Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
seine Klinge in alle Teile zersplittern. Er sah zum verspiegelten Schwerterschrank hinüber.
«Weil die Zeit gekommen ist, dass ihr für das büßt, was ihr uns angetan habt! Immer habt ihr in uns Nephilim Abschaum gesehen. Ihr Blutengel glaubt, etwas Besonderes zu sein, aber ihr seid genauso Sklaven eures Schicksals wie wir.»
«Wie kommst du darauf, ich könnte auf dich herabsehen?»
«Schweig. Du warst der Schlimmste von allen. Du wolltest so sein wie dein Vater, hast ihm nachgeeifert, damit er stolz auf dich ist. Und deine dich ach so liebende Mutter, die für dich gestorben ist, ohne preiszugeben, wo du bist. Ich habe dich dafür gehasst.»
Erst jetzt wurde Aaron bewusst, wie sehr Alessandro unter der mangelnden Zuwendung und Anerkennung seiner Eltern tatsächlich gelitten haben musste, spürte seine Verzweiflung, seinen Schmerz. Wie gut sein Mentor seinen Hass all die Jahre vor ihm verborgen hatte. Dabei hatte er immer geglaubt, sie wären Freunde. Das erschütterte ihn. Vor ihm schien ein Fremder zu stehen. Wahnsinn glitzerte aus den schwarzen Augen seines Lehrmeisters. Das war nicht mehr der Alessandro, dem er blind vertraut hatte.
«Wie konntest du dich nur Luzifer anschließen? Warum, verdammt noch mal hast du das getan?», rief Aaron voller Verzweiflung.
«Weil mein Platz dort ist», schleuderte Alessandro ihm entgegen. «Ich werde an seiner Seite kämpfen, euch niederwerfen und ausrotten.»
«Dann hast du die Rechnung ohne mich gemacht.»
«Zu spät, Aaron, zu spät. Die Weichen sind gestellt. Seraphiel ist den Gewalten entkommen, um endlich seine Rache zu vollenden. Er wird sich mit Luzifer verbünden und seinen Nephilim finden, der die Seelenkette lösen wird. Nichts kann ihn daran hindern. Weder du noch die übrige Engelsbrut. Die Apokalypse ist nah.»
«Du bist ja völlig übergeschnappt!»
«Nein, ich habe die Wahrheit erkannt!»
Aarons Zorn ballte sich in seinem Inneren zu einer eisigen Faust. Seraphiel frei? Bluffte Alessandro nur oder war der verhasste Feuerengel tatsächlich den Gewalten entkommen?
Jeder Muskel in Aarons Körper spannte sich an, bereit zum Schrank zu sprinten und eines der Schwerter aus dem Regal zu greifen, um diesen unseligen Kampf zu beenden. Es waren nur wenige Schritte, aber er wusste, Alessandro war blitzschnell. Er besaß nur eine Chance, wenn er seinen Gegner ablenkte, ihn mit Worten provozierte, bis er die Beherrschung verlor und unaufmerksam wurde.
«Warum hast du Kardinal Rossi ermordet?»
Alessandros Miene verfinsterte sich. «Weil er die Nephilim gegen mich aufgehetzt hat und mir das Exsolutio nicht aushändigen wollte! Der Alte war so einfältig, seiner Nichte zu vertrauen. Sie hat es gefunden und an sich genommen. Ich habe es genossen, ihm das Fauchard in sein verbohrtes Herz zu rammen.» Er kicherte, dann versteinerte sich seine Miene schlagartig. «Und jetzt werde ich endlich das tun, worauf ich seit Jahren gewartet habe: dich vernichten, Aaron.»
Mit lautem Gebrüll stürzte sich Alessandro auf ihn, bereit, ihm das Schwert ins Herz zu stoßen. Auch jetzt gelang es Aaron auszuweichen, aber die Schwertklinge seines Mentors schlitzte ihm den Arm auf. Blut sickerte aus der Wunde, tropfte auf den Boden und bildete binnen weniger Sekunden eine Lache. Der Schnitt brannte höllisch und steigerte seinen Zorn. Alessandro wirbelte herum, ein zweiter Versuch folgte.
Aus dem Augenwinkel sah Aaron Giorgio, der atemlos mit dem Schwert in den Saal gerannt kam. «Hier!», rief er und warf es Aaron zu, der mit seinem Mentor gleichzeitig hochsprang.
Aaron verdankte es seiner Körpergröße, dass er den Knauf vor seinem Widersacher greifen konnte. «Danke!», rief er im Flug dem Jungen zu.
Dann krachte er auf den Boden, rollte sich ab und rappelte sich im nächsten Moment wieder auf. Mit dieser Waffe gelang ihm nach wenigen Hieben ein präziser Treffer, der das Schwert seines Gegners hochwirbelte. Es flog gegen den nächsten Spiegel und zertrümmerte ihn. Splitter regneten auf den Boden.
«Schnell, Giorgio!», rief er dem Jungen zu, der sofort verstand und sich nach der Waffe bückte.
Alessandro brüllte wütend auf und visierte den Schrank mit den Schwertern an. Aaron setzte ihm nach, packte ihn an der Jacke und riss ihn um. Sein Lehrmeister knallte frontal gegen den Spiegel, der in der Mitte riss, und rutschte mit dem Gesicht am Glas hinunter. Aaron zerrte ihn wieder auf die Beine und drehte ihn um, bevor er ihm die Schwertklinge an die Kehle drückte. Nur ein
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