern ihres Herzens spüren. Aaron war zurückgekehrt. Es durchströmte sie ein unglaubliches Glücksgefühl. Jetzt hörte sie auch seine und Rosies Stimme unten im Flur. Vor Erleichterung hätte sie fast aufgeschrien.
Als sie die Galerie betrat, sah sie ihn unten vor dem Rezeptionstresen stehen, dominant, Furcht einflößend. Alles an ihm strahlte eine unerbittliche Entschlossenheit aus, die jeden Gegner in die Flucht schlagen würde. Schmerz und Zorn lagen in seinem Blick und weckten in ihr den Wunsch, ihn tröstend zu umarmen. Als sie die Treppe hinunterlief, sah er auf.
«Rebecca.»
Obwohl seine Lippen sich nicht bewegten, schwebte ihr Name durch den Raum. Sein Blick hielt ihren fest, und es schien außer ihm nichts zu existieren. Auch Rosie stand wie gelähmt da und starrte ihn wie einen Geist an. Dann fiel die Starre von ihr ab und sie warf sich mit einem Erleichterungsschrei in die Arme ihres Bruders. Rebecca konnte erkennen, wie er die Lippen zusammenpresste, bevor er seine Schwester sanft von sich schob.
Rosie sah zu ihm auf. «Was ist, Aaron?», fragte sie mit zittriger Stimme.
«Nichts. Alles in Ordnung, Rosie.»
Aaron küsste sie aufs Haar. Er log. Rebecca spürte seine Schmerzen. Die eben noch empfundene Freude über seine Rückkehr wechselte in Besorgnis.
«Du bist verletzt», sagte sie und ging auf ihn zu.
Aaron wich einen Schritt zurück und hob abwehrend die Hände. «Nicht
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