Aaron: Blutengel Band 2 (German Edition)
Telefon gesagt hatte, er wolle nach San Francisco kommen, war sie in Panik geraten und hatte sich nicht anders zu helfen gewusst, als ihn erneut abzuweisen, in der Hoffnung, er würde dann seinen Plan fallen lassen. Auch wenn ihr Herz ihn sich so sehr herbeiwünschte.
Sie legte die Bürste weg und griff nach dem Handtuch. Konzentrier dich . Leichter gesagt als getan. Nie hatte sie sich so verwirrt und ausgelaugt gefühlt wie jetzt. Als sie ihre Arme trocken rieb, zuckte sie vor Schmerz zusammen. Ihre Haut brannte wieder, und sie griff nach der Brandsalbe, die auf der Ablage lag. Während Rebecca sie vorsichtig auf den schmerzenden Stellen verrieb, drängten sich ihr Visionen auf. Ihr wurde schwindlig und sie musste sich abstützen.
Sie sah sich wieder auf der Flucht vor einem Unbekannten eine endlose Straße zwischen brennenden Häusern entlangrennen. Die Verzweiflungsschreie Sterbender erklangen aus den Häusern und schwollen bis zur Unerträglichkeit an. Ein rotes Backsteinhaus am Ende der Straße stoppte ihren Lauf.
Sie hörte die Schritte ihres Verfolgers dicht hinter sich und konnte sich nicht umdrehen, ihre Füße waren mit dem Boden verwachsen. Ihr Herz dröhnte wie ein Hammer, der auf einen Amboss schlug. Mit einem Knall zersplitterte eine Scheibe vor ihr. Die Erde brach auf und eine Feuermauer loderte daraus empor.
Augenblicklich verstummten die Schreie und eine bleierne Stille legte sich über alles. Sie spürte den Tod, der hinter ihr seine schwarzen Flügel nach ihr ausstreckte.
Geh endlich durchs Feuer und du wirst erneut geboren werden. Folge der Spur der Flammen und erkenne die Wahrheit, wer du bist und welches Schicksal dich erwartet.
Trotz des Feuers fröstelte sie. «Wer bist du? Zeig dich! Ich will dein verfluchtes Gesicht sehen!», schrie sie.
Tief in ihrem Innern spürte sie, dass dieses Geflüster Macht über sie gewänne, wenn sie diesen Schritt machte. Es würde seine glühenden Finger um ihr Herz schließen und es verbrennen.
Ein Blick von mir lässt dich wie ein Stück Holz verglühen. Geh ins Feuer und ich zeige mich dir.
« Damit du meine Seele frisst? Niemals!»
Du musst. Es ist deine Bestimmung oder deine Seele wird für immer in die ewige Finsternis verdammt, die wir Gehenna nennen.
Aus den Häusern krochen Flammenschlangen und schnitten ihr den Rückweg ab. Glühende Zungen schossen aus ihren weit aufgerissenen Mäulern hervor und zwangen Rebecca, sich dem Feuer zu nähern, wenn sie ihnen entgehen wollte.
Panik stieg in ihr auf. Eher würde sie sterben, bevor sie einen Schritt in die Flammen trat. Es musste doch einen Ausweg geben! Die Flammenschlangen züngelten nach ihr und ihre Furcht schlug in Verzweiflung um.
Du kannst mir nicht entkommen, Rebecca. Es ist der Ring des Feuers, der unsere Seelen für immer vereint. Folge mir.
Jetzt trennte sie nur noch eine Handbreit von der Feuermauer. Die Hitze brannte auf ihrem Gesicht und raubte ihr den Atem. Gleich wäre alles vorbei. Es gab keinen Ausweg, keine Rettung, keine Hoffnung.
Doch wie durch ein Wunder entstieg ein Mann unversehrt dem Feuer. Jede Kontur seines Körpers zeichnete sich unter seiner Kleidung ab.
Aaron! Er musterte sie mit durchringendem Blick, als könnte er bis in ihre Seele blicken. Hoffnung keimte in ihr auf. Er würde sie retten.
Aber dann sah sie das Schwert in seiner Hand aufblitzen und die Entschlossenheit in seinem Gesicht, die ihr seine Absicht verriet. Er holte mit dem Schwert aus …
Schweißgebadet und keuchend war Rebecca aus dem Albtraum erwacht. Immer wieder war es Feuer, das eine wichtige Rolle spielte.
Eine Hand legte sich auf ihre Schulter. Sie zuckte wie unter einem Stromschlag zusammen. In ihrem Kopf drehte sich alles. «Rebecca, ist alles okay mit dir?»
Fran klang weit entfernt. Rebeccas Hände zitterten.
«Nur eine Minute, Fran», antwortete sie. «Mir war eben etwas schwindlig.»
«Soll vielleicht jemand anderes übernehmen?»
Fran klang besorgt.
«Nein, nein, es geht schon wieder. Ehrlich.»
«Sind Sie so weit, Dr. Clancy?»
Die volltönende Stimme des Anästhesisten Craig Farlow holte sie schließlich mit einem Ruck in die Realität zurück.
«Ja, ja, natürlich», antwortete sie noch immer leicht benebelt und ließ sich von einer der Schwestern die Latex-Handschuhe überstreifen, bevor sie ihrem Kollegen in den OP folgte. Zu ihrer Erleichterung verflog die Benommenheit, als sie an den Operationstisch herantrat und ihr Geist wie ein Scanner den vor ihr liegenden
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