Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Gesicht sehen. Doch wenn er sich weiter vorbeugte, könnte die Bewegung seine Anwesenheit verraten. Verdammt!
Was trieb sie dazu? Neugier? Verzweiflung? Ihre Eltern?
Aaron presste die Kiefer fest zusammen und unterdrückte ein Knurren.
«Ich lasse mich nicht so leicht abspeisen. Es war abgemacht, dass ich ihn hier persönlich treffe.»
Mutig reckte Rebecca das Kinn vor und straffte die Schultern. Genauso mutig, wie sie den Nephilim mit dem Stuhlbein geschlagen hatte. Und doch lag da ein seltsames Glitzern in ihren Augen, wie er es noch nie zuvor bemerkt hatte.
«Da hast du Pech gehabt, Babe.» Die beiden lachten hämisch.
«Dann ziehe ich den Deal eben allein durch.»
Was hatte sie nur vor?
Die Nephilim rückten dichter zusammen, bis sich ihre Schultern berührten. Eine Gestalt schälte sich aus dem dunklen Tunnel. Aaron hielt den Atem an. Der Verkünder! Seine Engelsrune am Hals pulsierte. Er musste Seraphiels Nephilim sein. Endlich bot sich Aaron die Gelegenheit, sich zu rächen.
«Meinst du den Deal?»
Der Anführer ging langsam auf sie zu, die beiden Nephilim wichen beiseite, um ihn durchzulassen. Was konnte sie nur mit dem Deal meinen? Wut und Enttäuschung ballten sich in Aaron zu einer explosiven Mischung zusammen.
«Komm herunter, Blutengel. Ich weiß, dass du dort oben bist!», rief der Verkünder zu ihm herauf.
Aaron schlüpfte aus dem Mantel, der ihn im Kampf nur beengt hätte, zog das Schwert aus der Scheide und schwang sich über das Geländer. Nur einen Atemzug später landete er vor seinem Feind. Die schmalen Lippen seines Widersachers verzogen sich zu einem boshaften Grinsen.
«Du willst doch den Kampf? Den kannst du haben.»
Der Verkünder holte unter dem geschlitzten Talar, der einen roten Stehkragen hatte, ein Schwert hervor. Aaron kniff die Augen zusammen. Das eingravierte Symbol auf dem Schwert seines Gegners war eine abstrakte Flamme.
Woher hatte dieser Mistkerl dieses Engelsschwert? Eine solche Waffe musste sich ein Blutengel oder Nephilim während seiner Ausbildung verdienen. In den Reihen der Engel und ihrer Verbündeter gab es also einen Verräter! Aarons Hände umklammerten den Knauf fester. Er belauerte seinen Gegner. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass die Nephilim zurückwichen.
«Rebecca, komm hierher!», rief er ihr zu.
Sie antwortete nicht, und als er sich umsah, war sie verschwunden. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Rebecca wäre niemals blindlings in den Tunnel gelaufen.
Dämonen war es möglich, Trugbilder zu erschaffen. Er musste auf eines hereingefallen sein. Warum spürte er dann nicht dessen Gegenwart?
Aaron wischte diese Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf sein Gegenüber. Es gab viele Nephilim, die mit einem Schwert umzugehen vermochten, aber nur besonders Talentierte wurden tatsächlich unterrichtet. Der Verkünder gehörte wegen seines Vaters zu denjenigen, die niemals den Palazzo degli Angeli betreten durften. Aber hatte Ernest nicht davon gesprochen, dass der Sektenführer in Rom gewesen war?
Der Verkünder startete mit einer gezielten Attacke, der Aaron jedoch ausweichen konnte. Die Wendigkeit und Geschicklichkeit seines Gegners überraschte Aaron. Kaum dass er diesen Gedanken beendet hatte, schwang sein Widersacher das Schwert erneut. Blitzschnell drehte Aaron sich und wehrte den Hieb ab. Die Klingen stießen klirrend zusammen, Flammen schossen hervor und verloschen wieder, als die Schneiden sich trennten.
«Du wirst für Cynthias Tod büßen!»
Aarons Wut steigerte die Wucht seiner Schläge, mit denen er den Verkünder in die Defensive trieb.
«Sie hat es nicht anders verdient», keifte sein Erzfeind zurück, sprang hoch und wirbelte dann herum, um seinen Hieb bei Aaron zu platzieren.
Ein typischer Trick seiner Lehrmeister in Rom , kam es Aaron in den Sinn. Die bittere Erkenntnis, dass es in ihren Reihen einen Verräter gab, entlud sich in seiner Wut und steigerte Tempo und Kraft seiner Schläge. Wie eine silbrig glitzernde Mondsichel sauste sein Schwert nur knapp über dem Kopf des Gegners vorbei, der sich geschickt wegduckte. Er musste diesen teuflischen Priester vernichten.
Seine Routine und die Kampferfahrung zahlten sich jetzt endlich aus und schnell drängte er den Verkünder zurück. Er sah die Schweißperlen auf dessen Stirn und hörte sein Keuchen. Mit einem gezielten Treffer plante Aaron, ihm das Schwert aus der Hand zu schlagen. Er setzte zum entscheidenden Hieb an, als er eine Bewegung neben sich wahrnahm.
Der
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