Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
ab und sah immer wieder unentschieden auf Rebeccas Telefonnummer, die Rosie ihm gesimst hatte. Sollte er sie anrufen? Besser nicht. Oder doch?
Anrufen. Er musste wissen, wie es ihr ging. Sein Unterbewusstsein hatte sich längst entschieden und ließ seine Finger die Nummer eintippen. Vielleicht würde er es bereuen, aber er konnte nicht anders. In San Francisco war es jetzt früher Vormittag. Das Rufzeichen ertönte und Aaron war versucht aufzulegen. Rebecca wollte ihn nicht sprechen. Doch die Sorge um sie überwog.
«Hallo?»
Allein ihre Stimme weckte Sehnsüchte in ihm. Sein Herz schlug so heftig, dass er glaubte, es wollte aus seiner Brust springen.
«Hallo? Wer ist denn da? Melden Sie sich gefälligst.»
«Rebecca, ich bin’s, Aaron», sagte er schnell, bevor sie wieder auflegte.
Stille. Er glaubte zuerst, sie hätte aufgelegt, bis er sie atmen hörte. «Hallo, Aaron», antwortete sie nach einer Weile heiser.
Wie kühl sie klang. Er konnte die Kluft zwischen ihnen spüren. «Du hast meine Nummer sicherlich von Rosie.»
Sicher fühlte sie sich von seiner Schwester verraten.
«Ja, stimmt. Sie macht sich große Sorgen um dich. Sie weiß nicht, dass ich dich anrufe. Sie hat mir von deiner Begegnung mit Ariel erzählt. Er ist extrem gefährlich. Er ist ein …»
«Renegat, ich weiß», ergänzte sie. «Aaron, danke, eure Sorge rührt mich, aber ich muss da allein durch. Die haben mich bisher in Ruhe gelassen. Bestimmt haben die längst aufgegeben.»
Aufgeben? Weder Ariel noch die Apokalyptiker würden sich von ihrem Vorhaben abbringen lassen. Nachdem sie mehrmals in deren Fänge geraten war, musste Rebecca doch einleuchten, in welcher Gefahr sie weiterhin schwebte. Allein die Tatsache, dass Ariel ihr jetzt in San Francisco aufgelauert hatte, musste sie doch überzeugen. Diese Unvernunft passte nicht zu der sonst so überlegten Rebecca. Irgendetwas stimmte nicht. Vielleicht wurde sie erpresst oder bedroht?
Verdammt, wenn er doch jetzt nur bei ihr sein könnte!
«Das glaubst du doch selbst nicht. Die geben nicht auf, die warten eine Zeit ab und versuchen es wieder. Ich werde so schnell wie möglich Alegra …»
«Bitte, Aaron, das ist lieb von dir, aber ich möchte das nicht. Ich komme schon allein klar.»
Hatte er sie eben richtig verstanden? Was war nur in sie gefahren? Er rannte verzweifelt im Zimmer auf und ab und suchte nach Argumenten, die sie überzeugen würden.
«Hast du vergessen, was dir in New York passiert ist?», rief er verzweifelt über ihre Unvernunft.
«Nein, natürlich nicht.» Sie seufzte.
«Rosie hat dir doch die Adresse von der Buchhandlung gegeben, in der Alegra arbeitet. Du musst so schnell wie möglich zu ihr. Hörst du, du musst . Versprich mir das. Und vermeide es irgendwo allein hinzugehen, vor allem in der Dunkelheit.»
Die Angst um sie brachte ihn fast um den Verstand. Rosie hatte recht, sein Herz befahl ihm, Rebecca zu Hilfe zu eilen. Doch wenn er den Auftrag in Rom nicht erfüllte, riskierte er ebenso ein Verstoßener zu werden wie Ariel. Verdammt! Die Zeit rannte ihm davon.
«Ich werde darüber nachdenken.»
Noch nie hatte er sich so hilflos gefühlt wie jetzt. «Rebecca, ich erkenne dich nicht mehr wieder. Was ist denn los?»
Schweigen am anderen Ende der Leitung. Warum zur Hölle antwortete sie denn nicht?!
«Du brauchst meine Hilfe. Ich werde zu dir kommen», entschied er. «Bis ich in San Francisco eintreffe, wird Alegra sich um dich kümmern.»
«Nein, auf keinen Fall!», wehrte sie ab. «Bitte, Aaron, das brauchst du wirklich nicht. Du hast doch deinen Job und Auftrag und bist nicht …»
«Der Mann an deiner Seite. Das meinst du doch?» Die erneute Zurückweisung schnitt sie wie ein Messer in sein Herz.
«Du und Rosie … ihr seid meine Freunde und … »
Freund? Er wollte ihr nicht nur ein guter Freund sein.
«… und Freunde helfen sich.»
«Ja, schon, aber das geht nicht.»
«Warum denn nicht?»
Vielleicht verstand sie, wenn er ihr klar machte, was er für sie fühlte: «Es gibt etwas, dass ich dir schon damals sagen wollte. Als Rosies Pension brannte, habe ich befürchtet, du wärst darin umgekommen. In diesem Augenblick habe ich begriffen, dass du mir etwas bedeutest. Ich habe zigfach bereut, dass ich es dir nicht mehr sagen konnte, bevor du nach San Francisco geflogen bist. Dass ich dich nicht gebeten habe, uns eine Chance zu geben. Und auch dass es mir wegen deiner Eltern leid tut. Ich wollte, dass du das weißt.»
«Danke. Wenn es dich
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