Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
ihre Übungen vollführten. Alessandro drückte mit den Fingern gegen eine der Glasflächen und der Spiegel schwang auf. Dahinter befand sich ein Sammelsurium an Schwertern, Degen und Säbeln in allen Größen und Gewichten, fein säuberlich in einem Regal aufgereiht.
Er zog ein Schwert heraus und deutete auf Aarons. «Möchtest du mit diesem kämpfen oder dir von denen eines aussuchen?»
«Ich würde gern mein eigenes holen», entgegnete Aaron.
«Diese hier sind genauso gut. Oder suchst du nach einem Grund, dem Kampf auszuweichen?»
Aaron überging die Provokation. Das Schwert mit der Feuergravur war zwar schwerer als sein eigenes, aber ausreichend.
«Ich entscheide mich für das hier.» Er schwang es durch die Luft, schleuderte es hoch und fing es wieder auf.
«Willst du nur dem Jungen imponieren oder hast du noch mehr drauf?», provozierte ihn Alessandro, bevor sie sich in die Mitte des auf den Boden gezeichneten Kreises stellten.
Sie hielten die Schwerter vors Gesicht. Aaron war klar, dass es hier um mehr als nur einen Übungskampf ging. Auf Alessandros Kommando hin traten sie rückwärts, bis sie die äußere Kreislinie erreichten. Aaron musterte seinen Gegner aus zusammengekniffenen Augen. Wenn sich Alessandros Taktik mit den Jahren nicht geändert hatte, würde er sich defensiv verhalten und auf seinen Angriff warten. Sie umkreisten sich auf der Linie und taxierten einander.
«Mal sehen, wie viel du verlernt hast, Aaron! Gegen Dämonen zu bestehen ist schließlich keine Kunst!», rief sein Lehrmeister aus und lachte.
Ach, ja? Du musst dich auch keinem stellen, dachte Aaron verärgert, doch er durfte sich nicht provozieren lassen.
«Gleich werden dir die Augen übergehen», antwortete er.
«Dann beweise es, Blutengel.»
Alessandro schoss nach vorn und holte mit dem Schwert aus. Aaron reagierte blitzschnell und sprang zur Seite. Der unerwartete Angriff und die Schnelligkeit seines Mentors verblüfften ihn. Er startete eine weitere Attacke, die Aaron ebenfalls erfolgreich abwehrte.
Alessandro wirkte nicht mehr so souverän und ruhig wie früher, sondern kämpfte mit einer ungewohnten Verbissenheit. Die Schwertklingen schlugen in immer schnellerem Rhythmus gegeneinander.
Sein Lehrmeister sprühte vor Kampflust und schwang das Schwert, als ginge es um Leben und Tod. Sein Gesicht war maskenhaft und die Schläge voller Wucht und Entschlossenheit, als wollte er Aaron um jeden Preis töten.
Angriff auf Angriff folgte, härter, präziser. Sie forderten Aaron alle Konzentration ab. Er erschrak über das düstere Glitzern in den Augen seines Mentors. Es schien, als wäre dessen Maske gefallen, und er zeigte nun sein wahres Gesicht. Giorgio schrie auf, als Alessandros Schwert nur knapp Aarons Schulter verfehlte.
«Sandro, ich dachte, das wäre ein Trainingskampf.»
Aaron sah flüchtig zu Giorgio hinüber, dessen Blick ängstlich von einem zum anderen flog. Aaron ließ sein Schwert sinken, bereit es fortzuwerfen.
«Du hättest den Schlüssel im Waffenschrank nicht stecken lassen sollen.»
Alessandro hatte also gewusst, dass er im Ankleidezimmer war. Er hätte umsichtiger sein müssen. Zu spät.
«Deshalb werde ich dir eine Lektion erteilen, die du nicht vergessen wirst.»
Eine weitere Attacke seines Mentors folgte. Im letzten Augenblick gelang es Aaron, sich zu ducken. Alessandro schien wie im Rausch. Unter den heftigen Hieben brach Aarons Schwertspitze ab, fiel klirrend auf den Boden und schlitterte über das Parkett.
Triumph und Mordlust lagen in Alessandros Augen. «Wie schnell sich das Blatt doch wenden kann, Blutengel.»
«Noch ist der Kampf nicht zu Ende.»
Anstelle einer Antwort holte sein Mentor erneut aus, sprang in die Luft und vollführte eine Schraube, um Aaron im Flug mit dem Schwert zu treffen. Genau so hatte es der Verkünder versucht. Das Feuerzeichen auf dem Schwert sowie diese Taktik sprachen dafür, dass Alessandro Seraphiels Nephilim ausgebildet hatte.
«Du?! Du hast den Verkünder unterrichtet? Entgegen des Verbots!», brüllte Aaron durch den Saal und wehrte den nächsten Schlag ab.
Alessandro lachte höhnisch. «Eure Verbote kümmern mich nicht.»
Seine Stimme klang nun eine Oktave tiefer und verzerrt. Schweiß perlte von seiner Stirn und er keuchte, als Aarons Attacke ihn zurückdrängte.
«Warum?», rief Aaron und wich dem nächsten Hieb aus.
Mit diesem Stumpf hatte er kaum eine Chance gegen das Engelsschwert seines Lehrmeisters. Ein weiteres Aufeinanderprallen ließe
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