Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)

Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)

Titel: Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Landers
Vom Netzwerk:
fingerte nach dem Schlüssel. Mit seinen Kinderhänden war es ihm wesentlich leichter gefallen, das Metall in dem schmalen Fach zu ertasten. Mit dem kleinen Finger zog er den Schlüssel schließlich an den Rand, bis er ihn herausnehmen konnte.
    Noch immer fühlte er sich unwohl dabei, in den Schränken seines Freundes zu wühlen, aber der Verdacht lastete zu schwer auf Alessandro, als dass Aaron aufgeben konnte. Der Waffenschrank befand sich in der angrenzenden Ankleidekammer.
    Als er die Tür öffnete und das Licht einschaltete, fiel sein Blick auf die gebügelten schwarzen Anzüge, die sein Lehrmeister trug. Früher hatte Alessandro den Schrank offen im Büro aufgestellt, bis Aaron und Daniel, ohne ihn zu fragen, zwei Schwerter für einen Kampf herausgenommen hatten. Scharfe Klingen, die dem Ganzen einen gewissen Nervenkitzel verliehen hatten. Alessandro hatte sie dabei ertappt und für mehrere Wochen von den Trainingskämpfen ausgeschlossen. Eine harte, aber wirksame Bestrafung.
    Aaron steckte den Schlüssel ins Schloss und öffnete den Schrank. Degen, Florette und Schwerter aus vergangenen Jahrhunderten glänzten vor dunklem Hintergrund. Jede Waffe trug eine Gravur, jedoch kein Engelssymbol. Aaron fiel auf, dass eine Halterung leer war, und er suchte nach der fehlenden Waffe. Im untersten Fach fand er sie. Es war eine Glefe, eine stangenförmige Kriegswaffe mit einem ornamentverzierten Knauf, das Prunkstück eines Ritters aus dem 14. Jahrhundert, auf die sein Lehrmeister besonders stolz war.
    Vorsichtig zog Aaron sie heraus und erkannte eine Verfärbung an der Spitze. Mit den Fingernägeln schabte er eine dünne, rotbraune Kruste ab und roch daran. Ein metallischer Geruch, der auf Blut schließen ließ, noch nicht sonderlich alt.
    Vermutlich hatte Alessandro seine Gegenwart im Haus des Kardinals gespürt, war durch das Fenster getürmt und hatte nach seiner Rückkehr in den Palazzo die Waffe in aller Eile zurückgelegt, ohne das Blut abzuwischen. Danach schien er sie vergessen zu haben. Doch wo war die Frau geblieben?
    Aaron war sich ziemlich sicher, dass es sich um die Waffe handelte, mit der Kardinal Rossi ermordet worden war. Alessandro war der Täter oder er wusste, wer den Mord verübt hatte. Die Enttäuschung traf Aaron dennoch stärker als erwartet, und er brauchte einen Moment, bis er sich gefasst hatte. Dann legte er die Glefe wieder zurück in den Schrank und schloss die Tür.
    Plötzlich hörte er eilige Schritte auf dem Korridor und löschte das Licht. Die Tür zu Alessandros Zimmer öffnete sich. Sofort wusste Aaron, dass sein Mentor zurückgekommen war. Er konzentrierte sich darauf, seine Gedanken abzuschotten, so wie er es ihm einst beigebracht hatte. Einen Augenblick lang erwog er, die Glefe zu nehmen und ihn mit der Wahrheit zu konfrontieren, doch dann hörte er Alessandro telefonieren.
    «Wir haben ein Problem, Joshua.»
    Sein Mentor rückte den Stuhl zurecht und setzte sich. Joshua? Der Verkünder? Aaron hielt den Atem an und lauschte.
    «Ja, es ist Aaron. Er ist plötzlich hier aufgetaucht und schnüffelt überall herum.»
    Alessandro steckte sich einen Zigarillo an, dessen süßlicher Duft zum Ankleidezimmer herüberwehte und Aaron zum Husten reizte. Mühsam unterdrückte er ein Räuspern. Er hatte Rauch noch nie vertragen.
    «Keine Sorge, ich kümmere mich um ihn. Ist Julia endlich mit dem Exsolutio angekommen? Gut. Ich werde den Blutengel hier so lange ablenken, bis ihr eure Aufgabe erledigt habt. Was ihr jetzt mit dieser Veronica Bale machen sollt? Luzifer wartet auf ihre Seele. Seid schneller als Ariel. Ihr wisst Bescheid.»
    Aaron ballte die Hände. Hatte Rebecca nicht Veronica Bale erwähnt? Aaron wollte seinen Mentor zur Rede zu stellen, als Alessandro sich plötzlich seinem Versteck näherte. Im letzten Moment beschloss er, sich ihm nicht zu zeigen, und presste sich dicht an die Wand. Doch es bestand die Gefahr, dass er seine Gegenwart spürte.
    Aaron bereute, sein Schwert nicht dabei zu haben. Die Waffen im Schrank waren für einen Kampf ungeeignet. Alessandro blieb vor der Tür stehen. Aaron hielt den Atem an und lauschte. Leider war es ihm nicht möglich, Alessandro durch den Türspalt zu sehen, und er wagte keine Bewegung.
    Sein Lehrmeister verharrte und Aaron glaubte, er spüre seine Gegenwart. Doch dann drehte er sich um und verließ das Zimmer. Aaron wartete noch ein paar Minuten, bevor er sich vorbeugte, den Schlüssel abzog und zum Sekretär lief, um ihn wieder im Geheimfach

Weitere Kostenlose Bücher